Kunst baut Brücken
Initiierter Kulturdialog soll neues Konzept hervorbringen
SCHILLINGSFÜRST – 20 Jahre Ludwig-Doerfler-Galerie: Die neue Ausstellung ist das weitere Ergebnis intensiver Kontakte. Museumsleiterin Hai Yan Waldmann-Wang arbeitet an der Strategie, größere Kreise zu ziehen als Brückenbauerin für den Kulturaustausch zwischen ihren beiden Heimatländern China und Deutschland.

Bürgermeister Michael Trzybinski (2.v.li) mit Künstlern und Gästen bei der Vernissage. Fotos: sis
Das Schillingsfürster Kulturtempelchen soll noch bekannter gemacht werden. Wünsche reichen nicht aus. Es muss das Potenzial besser genutzt werden, um auf der Ebene von Kunst und Touristik stärker profitieren zu können. Im Herbst findet in der chinesischen Millionenstadt Wuxi eine internationale Kunstausstellung statt. Diesem besonderen Ereignis angemessen, hat Hai Yan Waldmann-Wang eine Ausstellung mit profilierten Künstlern konzipiert, in der sich Industriedesign und abstrakte Kunst gemeinsam präsentieren. In Objekten aus Stahl, Metall, Leinwand und Papier. Die Eröffnung wurde am Ostersamstag gefeiert.
Eventuell soll die Schau auch in China gezeigt werden. Ob dieser Plan in die Tat umgesetzt werden kann, wird sich zeigen, wenn es um Details und Kosten geht, nämlich ans Eingemachte. Eines hat Hai Yan Waldmann-Wang bereits erreicht: Die Schloss-Stadt erhielt eine Einladung für den Messebesuch in Wuxi mit Übernahme der Aufwendungen wie Flug und Übernachtungen. Bürgermeister Michael Trzybinski, die Museumsleiterin sowie die Tochter des Karikaturisten Horst Haitzinger, Tanja Eckl-Haitzinger, werden in China für Schillingsfürst werben. In der Ludwig-Doerfler-Galerie gibt es ein Ehrenzimmer mit Zeichnungen, Karikaturen und Aquarellen des Münchner Künstlers. Seine brillanten Arbeiten sollen auch in China Aufsehen erregen.
Dass es der chinesischen Seite mit der Einladung ernst ist, zeigte der erneute Besuch von Kunstveranstaltungs-Organisator George Kaku, diesmal zusammen mit den weiteren Führungskräften aus Fernost, Peter Pei und Da-Fang Wu. Die Stadt Wuxi zeigt Interesse an einem freundschaftlichen Austausch mit Schillingsfürst, sagt Hai Yan Waldmann-Wang. Mit ihren Kontakten will sie auch den Künstlern der neuerlichen Ausstellung im Ausland neue Absatzmöglichkeiten erschließen.

Galerie-Eingang: Arbeit von Thomas Röthel.
Bei der Vernissage fehlte der in Oberdachstetten beheimatete Bildhauer Thomas Röthel wegen eines Trauerfalls in der Familie. Mit ihm stellen aus: Sonja Edle von Hoeßle, ihr Mann Herbert Mehler, sie leben in Waldbrunn bei Würzburg, René Dantes aus Pforzheim und der Allgäuer Christian Rudolph. Sie alle beherrschen die Kunst, den Werkstoff Stahl aus seiner Starre und Schwerkraft zu lösen und in einen autonomen plastischen Ausdruck zu überführen, der die Härte und nicht zuletzt das Gewicht des Materials nahezu vergessen machen. Zusätzlich beeindrucken sie mit Malerei.
Der Bremer Nicholas Bodde nutzt die Kraft der Farben. Er malt in festgelegten geometrischen Formaten auf Aluminiumgrund. In verschiedener Stärke – als zarte, schmale Bänder oder zur Fläche auswachsend – strukturieren sie die Bildfläche. Starke Kontraste und zarte Pastellfolgen wechseln sich ab – harmonisch komponiert und spannungsvoll zugleich.
Auch die Museumsleiterin selbst hat ausgestellt. Sie zeigt ihre neuesten Arbeiten in Malerei und figurativer Papierkunst. Traditionelle chinesische Kunst und europäische Einflüsse spiegeln sich in ihren Werken: eine Begegnung zweier Kulturen. Das Stadtoberhaupt sprach seinen Dank aus, für ihre Weitsicht, die Dinge voranbringen zu wollen. Neue Wege zu beschreiten, kostet Geld. Darüber wird zu reden sein. Bei der gut besuchten Vernissage überwog die positive Zustimmung und Freude über die schönen Künste. Die Ausstellung ist noch bis 28. Mai zu sehen. sis
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