Ortsgruppe des Hotel- und Gaststättenverbandes warnt vor sinkenden Erträgen
ROTHENBURG – Ehrlichkeit hat für Marion Beugler nach eigener Aussage oberste Priorität bei ihrer Arbeit als Vorsitzende der Rothenburger Ortsgruppe des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes. Entsprechend deutliche Worte fand sie auf der Jahreshauptversammlung im Hotel „Eisenhut“, beispielsweise zur Betriebsnachfolge, zum Rothenburger Parkraumkonzept und dem seit langem schon bestehenden Wunsch nach einer Reiterlesmarkt-Vorverlängerung.
Georg Wagenländer (2.v.l.) wird für 70-jährige Zugehörigkeit seines Betriebs (Hotel Klingentor) zur Ortsgruppe durch Dr. Gerhard Engelmann, Bernd Teutscher und Marion Beugler geehrt (v. l.). Foto: Scheuenstuhl
So beklagt Marion Beugler die „weiterhin größer werdende Spange zwischen ,Sehen und nicht verstehen’ beziehungsweise ,Erkennen und dennoch nicht reagieren’.“ Einer der wichtigsten Faktoren, damit für die Hotel- und Gaststättenbetriebe unter dem Strich etwas übrig bleibt, seien die Rahmenbedingungen. Diese hätten sich, trotz „vermeintlicher Erfolgsmeldungen“ von guten Übernachtungs- und Umsatzzahlen, „stark verschlechtert“, findet sie.
Die stetig steigenden Belastungen wie etwa unflexible Arbeitszeiten, Protokollierungspflichten, Kassenvorschriften und Routinekontrollen führten letztlich zu „weniger Ertrag und weniger Zeit für unsere Gäste“. Marion Beugler sparte auch nicht mit Kritik an der Stadtpolitik. Aufgrund der verdoppelten Tourismusabgabe, der gestiegenen Energiekosten, der erhöhten Müll- und Parkgebühren sowie einer womöglich bald ebenfalls erhöhten Grundsteuer und Gewerbesteuer sieht man sich im Gastgewerbe mit der Gefahr sinkender Erträge konfrontiert, die „auf Dauer existenzgefährdend“ sein können.
Dies hätte auch negative Auswirkungen auf die Nachfolge in den Betrieben beziehungsweise deren Übergabe oder Verkauf. Gerade Rothenburg bräuchte aber für die meist in der Altstadt liegenden Häuser „junge und innovative Nachfolger“, die „investieren, um nicht im (baulichen) Status Quo den Anschluss“ zu verlieren, sondern „den nachhaltigen Schritt in die Zukunft“ zu machen. Die rechtsunsichere Situation beim Thema Erbschaftssteuer sei einer Nachfolgeregelung ebenfalls „sehr abträglich“, betont sie.
Verbesserung der Infrastruktur
Als „elementare Bausteine“ zur Verbesserung einiger wichtiger Rahmenbedingungen sieht sie die Verbesserung der Infrastruktur durch unter anderem den Ausbau von Straßen sowie ausreichende Zahl an Parkplätzen außerhalb der Altstadt. Ihr Vorschlag hierfür: Das Brauhausgelände, das im Herbst wieder an die Stadt zurückgeht. Apropos parken: Als zukunftsweisend empfindet Marion Beugler in diesem Zusammenhang auch kundenfreundliche und leicht bedienbare Parkautomaten mit beispielsweise Kartenzahlung.
Für viele Gäste sei schnelles und zuverlässiges WLAN wichtiger als „die Matratze oder das Frühstück im Hotel“, weiß die Vorsitzende. Bislang sei trotz der zahlreichen Baustellen für den Breitbandausbau „keine Verbesserung spürbar“. „Jeder Krise wohnt auch eine Chance inne“, ist sie aber überzeugt und so werden sich die Hoteliers und Gastronomen ihrer Ansicht nach „den Herausforderungen stellen“. Sie seien flexibel genug „neue Wege zu beschreiten“ – sofern die Rahmenbedingungen stimmen.
Bei aller Kritik hatte die Vorsitzende in ihrem Bericht auch Positives zu vermelden. So sei etwa die Begeisterung für die Hochzeitsbaum-Aktion, die heuer zum 10. Mal stattfindet, ungebrochen. Jedoch bedauert sie es, dass aus Datenschutzgründen weiterführende Aktionen bislang nicht verwirklicht werden konnten. Auch an der Aktion Märchenzauber hätten sich die teilnehmenden Hotel- und Gastbetriebe mit „tollen neuen Ideen“ eingebracht.
