Für eine bunte Landschaft

Mittelfränkischer Imkertag: Bienen mit Blumenwiesen unter die Arme greifen

ROTHENBURG – Die Kleinsten haben es oft am schwersten – und so droht auch der Biene ordentlich Ungemach von gleich mehreren Seiten. Beim Mittelfränkischen Imkertag im  Reichsstadt-Gymnasium rief man sich noch einmal die Bedeutung der Bienen ins Bewusstsein und warf  einen Blick auf die neuesten Gefahren, die in der Natur sowie in der digitalen Welt auf sie lauern. Zugleich beging man das Jubiläum des örtlichen Zeidlervereins, der seit mittlerweile 150 Jahren in guter Partnerschaft mit den  emsigen schwarz-gelben Leistungsträgern wirkt.

„Imker aus Leidenschaft“: Volker Schüßler (li.) stellte die Produkte seines Imkerladens aus – mit Unterstützung zweier Mitglieder des Gebsattler Imkervereins.

Im Bezirksverband Mittelfranken des Landesverbands der Bayerischen Imker sind etwa 3000 Zeidler organisiert, die es zusammen auf 18900 bewirtschaftete Bienenvölker bringen.  Ihrem Vorsitzenden Stefan Spiegl liegt neben dem geschätzten Winterverlust von 20 Prozent ein weiteres Thema „schwer im Magen“. Als relativ junger Imker bewegt er sich auch in den sozialen Medien. „Eine gute imkerliche Praktik findet man dort nicht“, warnte er. Sein Appell lautet deshalb, bei Fachfragen den bewährten Kanälen wie etwa den Landesverbänden und dem Institut für Bienenkunde und Imkerei zu vertrauen.

In Sachen Lithiumchlorid als Wundermittel gegen die Varroa-Milbe rät Stefan Spiegl „die Finger davon zu lassen“. Zwar weise es einen hohen Wirkungsgrad auf, doch was es „im Volk anrichte“ ist noch lange nicht bekannt. Abgesehen davon hat das Mittel aktuell gar keine Zulassung. Doch es gab auch Positives zu vermelden. So habe man noch vor der Kabinettsumbildung durch den neuen Ministerpräsidenten Markus Söder von dem bisherigen Landwirtschaftsminister Helmut Brunner die Zusage erhalten, dass jeder Bezirk in Bayern wieder einen eigenen staatlichen Fachberater für Bienenzucht bekommen werde.
Das ist schon die zweite gute Nachricht aus München, nachdem im vergangenen Jahr der Freistaat bereits die Imker-Förderung um 20 Prozent auf 1,2 Millionen Euro erhöht hat, die vor allem zur Unterstützung der Nachwuchsarbeit gedacht ist. Auch der Bezirk zeigt sich gegenüber den Bienenfreunden freigiebig. Seit mittlerweile 10 Jahren unterstützt man die Verbandsarbeit in Mittefranken mit 2000 Euro.
Für deutschen Honig werben
In Vertretung von Bezirkstagspräsident Richard Bartsch überbrachte Bezirksrat Herbert Lindörfer Grüße und Glückwünsche. Er zeigte die momentanen Projekte im Bereich der Bienen- und Imkereiförderung auf und plädierte dafür, stärker aufzuzeigen, wie wichtig die Arbeit der Imker sei. Denn nur wer Bescheid wisse, handele entsprechend beim Einkauf und in der Natur. So solle man auch für den deutschen Honig werben, der in einer besonderen Qualität und Geschmacksvielfalt angeboten werde.
Alfred Wegele habe „vieles für die Jugendarbeit geleistet“, lenkte Oberbürgermeister Walter Hartl den Fokus auf das Oberhaupt des örtlichen Jubiläumsvereins. Als Stadt verzichte man, laut Walter Hartl, „schon lange auf Pestizide“. Nun möchte man auch weniger Mähen, um den Bienen ein breiteres und längerfristiges Nahrungsangebot zu bereiten. Hierfür sei allerdings Verständnis bei der Bevölkerung gefragt. Walter Hartl selbst hat – vor allem wohl dank seiner beiden imkernden Söhne – so sehr Gefallen an der Zusammenarbeit mit den Bienen gefunden, dass er sich vorstellen könne, sich im Ruhestand dieser Tätigkeit ebenfalls zu widmen.
Blumenwiese im Garten

Glückwunsch zum Vereinsjubiläum (v.l.): Martin und Alfred Wegele, Uschi Memhardt. Fotos: Scheuenstuhl

Wer die für die Artenvielfalt unersetzlichen Bienen ebenfalls unterstützen möchte, ohne sich gleich selbst Schutzanzug, Schleier und Handschuhe überzustreifen, der kann ganz einfach ein Stück seines Gartens in eine bienenfreundliche, bunte Blumenwiese verwandeln. Für das nötige Saatgut und weitere Informationen hierfür standen am Imkertag Vertre-ter des Netzwerks „Blühende Landschaften“ parat. Was dabei herauskommt wenn die Bienen genügend Nahrungsquellen vorfinden, demons-trierte Volker Schüßler mit seinem Stand vollgepackt mit Bienen-Produkten aus seinem Imkerladen.

Karsten Burghardt, Vorsitzender des Zeidlervereins Nürnberg, zeigte in einem detaillierten Vortrag die Zusammenhänge zwischen den Bienen und der Bestäubung auf und erklärte, wie man diese fördern könne. Die Hauptbestäubung von Blütenpflanzen ist von etwa neun Honigbienen­arten abhängig, sagt er und mahnt: Bienenvölker, die man aus anderen Regionen hierherbringt, könnten nicht dasselbe leisten, wie in ihren angestammten Gebieten.
Pollenvielfalt ist wichtig
Eine entsprechende Pollenvielfalt sei für die Bienen wichtig, da sie nur so genau das herausholen können, was sie am meisten brauchen. Der landläufigen Meinung, dass Wildbienen gegenüber den Honigbienen eine vergleichsweise gewichtigere Rolle bei der Bestäubung einnehmen, erteilte er eine Absage. So sind 80 Prozent der in Deutschland heimischen zwei- bis dreitausend Nutz- und Wildpflanzen auf die Honigbiene angewiesen und 30 Prozent der gesamten menschlichen Nahrung stammt von bienenbestäubten Pflanzen. Der volkswirtschaftliche Nutzen davon liegt bei etwa zwei Milliarden Euro.
Das geflügelte Wort „fleißiges Bienchen“ kommt nicht von ungefähr. Eine Biene allein besucht am Tag zwei- bis dreitausend Blüten, hochgerechnet auf ein Volk sind das bis zu 12 Millionen Blüten. Sie sind dabei blütenstetig und pollentreu. Das bedeutet, dass sie – wenn sie eine ergiebige Nektarquelle aufgetan hat – die Blüten der jeweiligen Pflanzenart über einen gewissen Zeitraum immer wieder anfliegt. Wer etwa die Kerne im Apfel als störend empfindet, der halte sich deren Vorteile vor Augen: Je öfter eine Apfelblüte durch Bienen bestäubt wird, desto mehr Kerne bilden sich und desto größer werden die Früchte. Viele Kerne bedeuten einen höheren Kalziumgehalt und eine bessere Haltbarkeit der Früchte.
Auf eine noch unterschätzte Gefahr für die Bienen wies im Gespräch mit der Redaktion der erfahrene Imker Ernst Neuberger hin. Zwei seiner  Bienenvölker sind bereits einem Waschbär zum Opfer gefallen. Er fordert deshalb seine Zeidlerkollegen auf, die Bienenstöcke gegen das Raubtier ausreichend zu sichern.   mes

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