Eine lange und reiche Geschichte

500-Jahr-Feier in historischem Ambiente: die Mühle ohne Bach und heutige Jugendherberge

ROTHENBURG – Mehr als 100 Gäste würdigten kürzlich das 500-jährige Jubiläum der Roßmühle, die Mühle ohne Bach. Wenn auch im Laufe der zweistündigen Feier viele Details präsentiert wurden, sollte es kein Seminar über Mühlentechnik werden, sondern eine wohlwollende Einschätzung der Bedeutung des Baus für die Stadt und ihre Bürger.

Lothar Schmidt steht vor dem projizierten Leinwandmotiv mit der brennenden Roßmühle.

Lothar Schmidt steht vor dem projizierten Leinwandmotiv mit der brennenden Roßmühle.

Eingeladen hatte der Förderverein Taubermühlenweg. Vorsitzender Lothar Schmidt begrüßte Rothenburgs Oberbürgermeister Walter Hartl, Bürgermeister aus Orten am Mühlenweg, einige Mitglieder des Stadtrats und zahlreiche Taubermüller- und Müllerinnen sowie viele interessierte Bürger. Die Feierstunde wurde musikalisch begleitet vom Duo Ruth Baum und Oswin Voit mit mittelalterlichen Melodien auf Gitarre und Blockflöte.

Walter Hartl beglückwünschte in einem Grußwort den Taubermühlenverein zu seiner guten und wichtigen Arbeit mit Fokussierung auf die Mühlen, Erhalt der Wasserräder und Wasserechte, die Dokumentation des Vorhandenen. Die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein und die Begeisterung für das Mühlenwesen mit der Durchführung der beliebten Mühlenführungen seien eine fundierte Bereicherung des Gästeangebots.

In einem kurzen Grußwort ging der Direktor des Reichstadtmuseums Dr. Hellmuth Möhring auf die Bedeutung des Vereins Alt Rothenburg ein, dessen Mitglieder wiederholt Artikel zum Mühlenwesen verfasst hatten. Prof. Dr. Konrad Bedal, Stadtheimatpfleger und früherer Leiter des Fränkischen Freilandmuseums, wies sich als Fachmann für Rossmühlen aus und hatte umfangreiche Beispiele ähnlicher Bauten in Mittelfranken und darüber hinaus.

Rossmühlen unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Antriebsart von Wasser- und Windmühlen, ihr Betrieb ist jedoch unabhängig von Wind- und Wettereinflüssen. So wundert es nicht, dass es neben den Reichsstädten viele große Höfe gab, die eine eigene Ochsen- oder Rossmühle betrieben. Oft sind es markante Gebäude wie in Rothenburg, weil ein großer Raum nötig ist für den Umritt der Tiere, ohne Stützen im Inneren und mit Verstärkungen der Außenmauern. So auch in Dinkelsbühl, Burgbernheim, Bad Windsheim, Augsburg und vielen anderen Städten

Den Untergang der Rothenburger Rossmühle 1952 in einem Flammenmeer schilderte Karl Thürauf als Augenzeuge beeindruckend und so anschaulich, dass die Zuhörer förmlich die Hitzeentwicklung spüren konnten. Er betont die ernsten Warnungen unter anderem vom Verein Alt Rothenburg und Feuerwehrhauptmann Fritz Huhn, nach denen die Handhabung von Feuerstellen und Verwendung von Verpackungsmaterial grob fahrlässig genannt werden muss. Detailliert erläuterte Lothar Schmidt Bauweise, Geschichte und Betrieb der Rothenburger Roßmühle. Er spannte den Bogen über die Errichtung 1516-1518, die Bedeutung in der Versorgung der Rothenburger Bürger mit Mehl, das Interesse an der ausgefeilten Mahltechnik, weit über die Grenzen Rothenburgs hinaus. Zu Zeiten kriegerischer Belagerung oder großer Trockenheit, wenn die Mühlen im Tal nicht arbeiten konnten, war die Roßmühle von größter Bedeutung für die Ernährung der Stadt.

Markanter Einschnitt war der Brand 1952. Seit 1957 dient das Haus als Jugendherberge und internationale Begegnungsstätte für die Jugend der Welt. Damit bleibt es lebendiges Zentrum des Rothenburger Spitalviertels und Wahrzeichen des mittelalterlichen Rothenburgs als „Mühle ohne Bach“.

Der frühere Herbergsvater Eduard Schmitz hatte aus verschiedenen Quellen Bilder und Skizzen gesammelt. Diese und umfangreiches Fotomaterial aus den 32 Jahren als Jugendherbergseltern präsentierte er in einem kurzweiligen Bildervortrag als Abrundung des Jubiläums. Anschließend lud Jörg Simon als Leiter der Jugendherberge zu einem Imbiss ein. tz

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