Beton, Stein oder Putz?
Rothenburger Berufsschüler zeigen ihr Können auf Gima-Fachmesse
ROTHENBURG – Schon einiges gelernt haben die Rothenburger Berufsschüler in ihrer Ausbildung zum Maler und Lackierer. Unter den geschulten Augen von zahlreichen Besuchern konnten sie ihr Können auf einer Fachmesse in Neunstetten beweisen und sogar langjährigen Fachkräften die neuesten Trends rund um den Kalkputz vorstellen.

Schüler zeigt wie’s geht: den Fachbesuchern wurden neueste Trends und Produkte vorgestellt. Fotos: Haas
Vor rund 2100 Besuchern aus dem Baubereich haben die 11. und 12. Jahrgangsstufen der Berufsschule Rothenburg ihr Können gezeigt – Dass die Schüler hier nicht zum ersten Mal Pinsel, Spachtel oder Kelle in der Hand haben, sieht man auf den ersten Blick. Dass hier Talent vorhanden ist, dachte sich auch die Firma Gima (Gipser- und Malerbedarf). Neben dem Verkauf von Produkten für Maler, Stuckateure und Trockenbauarbeiten, gibt das Unternehmen auch fachliche Seminare oder Vorträge. Seit mehreren Jahren kooperiert die Herriedener Firma mit der Berufsschule.
Im Januar bekamen die Auszubildenden demnach eine Zwei-Tages-Schulung über die Neuheiten verschiedener Putze auf Kalkbasis. Die angehenden Maler und Lackierer übten dabei unterschiedliche Arbeitstechniken und den Umgang mit den neuen Produkten, von denen sie begeistert waren. Daraufhin fragte die Firma Gima bei der Berufsschule an, ob die Schüler Interesse hätten, auf deren Fachmesse ihr bereits Gelerntes vorzuführen. Dieses Angebot wollten die Schüler nicht ablehnen.
Zwei Tage waren die 33 Schüler mit ihren Lehrern Markus Löschel und Günther Heckmann auf der Hausmesse in Neunstetten. Zur zehnten Gima-Fachmesse kamen die über 50 verschiedenen Aussteller nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Österreich und Frankreich. Von Putz und Stuck, über Farben bis hin zu Dämmsystemen – die zahlreichen Besucher, die selbst im Bauwesen tätig sind, konnten sich über die Vielfalt und Neuheiten informieren. Mitten im Geschehen hatte die Berufsschule ihren eigenen Stand. Markus Löschel, der selbst schon über 17 Jahre hauptberuflich Lehrer für Praxis und Theorie im Fachbereich Maler und Lackierer ist, lobte das Engagement seiner Schüler, die ihre Freizeit opferten, um auf der Messe ihr Können zu zeigen.
In jeweils zwei Gruppen aufgeteilt übernahmen die 16 Schüler der 11. Jahrgangsstufe am Freitag, und die 17 Schüler der 12. Klasse am Samstag, die Vorführungen auf der Fachmesse. Den Putz und andere Materialien für Schulungen oder Veranstaltungen stellt Geschäftsführer Roman Zahner der Berufsschule zur Verfügung. Die Vorführungen zum neuen Kalkputz, mit dem Wände in Beton-Optik gestaltet werden können, weckten das Interesse einiger Besucher.
Mit gekonnten Handgriffen zeigten die Schüler dann sogar manch erfahrenen Fachleuten, wie das Material aufzutragen ist und gaben ihr Wissen über das Produkt weiter. Auch vom sogenannten Steinputz waren nicht nur die Schüler begeistert. Die jungen Frauen und Männer modellierten Linien, Schriften oder Muster in den speziellen Putz ein und konnten so zeigen, dass man damit eine Wand auf unterschiedlichste Weise gestalten kann.
Es wurde abgeklebt, gemessen und bemalt. Auf weißen Wänden zauberten die Schüler mit der Hilfe von Klebebändern, Spachteln und eingefärbten Putzen abwechslungsreiche Muster und präzise Linien. So wurde auch gezeigt, welch intensive Töne man durch das Mischen von Farben erreichen kann. Mit schwarzem und orangenem Putz erzeugten die Schüler auch starke Kontraste an ihren Wänden.
Im Rahmen ihrer Ausbildung kommen die Lehrlinge (aus dem Landkreis Ansbach und Neustadt-Bad Windsheim) neun Wochen pro Jahr in die Rothenburger Berufsschule, acht Wochen verbringen sie in Nürnberg zur überbetrieblichen Ausbildung und die restliche Zeit arbeiten sie bei ihrem Ausbildungsbetrieb, wie unter anderem in Rothenburg. Mit der zweitägigen Schulung und dem Messeauftritt wurde auch in der Schulzeit viel Praktisches erlernt. Die Schüler kennen sich nun bestens mit den speziellen Materialien aus, erklärt Markus Löschel. Für die anstehende Gesellenprüfung wird der Lehrer deshalb beim Prüfungsausschuss eine Änderung anmelden. „Da sie jetzt alle fachlich bestens geschult sind, werde ich die Kalkputze in der praktischen Prüfung anfordern“, sagt der Berufsschullehrer.

Nadine (19) und Maximilian (20) modellieren den Steinputz.
Denn auch Putzarbeiten gehören zu den Grundkenntnissen eines jeden Malers. In diesem Bereich kennen sich die Schüler nun mit modernen Produkten und Trends auf Kalkbasis aus, was ein altbewährtes Material ist. Denn schon vor Jahrtausenden setzte man Kalk als Baumaterial ein. So wurden auch bedeutende Kultstätten der Griechen, Ägypter oder Römer mit der Basis von Kalk gebaut. Viele davon stehen auch heute noch, was die Qualität des Kalks unterstreicht. Heutzutage hat man das Jahrhunderte alte Material neu aufbereitet. Mit einem speziellen Putz auf Kalkbasis kann man zum Beispiel einen einfachen Styropor-Block zu einer Litfaßsäule werden lassen, die aussieht als wäre sie aus Beton. Eine Wand die optisch wie aufeinander gebaute Natursteine wirkt, kann allein durch das verputzen und modellieren eines Steinputzes geschaffen werden.
Dass die jungen Auszubildenden die Möglichkeiten haben, diese neuen Methoden auch selbst anzuwenden, freut ihren Lehrer Markus Löschel. Unter den Besuchern waren auch einige Ausbilder und Meister der verschiedenen Betriebe, bei denen die Schüler die meiste Zeit ihrer dreijährigen Ausbildung verbringen. So konnten auch die Chefs ihren Lehrlingen auf die Hände schauen und sehen, was diese in der Schule bereits gelernt haben. Da es den Berufsschullehrern sowieso wichtig ist, in Kontakt mit den Ausbildungsbetrieben ihrer Schüler zu stehen, war die Fachmesse eine gute Gelegenheit sich über die schulischen und praktischen Leistungen auszutauschen. ah
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