Musikalisches Picknick

Sommerliches Sonntagscafé mit besonderem Klang

ROTHENBURG – Mit klassischer und moderner Kammermusik gastierte das Klassikfestival „d´accord“ am vergangenen Sonntag nachmittag im Rokokosaal des Rothenburger Wildbads.

Sonntagskonzert im Rokoko-Saal mit den herrlichen Jugendstilfenstern. Foto: Nitt

Dabei wurden Tradition und Innovation, Bewährtes und Un-Erhörtes gekonnt miteinander verbunden. Eine stattliche Zuhörerschar war von dem niveauvollen, sehr gelungenen Konzert begeistert und spendete großen Beifall. Zu Beginn des Programms erklang das Klavierquartett in Es-Dur KV 493 von Wolfgang Amadeus Mozart.

Das im Jahre 1786 (Entstehungsjahr des „Figaro“) komponierte Werk bietet mit seinem Wechsel zwischen musikalischer Intimität und festlichem, prunkvollen Klang einen überaus reizvollen Kontrast. Mit Verve musizierten die vier jungen Musiker Martina Trumpp (Violine), Kevin Treiber (Viola), Jörg Habermann (Violoncello) und Bohumir Stehlik (Klavier) das einleitende Allegro und bezauberten durch expressive Musizierfreude im wundervoll aufgelockerten Stil.
Die jähen Stimmungswechsel und Umbrüche trugen immer wieder Beethoven´sche Züge. Gleiches gilt auch für die beiden folgenden Sätze, ein traumhaft ausmusiziertes Larghetto mit schwärmerischem Ausdruck und als Finale ein tänzerisches Allegretto mit spielerischem Rondo-Charakter. Schalk und Humor des Wiener Klassikers blitzten schlaglichtartig auf.
Insgesamt bot das junge Klavierquartett in jeder Hinsicht (Intonation, Dynamik, Phrasierung, Interaktion) eine famose Leistung, die nur durch das an manchen Stellen etwas zu dominierende, laute Klavierspiel getrübt wurde, was aber auch an der nicht optimalen Qualität des Flügels gelegen haben mag.
Als zweites Opus stand die „Picnic Suite“ des französischen Komponisten, Jazzmusikers und Musikproduzenten Claude Bolling (geb. 1930) auf dem Programm. Viele Werke Bollings bringen Jazz und Klassik zusammen und stellen ein geglücktes „Cross over“ dar.
Dies gilt auch für die im Jahre 1980 entstandene „Picnic Suite“, die von Martina Ebert (Sopran-­Saxophon), Erich Schneider (Gitarre), Florian Glemser (Klavier), Norbert Meyer-Venus (Kontrabass) und Max Gaertner (Schlagzeug) gespielt wurde. Die fünfsätzige Suite (Rococo-Madrigal-Gaylancholic-Ca
non-Badine) erin­nerte immer wieder ein biss­chen an den berühmten Jacques Loussier und seine populären Play-Bach-Arrangements.
So wechselten barock oder klassisch anmutende Teile in imitatorischer Technik mit jazzartigen, improvisatorisch anmutenden Passagen. Alle fünf Musiker boten eine sehr gelungene, tolle und inspirierte Interpretation des selten aufgeführten, kapriziösen und witzigen Werkes. ni

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