„Podium junger Musiker“ im Wildbad: Symba-Quintett
ROTHENBURG – Ein bis auf die letzten Plätze gefüllter Rokoko-Saal erfreute den Leiter des Wildbads, Herbert Dersch, sichtlich bei seiner herzlichen Begrüßung des Publikums – ganz im Sinne des Konzert-Mottos: „Eine Hommage an die Freundschaft“. „Klarinettenquintette als Liebeserklärung“ nannte das Symba-Quintett aus Studierenden der Musikhochschule Nürnberg seine Darbietung zweier Werke von W. A. Mozart und Johannes Brahms. Und eine Liebeserklärung war auch der tosende Applaus für das fünfköpfige Kammermusikensemble.
Großer Applaus für A. Krug, A. Härtig, M. Enna, S. Lauer und B. Pfanzelt. Foto: Hirschberg
Merkwürdig, ein Hauch von Frühling scheint unabhängig von der Jahreszeit zum Wesen des Rokoko-Saals zu gehören. In seiner Atmosphäre kann Bedrückendes nicht lange bestehen, als seien dort zauberisch lösende Kräfte am Werk. Mozarts Klarinettenquintett A-Dur KV 581 (aus dem Jahr 1789) verkörpert in seinen vier Sätzen diese Eigenart des Lebens, dass kein Zustand anhält, aus tiefer Trauer mit der Zeit wieder Anfänglichkeit entsteht. Berührend und bewundernswert, wie empathisch und homogen Ayane Krug (Violine), Annika Härtig (Violine), Marcello Enna (Viola), Sarah Lauer (Violoncello) und Barbara Pfanzelt (Klarinette), die sich erst im Oktober 2017 als Ensemble formierten, das Ineinander von Beschwingtheit und Melancholie zu eigen gemacht haben.
Gleichsam seelengeschwisterlich wirkt das Quintett, achtungsvoll füreinander und ab und an derart im Fließgleichgewicht der Stimmen, dass der Dialog beispielsweise zwischen Ayane Krugs und Annika Härtigs Violinen mit Barbara Pfanzelts Klarinette in eins zu verschmelzen schien. Kein Wunder, hat die Holzblasinstrumentalistin doch auch im Hauptfach einst Violoncello studiert und verfügt über subtilste Einfühlung in klangliche Verwandtschaften. Tief schöpft sie aus dem Registerreichtum der Klarinette, meistert auch deren prekäre hohe Töne geschmeidig.
In feiner Balance dazu das dunkle Timbre von Viola und Violoncello. Marcello Enna und Sarah Lauer schaffen eine konstante tonliche Wärme, wirken wie auf einem Atem mit der Solistin und den Geigen, stützen behutsam das zarteste Piano und wiegen sich heiter temperamentvoll in der Ländlerstimmung des Menuetto. Schön anzusehen, wie sich das Ensemble mit Blicken und Lächeln bei allen Übergängen verständigt.
Hatte Mozart sein Quintett für den von ihm bewunderten Klarinettisten Anton Stadler geschrieben, so fühlte sich Johannes Brahms zum seinigen inspiriert durch Richard Mühlfeld, wie Barbara Pfanzelt in ihrer charmanten Moderation erklärte. Ihn nannte er gar „Fräulein Klarinette“, weil sein Ton so süß und weich gewesen sei. Hier entfaltet das Symba-Quintett im schönsten Sinne leidenschaftlich juvenile Kraft, die freilich die ungarischen Elementen in Brahms’ Kompositionen zusätzlich befeuert. Die enge Motivverflochtenheit des Werkes (h-Moll, op. 115) bis in die thematischen Variationen, die innere Angespanntheit durch den Wechsel von betörend schöner Melodik im Dialog mit fast zerreißender Infragestellung ihrer Wirkung – das Symba- Quintett begeisterte auch bei Brahms mit seinem hohen Grad an künstlerischer Souveränität. bhi
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