Regentrude und Schimmelreiter

Literarischer Abend zum Welttag des Buches thematisierte Theodor Storm und seine Werke

ROTHENBURG – Alljährlich zum Welttag des Buches organisieren die Goethe-Gesellschaft, das Kulturforum und die Stadtbücherei einen literarischen Abend zu einem ausgewähltem Thema. Zum 200. Geburtstag von Theodor Storm fand im 13. Jahr in Folge die Lesung mit dem Titel „Regentrude und Schimmelreiter“ – dem Anlass entsprechend im Foyer des Hallenbades – statt.

Anna Mund und Peter Noack beim Kunstmärchen „Die Regentrude“.Fotos: Castelo

Anna Mund und Peter Noack beim Kunstmärchen „Die Regentrude“. Fotos: Castelo

Das Wasser war ein Leitthema in den Werken des Schriftstellers aus dem nordfriesischen Husum, daher wählte man den Blick auf das Hallenbad für die diesjährige Veranstaltung. An der Tauber wäre es etwas ungemütlich geworden. In behaglicher Atmosphäre mit Blick auf das beleuchtete Schwimmerbecken lauschten einige Handvoll Zuhörer Gedichten, musikalischen Beiträgen und szenischen Lesungen.

Oswin Voit umrahmte mit stimmungsvollen Gitarrenklängen das Programm und begleitete Susanne Landgraf bei zwei Liedbeiträgen, die thematisch erstklassig zur ausgewählten Lyrik und Prosa mit Meeresbezug passten. Außerdem wirkten Anna Mund, Peter Noack, Herbert Krämer-Niedt, Jutta Striffler und Bernhard Mall mit.

Hannelore Hochbauer, Leiterin der Stadtbücherei, erörterte die Biografie des friesischen Juristen und Vater von sieben Kindern. In seinem bewegten Leben im 19. Jahrhundert in Norddeutschland verfasste der Autor des deutschen Realismus vor allem Gedichte, Novellen und Kunstmärchen. Eines von Storms bekanntesten Gedichten neben „Knecht Ruprecht“ ist „Die Stadt“, seiner Heimatstadt Husum gewidmet.

Susanne Landgraf

Susanne Landgraf

Peter Noack las die Ode an das graue Meer, die Stille und den Nebel des Ortes mit sowohl dänisch als auch preußischer Vergangenheit in Nordfriesland. Das Kunstmärchen „Die Re­gentrude“ handelt von einer für das Bauernvolk belastenden Dürreperiode. Die Bewohner eines Dorfes spekulieren um die Existenz einer Naturgöttin, die es regnen lässt, der Regentrude. Peter Noack kann seine Affinität zu Dialekten hier als Wiesenbauer erneut ausleben, Anna Mund spricht seine leidende, aber optimistische Kundin Stine, während Bernhard Mall und Susanne Landgraf die jugendliche Leichtigkeit der Kinder der beiden versprühen. Jutta Striffler verkörperte die engelsgleiche Regentrude, die die Bewohner sodann von der Dürre befreite.

Herbert Krämer-Niedt erläuterte die Sage des Deichgrafen Hauke Haien, Vorlage der Novelle „Der Schimmelreiter“. Er zeigte anhand einer Skizze den Schauplatz des Stücks auf und machte das Publikum mit nordischen Begriffen wie Priel, Siel, Koog, Geest und Wehle sowie verschiedenen Bauarten von Deichprofilen bekannt. Gemeinsam mit Peter Noack gab er das dramatische Finale der Sturmflut mitreißend und lebendig zum Besten.

Zum Abschluss verlasen alle Beteiligten ausgewählte „Gelegenheitsgedichte“. Zum Thema Liebe, über die Heidelandschaft, oder humoristischer Natur. Wieder einmal ein rundes Programm, das kurzweilig gestaltet bestens unterhielt und eine regional etwas entferntere Kultur näher brachte. cas

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