Rathaus bekommt Innenaufzug

Bauausschuss hat in jüngster Sitzung gegen eine Stimme entschieden

ROTHENBURG – Jetzt ist erst einmal entschieden: Das Rathaus erhält einen Aufzug, der in Höhe des Lichthofs in den hinteren Teil Gebäudes eingebaut wird. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses hat sich eine klare Mehrheit für diese Variante als Gegenmodell zum Außenaufzug in diesem Bereich ausgesprochen.

Ortstermin des Bauausschusses im Lichthof vor Beginn der Sitzung im Rathaus. Foto: Weber

Entschiedener Gegner dieser Innenlösung blieb bis zuletzt Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV). Als einer, der das Rathaus seiner Heimatstadt aus tiefgehenden, langjährigen Studien kennt und seine Doktorarbeit dazu verfasst hat, sieht er darin Gefahren des unwiederbringlichen Substanzverlustes an diesem Vorzeigebeispiel Rothenburger Reichsstadt-Herrlichkeit. Ein Ortstermin ging dieser Beratung und Abstimmung im Bauausschuss voraus. Dabei wurde deutlich: Wie groß der Substanzverlust letztendlich für die Innenlösung vor allem bei den erforderlichen Durchbrüchen zwischen den Stockwerken und auch bei den jeweils erforderlichen baulichen Veränderungen in den Etagen sein wird, lässt sich derzeit kaum mit verlässlicher Sicherheit sagen.

Mit Fragezeichen

Größte Unbekannte dabei: Was würde bei den Bauarbeiten möglicherweise als wichtiges Zeugnis vergangener Epochen verloren gehen? Es gibt zwei wesentliche Einschnitte in der Geschichte dieses vorderen Rathaustraktes. Der eine ist das Feuer von 1501. Dabei brannte dieser ursprüngliche Teil einer Doppelanlage aus gotischer Zeit nieder und wurde danach im Renaissance-Stil als eines der großen Vorzeigebeispiele für diese bauliche Epoche nördlich der Alpen wieder errichtet. Der andere Einschnitt ist das Kriegs­ende 1945, als dieser Teil der Rathausanlage nach dem verheerenden Bombenangriff der Amerikaner auf die Rothenburger Altstadt in Flammen aufging und herunterbrannte.

In den Folgejahren gehörte es zu den ganz wesentlichen Wiederaufbauleistungen der Rothenburger, ihr Vorzeigestück – unterstützt von staatlicher und privater Hilfe im In- und Ausland – möglichst originalgetreu wiedererrichtet zu haben. Man wusste, was man an dem vom 17. bis ins 20. Jahrhundert unverändert gebliebenen Altstadt-Bild hatte.

Weit in den Innenhof

Für den Aufzug scheint abseits solcher Blicke in die Geschichte unter dem Strich festzustehen, dass die Eingriffe und Nachteile bei einer Außenlösung deutlich größer zu erwarten sind als bei der Innenlösung. Der Aufzugsschacht würde weit in den Innenhof hineinragen, dort über die Hälfte seiner Breite in Beschlag nehmen und so die historische Struktur schon von daher erheblich stören. Ganz abgesehen von den erforderlichen Türdurchbrüchen durch die Außenwand und von den fälligen Vergrößerungen der Fensteröffnungen (für barrierearme Durchgänge). Der Durchgang durch den Lichthof würde zudem deutlich enger werden, was nicht nur Folgen hätte für den Reiterlesmarkt. Weitere Punkte, die gegen eine solche Lösung sprechen: Der Schacht wäre relativ ungeschützt dem Wetter ausgesetzt. Das bedeutet Reinigungsbedarf für eventuelle Glasflächen. Der Übergang vom Aufzug zum Innenraum würde viel Platz erfordern. Als sogenannte Bewegungsfläche würden immerhin 1,50 Meter mal 1,50 Meter gebraucht. Dies hätte große Mauerwerks-Durchbrüche zur Folge.

Den Ortstermin nutzte das mit den Vorplanungen und einer Gegenüberstellung der beiden Varianten betraute Planungsbüro Vix aus Niederstetten dazu, die Vor- und Nachteile darzustellen. Architekt Hanns Berger lieferte die Erläuterungen, zunächst im Lichthof zur Außenlösung und anschließend daran in den verschiedenen Etagen des Gebäudes zur Innenlösung.

Um den Mitgliedern des Bauausschusses die jeweiligen Ausmaße des Aufzugsschachts und seine Lage beziehungsweise die anstehenden Durchbrüche zwischen den Stockwerken zu verdeutlichen, waren mit dem Kreppband die Umrisse auf den Boden geklebt. Im Dachgeschoss des Rathauses zeigte sich die Fläche durch ein zusätzliches Projekt erweitert.

Mit Zugewinn

Dort soll, gleich nebem dem Lift, eine geräumige Behindertentoilette verwirklicht werden. Das wäre, so wurde betont, ein echter Zugewinn für das Rathaus und für alle, die dort ein solches WC brauchen. Bisher gibt es so etwas gar nicht in diesem zentralen Verwaltungs- und Sitzungsgebäude der Stadt.

In der anschließenden Sitzung bezog Stadtbaudirektor Michael Knappe deutlich Stellung für die Innenlösung. 80 Prozent der Bereiche seien dadurch barrierefrei erreichbar. Auch weiter nur über Treppen zugängliche Ausnahmen seien lediglich der Kaisersaal und das Trauzimmer. Oberbürgermeister Walter Hartl räumte ein, dass es keine Jubelarien auslösen könne, wenn für ein solches Projekt an einem Gebäude gewisse Eingriffe vorgenommen werden müssten. Aber es sei im Sinne aller, die so etwas brauchen, dass abgewogen werde. Das Landesamt für Denkmalpflege und auch Stadtheimatpfleger Dr. Konrad Bedal sprachen sich in einer schriftlichen Stellungnahme beziehungsweise mündlich bei der Sitzung für die Innenlösung als verträglichste der beiden Varianten aus. Auch Alt-Rothenburg-Vorsitzender Dr. Markus Naser war zum Ortstermin und zur anschließenden Beratung gekommen.

Ganz modern in Glas und Stahl könne er sich die Innenvariante vorstellen, betonte Dr. Günther Strobl (SPD). Das würde die Sache aber erheblich verteuern, hieß es. Außerdem würden sich der Brandschutz und die Reinigung schwieriger gestalten. Architekt Hanns Berger, der Stadtheimatpfleger und der Stadtbaudirektor sprachen sich für einen massiv gemauerten Schacht aus, der dann in seiner Wirkung zurücktritt. Es sei bedauerlich, dass es am Ende nicht gelungen sei, den einzigen Kritiker der Innenlösung auch noch zu überzeugen, betonte Dieter Seiferlein (Bündnisgrüne). -ww-

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