Erneuerung mit Augenmaß
Lehre auf Höhe der Zeit im sanierten Gastronomischen Fortbildungszentrum
ROTHENBURG – Die duale Ausbildung gilt als das Prunkstück des deutschen Bildungssystems und ist international hoch angesehen. Um den Anforderungen aus der Praxis gerecht zu werden, braucht es bei der Wissensvermittlung in der Berufsschule die entsprechenden Rahmenbedingungen. Mit dem rundum sanierten Gastronomischen Fortbildungszentrum (GFZ) hat man diese an der Rothenburger Berufsschule nun auf den neuesten Stand gebracht.
Kostenpunkt für die Frischzellenkur der Bildungseinrichtung: etwa 2,46 Millionen Euro, für die der Landkreis als Sachaufwandsträger der Berufsschule aufkommt. „Wir waren sehr gut in die Planungen eingebunden“, sagt Schulleiter Dr. Friedhard Nichterlein. Allen voran Abteilungsleiter Andreas Bonk warf seine Erfahrung und Expertise bei dem Projekt in die Waagschale. Herausgekommen ist ein Fortbildungszentrum, das die insgesamt 290 Berufssschüler im Bereich Nahrung angemesen auf die Anforderungen im Berufsalltag vorbereitet.
Bei Christa Deuter-Klein, beim Baureferat des Landkreises zuständig für die Schulen, stießen die Rothenburger mit ihren Einrichtungswünschen auf offene Ohren, zumal man von sich aus darauf achtete, die Kosten nicht ausufern zu lassen. So brachte man zwar offen vor, was für eine zeitgemäße Ausstattung an Neuanschaffungen nötig sei. Gleichzeitig behielt man aber jene Teile, die noch funktionierten. Aus diesem Grund finden sich auch Reste der ausrangierten IHK-Küche nun im GFZ wieder. Dadurch habe man das „Optimalste erreicht“, findet der Abteilungsleiter.
Besonders stolz zeigten sich Dr. Friedhard Nichterlein und Andreas Bonk über den neuen Herdblock in der Küche, an dem oder zumindest in dessen Umgriff sich alle technischen Voraussetzugnen – inklusive Induktionsherd, Grill- und Schmorplatten – zur Durchführung der unterschiedlichen Zubereitungsarten befinden. Ein wichtiger Lehrinhalt ist die Unterscheidung in reine und unreine Bereiche, dem mit Hilfe der vielen Schubladen in der Einrichtung Rechnung getragen werden kann. Zudem wurde auch die Abzugsanlage in der Großküche nachgerüstet.
Direkt an das Herzstück des GFZ angeschlossen ist die sogenannte Demonstrationsküche, die sich nun ebenfalls technisch auf der Höhe der Zeit befindet: Mit einer Kamera (neudeutsch Visualizer genannt) lassen sich die Lehrinhalte, etwa das Filetieren eines Fisches, aufnehmen und in Echtzeit auf der interaktiven Tafel präsentieren. Vorbei sind also die Zeiten, in denen 14 Schüler direkt um den Lehrer herumstanden und versuchten einen Blick auf das Gezeigte zu erhaschen. Das Whiteboard, also die interaktive Tafel, eröffnet einerseits für die Vermittlung und Aufbereitung des theoretischen Wissens ganz neue Möglichkeiten, ist sich Andreas Bonk sicher.
Für die Lehrer bedeutet dies andererseits, dass sie sich verstärkt in der Benutzung der „Tafel 2.0“ weiterbilden müssen. Dank der freien Sicht auf die Koch-Demonstrationen verfügen die Schüler über eine angemessene Grundlage, die Theorie im Nebenraum in die Praxis umzusetzen. An der Rothenburger Berufsschule legt man großen Wert darauf, dass die angehenden Köche einen hohen Grad an Selbstständigkeit bei der praktischen Erarbeitung der jeweiligen Lehrinhalte an den Tag legen. Anregungen und Anleitungen finden sie hierfür unter anderem auch in der Schülerbibliothek im ersten Stock des GFZ, die mit Spendengeldern immer wieder erweitert wird.
In komfortabler Lage
Den beiden Schulvertretern ist auch bewusst, dass sie sich in Sachen Demonstrations- und Lehrobjekte in einer komfortablen Lage befinden. Andreas Bonk weiß von anderen Einrichtungen, in denen Lehrer und Schüler mit insgesamt drei Fischen zurecht kommen müssen, an denen sie dessen Zubereitung zeigen und üben sollen. Im Gegensatz dazu kann jeder Koch-Auszubildender in Rothenburg sich an seinem eigenen Exemplar versuchen.
Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen wurde auch bei den Kühl- und Lagerräumen sowie bei den Umkleidekabinen und dem Sanitärbereich umfassend Hand angelegt. Das Restaurant und der Barbereich erstrah-len nun ebenfalls in einem modernen, zeitgemäßen Design. Dank neuer Gerätschaften kann man nun schneller auf Trends, etwa bei der Cocktail- und Kaffeezubereitung, eingehen. Als Veranstaltungsort für anderweitige Zusammenkünfte verfügt das Restaurant auch über einen festinstallierten Beamer samt Leinwand. Durch eine mobile Trennwand lässt sich der gleichgestaltete Bereich des Gastronomischen Berufsbildungszentrums (GBZ) der IHK davon separieren.
Komplett neu ist nun der barrierefreie Zugang zu dem Gebäudekomplex. Über die beiden Aufzüge gelangt man ohne Treppensteigen auch in den ersten Stock, wo sich auch die beiden Klassenzimmer befinden. Neben der Ausstattung mit Whiteboards (sie sind mit dem Exemplar in der Demonstrationsküche verbunden) verfügt einer der Räume darüber hinaus über zehn PC-Arbeitsplätze. So kurz nach der offiziellen Einweihung ist die eine oder andere Wand im Gebäude noch recht kahl. Doch dank Schulleiter Dr. Friedhard Nichterlein, der schon bei anderen Gelegenheiten mit seinen Fotografien beeindruckte, wird dies wohl nicht lange so bleiben. Den Schulbetrieb in der Phase des Umbaus in seiner gewohnten Weise aufrechtzuerhalten sei hart gewesen, erinnert sich Abteilungsleiter Andreas Bonk.
Dank sehr vieler Absprachen sei dies letztlich aber gelungen, schließlich habe man ja eine Verantwortung gegenüber den Schülern und deren Ausbildungsbetrieben. Nun gilt es nur noch die Räumlichkeiten wieder komplett mit Geschirr und Kochutensilien zu bestücken. Für die Zeit der Baumaßnahmen wurde nämlich alles ausgeräumt und in Containern zwischengelagert.
Dank an Landrat
„Wir sehen es nicht als Selbstverständlichkeit an, wie toll wir unterstützt werden“, richtete Schulleiter Dr. Nichterlein bei der Feier zur Erföffnung des Gebäudekomplexes aus GFZ und GBZ seinen Dank an Landrat Dr. Jürgen Ludwig. Da nach der Maßnahme vor der Maßnahme ist, steht der Berufsschule auch schon die nächste „Baustelle“ ins Haus. Im Hauptgebäude muss demnächst am Brandschutz und der EDV-Anlage nachgebessert werden. mes
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