Blindenstadt-Modell an der Kirche

Der Rothenburger Bildhauer Peter Nedwal hat den Zuschlag bekommen

ROTHENBURG – Das schon seit vier Jahren intensiv verfolgte Vorhaben des Gästeführervereins in Rothenburg ein Miniatur-Stadtmodell für Blinde zu realisieren, ist jetzt von Erfolg gekrönt: der örtliche Bildhauer Peter Nedwal hat bei einer Ausschreibung den Zuschlag für den interessanten Auftrag bekommen.

Der notwendige Beschluss fiel am Montagabend im nichtöffentlichen Teil des Kultur- und Tourismus-Ausschusses im Rathaus als Empfehlung, aber es muss noch der Stadtrat abschließend zustimmen. Mehrere Künstler hatten sich beworben, am Ende konnten sich zwei mit ihren Ideen im Ausschuss vorstellen: Peter Nedwal und der Soester Egbert Broerken, der schon in zahlreichen Städten bundesweit solche Bronze-Modelle realisiert hat. In seinem diagestützten Vortrag verwies er auf überzeugende Beispiele, darunter auch ganz aktuell Nördlingen, wo letzten Freitag das Stadtmodell der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Rund 30000 Euro sind dazu einzuplanen wie Egbert Broerken erläuterte. Rotarier, Stadtmarketingverein und Firmen haben in Nördlingen einen Großteil der Finanzierung übernommen.

In Rothenburg brachte der Gästeführerverein unter Vorsitz von Harald Ernst über die Jahre schon rund zwölftausend Euro an Spenden zusammen, die ein guter Grundstock für das Vorhaben sind. Das wird nach Auskunft der Stadt einiges unter dem genannten Betrag liegen. Beide Künstler konnten sachlich beeindrucken und abgesehen von den etwas geringeren Ausgaben hat im Kulturausschuss natürlich einiges für den örtlich bekannten Künstlerbunds-Vorsitzenden gesprochen, der kein Problem darin sieht ein solches Blindenstadt-Modell umzusetzen.

Peter Nedwal betonte, er habe bereits Schloss Neuschwanstein in dieser Technik umgesetzt, wobei es noch mehr auf Details angekommen sei. Sein Rothenburg-Modell, das sich auf wesentliche Teile der Altstadt und eventuell das Topplerschlösschen bezieht, soll zwei Meter lang und 1,80 Meter breit in der Grundfläche werden. Das aufwendige Verfahren sieht zunächst die Erfassung der Gebäudedimensionen und Höhen vor Ort sowie durch Fotos vor. Im Maßstab 1:600 wird dann der sechzig Meter hohe Rathausturm beispielsweise sechs Zentimeter aufragen. Der komplette Altstadtring wird im Modell hergestellt.

Peter Nedwal erläutert, dass es zunächst ein Holzmodell gibt und dann ein Grußverfahren mit Bronze folgt. Es wird eine Silikonform entstehen, die man mit Wachs ausfüllt. Etwa 200 Kilogramm soll das Objekt wiegen. Wichtige Plätze, Brunnen und Sehenswürdigkeiten sind in Blinden- und in Normalschrift einzugravieren. Die Blindenschrift wird von einem Fachmann gelasert und sehr wichtig ist die exakte Arbeit der zu beteiligenden Gießerei.

Peter Nedwal wird das Objekt in mehreren Teilen fertigen lassen, was der Betrachter aber später nicht merken wird. Dies habe auch den Vorteil leichter etwas auswechseln zu können, falls es mutwillige Beschädigungen geben sollte, die nie auszuschließen sind. Als Standort haben sich Stadt und Kirche auf einen schönen Platz vor der Jakobskirche geeinigt. Bis zu sechs Monate dauert die Produktionszeit für das Blindenstadtmodell, das auch für Sehende und touristisch interessant ist.

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