„Von den Kronen geblendet“
Das 27. Weinfest Tauberzell mit vielen Königinnen eröffnet – Einige tausend Besucher
TAUBERZELL – Winzer, Ehrengäste, Politiker und zwanzig Weinhoheiten gaben sich bei der offiziellen Eröffnung des 27. Weinfestes in der Hirtenscheune am vergangenen Donnerstag die Klinke in die Hand. Es herrschte Einigkeit und viel Freude an den hochgelobten Weinen des kleinen Winzerorts an der Bocksbeutelstraße. Selbst dem trüben Wetter wurde kurzzeitig ein Schnippchen geschlagen.
Zum kredenzten Wein gab es viele Grußworte, Anekdoten und Glückwünsche für einen der kleinsten Winzerorte in Franken. Johannes Schneider, Bürgermeister von Adelshofen und Vorsitzender des Weinbauvereins, benötigte allein über eine halbe Stunde, um alle anwesenden Ehrengäste gebührend zu begrüßen. Unter ihnen befand sich Schirmherr Hans Maurer, Staatsminister a.D., und großer Freund des „Hasennestle“. Ebenfalls dem Ruf der Winzer gefolgt waren der stellvertretende Ansbacher Landrat Kurt Unger, Walter Schneider, Landrat aus dem Kreis Neustadt an der Aisch, diverse Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, der Ehrenvorsitzende Hermann Schneider, der Vizepräsident der Regierung Ansbach Dr. Eugen Ehmann, Landrat a.D. Rudolf Schwemmbauer und Vertreter von Banken, Weinbauverbänden und Winzer der Region.
Sie alle lobten die Qualität des Tauberzeller Weins von den Steilhängen im Taubertal und versicherten sich mit der Weinbauinitiative im Jahr 1968 alles richtig gemacht zu haben. Besonderes Lob in den Grußreden erfuhr auch die Tauberzeller Bevölkerung. Auf rund 200 Tauberzeller Bürgerinnen und Bürger kommen jedes Jahr – je nach Wetter- und Fußballturnierlage – fünf bis achttausend Gäste. Die ganze Gemeinde helfe hier zusammen, vor allem auf die ins Boot geholte Jugend ist Vorstandsmitglied Margit Holzinger stolz. In Tauberzell gelte der Wahlspruch „Nach dem Weinfest ist vor dem Weinfest“, freute sich auch Johannes Schneider und zeigte sich überwältigt, ob der zahlreich erschienenen Ehrengäste.
Besonders begrüßen durfte er die Fränkische Weinkönigin Marion Wunderlich aus Tauberrettersheim, die Taubertäler Weinkönigin Kristin Frieß, sechzehn Weinprinzessinnen und Kaiserin Kunigunde vom Osing. Der Osing ist eine gemeindefreie Fläche im Kreis Neustadt-Bad Windsheim, einst gestiftet von der Kaiserin Kunigunde, die sich im Wald verlief. Vier Orte teilen sich heute noch Felder und Waldstücke und tauschen diese im regelmäßigen Turnus.
Schirmherr Hans Maurer ging auf die Veränderungen, die auch vor dem Weinanbau und Weinhandel nicht Halt gemacht haben, ein und mahnte: „Tradition heißt nicht Asche aufzubewahren, sondern die Glut am Glimmen zu halten.“ Mit neuen Märkten wie in Südamerika, vor allem Chile, und Australien muss insbesondere auf die Qualität des Frankenweins Acht gegeben werden. Diese sieht er in Tauberzell gesichert und wünschte allen Winzern einen erfolgreichen Weinsommer.
Auch Klaus-Dieter Breitschwerdt, noch bis zum Oktober Stimmkreisabgeordneter in Ansbach-Nord, und der stellvertretende Landrat Kurt Unger schlugen in diese Kerbe und gingen auf die Bedeutung des kleinen Tauberzells in der Weinlandschaft ein.
Man böte hier „Wein auf hohem Niveau und die Herkunft ist ein Qualitätsmerkmal“, begeisterte sich Breitschwerdt. Landrat Walter Schneider aus Neustadt pries den „Charme und das Fachwissen“ der anwesenden Regentinnen, sie tragen einen unabdingbaren Teil zur Vermarktung bei und helfen den „Weinbaronen“, den Frankenwein bis über die Grenzen hinaus bekannt zu machen.
Dass das Tauberzeller Weinfest ein begehrter Termin im Kalender der Würdenträger ist, zeigte sich am Beispiel Kurt Förster. Da Oberbürgermeister Walter Hartl im verdienten Urlaub ist, und die Bürgermeisterin Irmgard Mittermeier schon zu „Wild und Wein“ durfte, war er nun an der Reihe und setzte sich gegen seine Kollegin durch. Er bestärkte die Weinfreundschaft zwischen der Tauberstadt und dem Winzerdorf und fragte vorsichtig an, ob man Ute I. denn auch mal für den ein oder anderen offiziellen Anlass in Rothenburg ausleihen dürfe.
Als „Tal der Königinnen“ bezeichnete Johannes Schneider das Taubertal, angesichts der ganzen glänzend polierten Kronen, die ihn „ganz blendeten“, bevor er an die Tauberzeller Weinprinzessin Ute Kellermann weitergab. Sie begrüßte ebenfalls ihre Ehrengäste und schloss mit den Worten: „Nimmst du täglich deine Tropfen, wird dein Herz stets freudig klopfen. Wirst im Alter wie der Wein, stets begehrt und fröhlich sein.“
Beschwingt mit guter Laune versammelte man sich anschließend vor der Hirtenscheune und mit musikalischer Unterstützung der Tauberzeller Blaskapelle wurde zum Festplatz marschiert. Dort wurden die Prinzessinnen, Königinnen und Ehrengäste von den Tauberzeller Böllerschützen lautstark begrüßt und die Eiersheimer Musikanten spielten im großen Festzelt auf. clk
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