Auf den Spuren Primoz Trubars
Slowenische Grundschullehrer bekamen im Stadtarchiv Einsicht in seltene Werke
ROTHENBURG – Jedes Jahr veranstaltet das Trubar Forum zwei bis drei Exkursionen nach Süddeutschland, um die Wirkungsstätten des slowenischen Reformators Primoz Trubars (1508 bis 1586) zu besuchen. Diese Bildungsreisen richten sich an Theologen, Geistliche und Lehrer. Eine Gruppe slowenischer Grundschullehrer kam in diesem Rahmen kürzlich auch nach Rothenburg.

Mitglieder des Trubar Forums und slowenische Grundschullehrer. Foto: Tarokic
Mit großem Engagement betreibt das Trubar Forum Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um Leben und Werk Primoz Trubars, der die Grundlage für die slowenische Schriftsprache legte, bekannt zu machen. Aber allein dabei bleibt es nicht. 2009 übertrug das Trubar-Forum den „Katechismus“ und das „Abecedarium“, ein Schulbuch zum Erlernen des Alphabets, ins moderne Slowenisch. Auch ein Dokumentarfilm wurde über den Reformator gedreht.
Die beiden Bücher schrieb Primoz Trubar in seiner Rothenburger Zeit (1548 bis 1553). Sie sind die ersten Werke in slowenischer Schriftsprache, was ihm die Beinamen „Slowenischer Luther“ oder „Vater der slowenischen Kultur und Literatur“ einbrachte. Nach 433 Jahren wird das Trubar Forum heuer eine moderne Fassung des Neuen Testaments aus der ersten slowenischen Bibel von 1584 veröffentlichen, die Trubar zusammen mit seinem Assistenten Jurij Dalmatin übersetzte.
Als feste Programmpunkte der Exkursionen sind für Rothenburg die Besuche der Heilig-Geist-Kirche und des Stadtarchivs eingeplant. In der Heilig-Geist-Kirche wirkte Trubar als Vikar, wo er einmal die Woche die deutsche Messe las. Das Stadtarchiv bewahrt mehrere seltene Drucke, Belegexemplare der Uracher Bibelanstalt, der sogenannten slowenischen, kroatischen und kyrillischen Druckerei, der Trubar als Leiter vorstand und deren Initiator er war.
Rothenburg gehörte zu den protestantischen Städten, die der Bibelanstalt zur Deckung der Druckkosten finanzielle Unterstützung gewährten. Leider besitzt das Stadtarchiv kein Exemplar der zwei ersten slowenischen Bücher, die in Rothenburg geschrieben wurden. Sie wurden aber nicht hier gedruckt, zum einen weil es in der Zeit des Interims (1548 bis 1552) verboten war, protestantische Schriften zu drucken und zum anderen weil es während Trubars Aufenthalt in Rothenburg keine Druckerei gab. In der älteren Literatur heißt es, dass der „Katechismus“ und das „Abecedarium“ in der Tübinger Druckerei von Ulrich Morhardt gedruckt wurden.
Der Gothaer Buchwissenschaftler Dr. Helmut Claus konnte dies allerdings 2013 anhand eines Vergleichs der Typenalphabete und Holzschnitte der Trubar Bücher mit den Schriften der beiden Druckereien eindeutig widerlegen. Die zwei ersten slowenischen Bücher wurden 1550 zwar in Rothenburg geschrieben, aber in Schwäbisch Hall bei Peter Frentz in aller Heimlichkeit gedruckt.
Einziges Exemplar überliefert
Im Druckvermerk heißt es hingegen, dass die Bücher in „Sybenburgen“ bei Jernei Skuryaniz gedruckt worden seien. Denn die Region Siebenbürgen fiel nicht unter das Interim und es erübrigt sich, zu erwähnen, dass es einen Drucker mit Namen Jernei Skuryaniz niemals gegeben hat. Von jedem Buch ist nur ein einziges Exemplar überliefert und diese befinden sich in der österreichischen Nationalbibliothek. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet die Zensur der Habsburger Monarchie letztendlich dazu beigetragen hat, die ersten beiden slowenischen Bücher zu bewahren.
Nicht nur für die Slowenen auch für die Kroaten spielte Trubar eine entscheidende Rolle in der Entwicklung einer eigenen Schriftsprache. Unter Trubars Leitung wurden von seinen zwei kroatischen Mitarbeitern Stephan Konsul und Jurij Dalmatin das Neue Testament und der Katechismus erstmals ins Serbokroatische übersetzt, wobei für die kroatische Ausgabe glagolitische und für die serbische kyrillische Schriftzeichen benutzt wurden.
Die Kraft für diese außergewöhnliche Leistung zog Trubar aus der Überzeugung, die Türken auf dem Balkan zu missionieren. Er war des festen Glaubens, die Muslime nicht durch Waffen, sondern durch das Wort bekehren zu können. Im kurzen Bestehen der Bibelanstalt von 1561 bis 1564 wurden vier slowenische Werke und 26 in serbokroatischer Sprache verlegt, wobei 13 mit glagolitischer, sieben mit kyrillischer und sechs mit lateinischen Schriftzeichen gedruckt wurden, mit einer Auflage zwischen 400 und 2000 Stück. Sie sind heute Raritäten, da die Mehrzahl der Bücher durch die aggressive Gegenreform der Habsburger Monarchie vernichtet wurde.
Das Stadtarchiv besitzt mit den serbokroatischen Übersetzungen des „Neuen Testaments“, der „Augsburger Konfession“ und der „Fürnämpstlichen Hauptartikel der christlichen Lehre“ mehrere Exemplare dieser seltenen Werke, allein die Übersetzung von Luthers Tischreden, die 1595 nach dem Tode Trubars erschien, ist das einzige slowenische Werk in lateinischer Schrift. at
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