Mit Zeit Familien unterstützen
Ehrenamtliche für Freiwilligenprojekt des Landkreises Ansbach gesucht
ROTHENBURG – Für kein Geld der Welt können wir mehr Zeit kaufen. Aber wir können einen Teil unserer Zeit verschenken, um Erfahrungen und Fertigkeiten einzubringen: etwa bei der Unterstützung einer Familie mit kleinen Kindern.

Die Zeitschenkerinnen eingerahmt von stellvertretendem Landrat Kurt Unger (li), Oberbürgermeistert Walter Hartl, Projektkoordinatorin Daniela Faigle und Asylkoordinatorin Petra Clausen. Fotos: Schäfer
Für Familien im Landkreis Ansbach hat das Amt für Jugend und Familie ein Angebot zur Unterstützung von Eltern und Alleinerziehenden geschaffen. Anlaufstelle ist die Kinderschutzstelle mit dem Netzwerk Frühe Hilfen. Sie berät Familien mit kleinen Kindern in allen Lebenslagen. Die Mitarbeiterinnen vermitteln bei Bedarf an Fachleute aus dem Gesundheitswesen, der Jugendhilfe und anderen Fachstellen, die mit und für Familien arbeiten.
Die Kinderschutzstelle des Landkreises hat es sich in diesem Jahr zur Aufgabe gemacht, das Angebot der Freiwilligendienste für Familien mit kleinen Kindern weiter auszubauen. Neben bereits vorhandenen Hilfen wie den Familienpaten des Deutschen Kinderschutzbundes, die in einigen Bereichen des Landkreises aktiv sind, sollen nun weitere Angebote für Familien flächendeckend ausgebaut werden.
Dazu wurde in diesem Jahr das Freiwilligenprojekt „FamilienZeit“ initiiert und kürzlich in Rothenburg vorgestellt. Das landkreisweite Projekt wird durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen gefördert. Ziel ist es, jungen Familien, die sich alltagspraktische Hilfe und Unterstützung wünschen, eine ehrenamtliche Begleitung zur Seite zu stellen. Für diese Aufgabe werden Freiwillige gesucht, die sich vorstellen können, einen kleinen Teil ihrer Zeit zu verschenken, um eine Familie mit kleinen Kindern zu unterstützen. Die Bedürfnisse der Familien sind sehr unterschiedlich.
Eine Familie hätte beispielsweise gerne eine Wunschoma, die den Kindern regelmäßig vorliest und mit ihnen spielt und bastelt. Eine andere Familie benötigt Unterstützung im Alltag, da ein Kinderarztbesuch mit drei kleinen Kindern ansteht und dies durchaus eine Herausforderung ist. Eine Familie hat zwei Kinder im Alter von sechs Monaten und sechs Jahren. Ein Kind ist schwerhörig und dadurch in seiner Entwicklung verzögert, das andere Kind leidet unter dem Downsyndrom. Die einen Großeltern wohnen zu weit weg, so dass sie die Familie nicht regelmäßig unterstützen können. Die anderen Großeltern sind gesundheitlich angeschlagen und daher auch nur eingeschränkt verfügbar.

Anke Schwed-Horndasch von der Kinderschutzstelle: Angebot der Freiwilligendienste ausbauen.
Ähnlich geht es einer Familie im südlichen Landkreis Ansbach. Vor kurzem sind ihre Zwillinge auf die Welt gekommen. Alle gesund, die Freude ist groß, doch es warten nun viele Herausforderungen bei der die Familie Erfahrung und Unterstützung gebrauchen könnte. So wäre es hilfreich, wenn gelegentlich jemand vorbei kommen könnte, der mit den Kindern spazieren geht oder einfach nur kurz die Flasche gibt. „Es gibt viele Familien im Landkreis, denen es ähnlich ergeht und die aus unterschiedlichsten Gründen keine familiäre Unterstützung erhalten und sich professionelle Entlastung einfach nicht leisten können. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die sich hin und wieder einige Stunden ehrenamtlich engagieren möchten“, so Daniela Faigle von der Koordinationsstelle „FamilienZeit“ im Landratsamt.
Die Freiwilligen dieses Projektes bestimmen selbst den Umfang ihres Engagements. In der Regel liegt der Zeitaufwand bei einer bis drei Stunden wöchentlich über einen längeren Zeitraum, aber auch ein kurzzeitiges Engagement von fünf bis sechs Einsätzen kann für die eine oder andere Familie bereits eine große Entlastung bedeuten. Die Vermittlung von Familie und Ehrenamtlichen erfolgt über die Koordinationsstelle, deren Aufgabe es ist, die Ehrenamtlichen auf ihren Einsatz vorzubereiten. Sie werden dazu qualifiziert und während ihres Einsatzes in der Familie begleitet und beraten. Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch unter den Ehrenamtlichen wird es im regelmäßig stattfindenden FamilienZeit-Cafe geben.
Im Flächenlandkreis Ansbach ist es notwendig, wohnortnah zu vermitteln. In vielen Kommunen sind bereits Strukturen für Freiwilligenarbeit vorhanden. Um auch diese zu nutzen, laufen schon einige Kooperationen. So wird die Stadt Rothenburg als Modellkommune das Projekt vor Ort unterstützen. Hier steht als Ansprechpartnerin Irmgard Fischer vom Referat Gemeinwesen und Soziales (Telefon 09861/404251) zur Verfügung.
Es haben sich bereits Freiwillige als „Zeit-Schenker“ gemeldet. Frauen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen: die pensionierte Zahnärztin Dr. Gabriele Gläser aus Feuchtwangen, Veronika Lang aus Merkendorf und Anne-Luise Richter aus Herrieden, die ihren Ruhestand sinnvoll nutzen wollen. Dieses Engagement ist lobenswert. Ohne Freiwillige dürfte sich der Sozialstaat gar nicht mehr als solcher bezeichnen. Wo Geld fehlt, übernehmen vor allem Frauen Verantwortung. sis
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