Zuwachs im Hochzeitswald
Ehepaare lassen Erinnerung an Trauung in Rothenburg Wurzeln schlagen
ROTHENBURG – In der Ehe herrscht nicht immer eitel Sonnenschein. Sollte eines der im vergangenen Jahr in Rothenburg getrauten Paare diese Erfahrung bereits gemacht haben, wurden sie am Samstag, trotz der dicken Regenwolken am Himmel, dafür ein wenig entschädigt: Beim Besuch ihres pflanzlichen Zöglings im Hochzeitswäldchen lebte die Erinnerung an ihren schönsten Tag im Leben wieder auf.

Auf der Suche nach dem eigenen Hochzeitsbäumchen – mit Kind, Kegel und Wetterkleidung. Foto: Scheuenstuhl
Bei einigen der insgesamt 80 anwesenden Paare hat die Liebe bereits Früchte getragen und so reiste man von nah und fern mit Kind und Kegel an – vereinzelt sogar mit Babybauch. Es galt dem neuesten, und wohl pflegeleichtesten, Familienzuwachs seinen Start in ein hoffentlich langes Leben zu bescheren.
Diese Gemeinschaftsaktion der Stadt und der Ortsgruppe Rothenburg des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes befindet sich mittlerweile im 9. Jahr und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Bis dato wurden 670 Bäumchen von in Rothenburg getrauten Eheleuten gepflanzt. Das bedeutet aber auch, dass die bisherige Fläche an ihre Grenzen stößt. Ansprechpartner für Fragen rund um den Hochzeitswald ist übrigens das Städtische Forstamt und nicht die Stadtgärtnerei.
Grünfläche der Liebenden
Nach einem Stehempfang im Rathaus ging es gemeinsam auf Schusters Rappen vom Herzen der Stadt zur städtischen Grünfläche der Liebenden. Angeführt wurde der Zug von den beiden Taubereseln und, ein Stück weit, von einer Abordnung des Spielmannzuges. Je näher man dem Hochzeitswäldchen kam, desto gnädiger war Petrus gestimmt und stellte die Bewässerung von oben ein.
Am Ziel begrüßte Forstamtsleiter Daniel Gros die einstigen Brautpaare samt ihrer Familien. Man ist von Seiten der Stadt in Vorleistung gegangen und hat die Obstbäume bereits gepflanzt, da in der Vergangenheit wohl einige Herren mit „sehr viel Elan“, so Daniel Gros, das Bäumchen versuchten, im Erdreich zu platzieren. Die bereitliegenden Spaten kamen dennoch zum Einsatz.
Es galt den Boden in Kegelform für die optimale Bewässerung vorzubereiten, nachdem man bei einer nachösterlichen Suche anhand einer zuvor ausgegebenen Nummer sein Bäumchen gefunden hatte. Und in Zeiten der Gleichberechtigung legten beim Erde aufhäufen Männer und Frauen gleichermaßen Hand an.
Trotz des nachmittäglichen Regens bat der Forstamtsleiter die Frischvermählten ihr Obst-Pflänzchen ordentlich zu gießen, denn die Natur leidet immer noch unter einem Niederschlagsdefizit. Die persönliche Note bekamen die Bäumchen mit einem Schieferherz verliehen, das die Paare selber gestalten konnten und auf dem in der Regel ihre Namen sowie das Datum der Trauung verewigt sind.
Der erste Pflege-Einsatz für die Bäumchen war schnell erledigt. Mehr Zeit nahm dafür die fotografische Dokumentation der Aktion – zu zweit, allein oder auch gerne mit der Stadtsilhouette im Hintergrund – in Anspruch, um den Tag für Familie und Freunde zu Hause festzuhalten. Vielleicht wird daraus auch eine Langzeitstudie darüber, wie sich der eigene Hochzeitsobstbaum wohl im Laufe der kommenden Jahre entwickeln wird.
Daniel Gros erinnerte die stolzen Besitzer nämlich daran, auch in Zukunft ihr Bäumchen zu besuchen und sich darum zu kümmern. So ein Obstbaumschnitt sei auch gar nicht so schwer und man könne nicht viel dabei falsch machen, so der Forstamtsleiter, schließlich gebe es dafür – je nachdem wen man um Rat bittet – die unterschiedlichsten Empfehlungen. mes
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