Als Zeichen, dass die Trennung zwischen Stadt und Umland in der Gastronomie nun der Vergangenheit angehört, wertet Marion Beugler die neu gestaltete Hotelinfotafel am Krankenhaus. So finden sich in der Übersicht mittlerweile elf statt wie bisher fünf Betriebe aus dem Umland wieder.
Der Geleitbrief für Stammgäste Rothenburgs, eine gleichsam alte und neue Aktion, wird – mit Unterstützung des Mittelalterlichen Kriminalmuseums – wiederbelebt. Gäste, die bereits seit mindestens 20 Jahren in die Tauberstadt kommen, unabhängig davon in welchem Betrieb sie jeweils genächtigt haben, erhalten den Geleitbrief vom Gastgeber. Ausgestellt wird er vom Kriminalmuseum in Deutsch oder Englisch.
Beim Tagesordnungspunkt „Wünsche und Anträge“ ergriff Albert Thürauf das Wort. Neben eines Lobes für die deutlichen Worte der Vorsitzenden sprach er sich unter anderem auch für eine frühere Eröffnung des Reiterlesmarkts aus, die von Gästen schließlich so gewünscht werde. Dies würde für eine „erhöhte Auslastung“ bei den Betrieben sorgen und „Freiräume für Investitionen“ schaffen.
Anlässlich der Versammlung wurde das Hotel Klingentor für 70 Jahre Mitgliedschaft zur Ortsgruppe geehrt. Johann Kempter bekam als Zeichen der Anerkennung für sein „großes Engagement“ für die Rothenburger und ihre Gäste über 30 Jahre hinweg einen Geschenkkorb überreicht.
Die Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs identifiziert Marion Beugler als wichtigste Zukunftsaufgabe. Die damit einhergehenden Herausforderungen können Stadt, Bayerischer Hotel- und Gaststättenverband und Industrie- und Handelskammer „nur gemeinsam meistern“. Letzterer machte mit der Sanierung des Gastronomischen Berufsbildungszentrums (GBZ) einen ersten Schritt, um den „Ausbildungsstandort Rothenburg“ zu festigen.
Kooperation mit Campus
Karin Bucher, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Ansbach, erinnerte noch einmal an die „grandiose Leistung“ und das „große Glück“ diese Einrichtung in der Tauberstadt erhalten haben zu können und mit der Außenstelle der Hochschule Ansbach einen Kooperationspartner vor Ort hinzugewonnen zu haben. Zudem könne man am GBZ im Rahmen des IHK-BildungsCampus Westmittelfranken nun auch die Kompetenzschwerpunkte „Kaufmännische berufliche Weiterbildung“, „Gastronomie und Touristik“ sowie „Interkulturelles Management“ anbieten.
Die drei großen Herausforderungen für das Gastgewerbe sind laut Dr. Gerhard Engelmann, Geschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands das Arbeitszeitgesetz, die Schaffung von fairen Wettbewerbsbedingungen (Stichwort: gleiche Besteuerung) und das selbstverantwortliche Handeln, das durch die zahlreichen Dokumentationspflichten beeinträchtigt wird. Aber er brachte auch gute Nachrichten: So wird derzeit über ein „starkes Konjunkturprogramm“, von dem vor allem die ländliche Gastronomie profitieren werde, beraten. Außerdem sei bereits ein Beratungsprogramm für das Gastgewerbe mit einem Umfang von 550000 Euro angelaufen.
Oberbürgermeister Walter Hartl ging in seinem Grußwort auf die jüngsten medialen Bewertungen der Tauberstadt ein. Man habe auf dem Markt einen guten Platz. Es sei eine „gemeinsame Aufgabe“, dies zu pflegen. Der Schwerpunkt auf dem Thema Romantik solle sich nicht auf die Altstadt beschränken, sondern auch das Umland miteinbeziehen. Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler unterstrich die Bedeutung des „Geschichtenerzählens“ bei der Erschließung neuer Gästeschichten.
Impulsgeber statt Wettbewerber
Der Spruch „wenn man nicht mit der Zeit geht, geht man mit der Zeit“ gelte auch für Destinationen, so Dr. Jörg Christöphler. „Spielen Sie die regionale Karte“, forderte er deshalb die Gastronomen auf. Zudem solle man, laut Tourismusdirektor, ein neues Hotel nicht primär als Wettbewerber ansehen, sondern als etwas, das Impulse schafft und weitere Gästeschichten erschließt.
Achim Schneider, Geschäftsführer des Rotabene Medienhauses, stellte das öffentlice Veranstaltungsportal „eventX.de“ mit den verschiedenen Eigenschaften und den enstprechenden Tarifen vor. mes
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