Fröhlicher Abschluss
Ostermatinee unter den modernen Kunstfenstern
ROTHENBURG – Am Ostermontag fand im Ostchor der Franziskanerkirche die schon traditionelle Ostermatinée unter den Fenstern statt. Eine relativ kleine Zuhörerschar lauschte ergriffen den musikalischen Vorträgen von Martina Trumpp (Violine), Stadtkantorin Jasmin Neubauer (Orgel) und den Texten von Dekan Hans-Gerhard Gross.

Eindrücklich: Violinistin Martina Trumpp. Foto: Nitt
Mit dem „Grave“ aus der Solosonate in a-moll (BWV 1003) von Johann Sebastian Bach eröffnete Martina Trumpp das stimmungsvolle Programm der Veranstaltung. Der dunkle, getragene Duktus dieses Satzes steht in engem Zusammenhang mit der Trauer des Komponisten über den Tod seiner Frau Maria Barbara. Vom ersten Ton an zog die Geigerin die Zuhörer in ihren Bann.
Der warme, volle Ton des Instruments füllte mühelos den Kirchenraum. Dabei beeindruckte die perfekte Technik, eine blitzsaubere Intonation und die kluge Phrasierung dieser überaus anspruchsvollen Musik des großen Barockmeisters. Nun folgte eine Begrüßung, in der Dekan Gross auf die österliche Botschaft „das Leben siegt über den Tod“ hinwies.
Als nächsten Programmpunkt interpretierte Martina Trumpp die berühmte Passacaglia von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644 – 1704), der auch manchmal der „Corelli Österreichs“ genannt wird. Der Handschrift des Komponisten ist die Darstellung eines Schutzengels vorangestellt, weshalb diese Sonate auch „Schutzengel-Sonate“ heißt.
Ihre musikalische Struktur ist symbolhaft: der immer gleiche Bass geleitet die Violine durch alle harmonischen Höhen und Tiefen. Martina Trumpp bewältigte die enormen technischen Finessen (rasante Läufe, Doppelgriffspiel, Verzierungen) mühelos, wobei sie an einigen Stellen ganz bewußt „non vibrato“ spielte, was die Ausdruckskraft dieser Musik noch steigerte. Vor dem nächsten Musikstück, dem dritten Satz der Solosonate in a-moll von J. S. Bach, las Dekan Gross die „Geschichte der Emmausjünger“ aus dem Lukas-Evangelium.
Im darauffolgenden „Andante“ wurde der Übergang vom schweren Gestus zur leichten Empfindsamkeit deutlich. Die trostsuchende Innerlichkeit des ersten Satzes wich einer positiven Zuversicht. Mit großem musikalischen Atem lieferte die Geigerin eine perfekte verinnerlichte Interpretation.
Nun führte Dekan Gross die Matinée-Besucher in die Formensprache von Johannes Schreiter ein, der die Fenster im Ostchor künstlerisch gestaltet hat. Er gab an dieser Stelle und auch nach dem nächsten Musikstück Deutungshilfen für die Betrachter. Seine Ausführungen standen unter dem Thema: von der Traurigkeit zur Freude, vom Dunkel zu Licht, vom Tod zum Leben.
Im „Allegro“, dem dritten Satz aus der Solosonate in a-moll wirkte die Musik wie befreit von der Schwere und Getragenheit der vorangehenden Sätze. Das Auf und Ab der in Arpeggien gebrochenen Akkorde wurde durch Sechzehntelgruppen und Verzierungen noch beschleunigt. Martina Trumpp gestaltete den Satz zupackend und technisch sowie musikalisch souverän. Gleiches gilt auch für das „Largo“ aus der Solosonate in C-Dur (BWV 1005).
Nach der Verabschiedung und dem Dank von Dekan Gross erklang zum Abschluss der Ostermatinée das „Menuet gothique“ op. 25 des französischen Komponisten Leon Boellmann (1862 – 1895). Die heitere, verspielte Komposition wurde von Stadtkantorin Jasmin Neubauer auf der „Lettner-Orgel“ gekonnt gespielt und bildete eine fröhlichen Abschluss der „Ostermatinée unter den Fenstern.“ ni
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