Der positive Blick

Schöner Abend: Freude sollte nicht getrübt werden

SCHILLINGSFÜRST – Aus einer guten Tradition heraus hält der Schillingsfürster Stadtrat an dem Beschluss vom 15. Dezember 2008 fest, jedes Jahr genau an dem Tag der Stadterhebung, dem 4. November, ein Fischessen zu veranstalten, gemeinsam mit den Verdienst- und Bürgermedaillenträgern der Stadt.

Geladene Verdienstmedaillenträger (v.l): Rudolf Gögelein und seine Frau Mathilde neben Anneliese und Fritz Hahn. Fotos: Schäfer

Der besondere Anlass wird in wechselnden Lokalitäten begangen. Am vergangenen Sonntagabend war die „Post“ in Schillingsfürst an der Reihe, mit Fischvariationen aufzuwarten, die frisch auf den Tisch kamen. Im letzten Jahr hatte der „Bergwirt“ in Stilzendorf die Gäste bekocht. Diesmal wurde der 59. Geburtstag als Stadt Schillingsfürst gefeiert. Mit dem 60. im nächsten Jahr steht dann ein Jubiläum ins Haus, das gebührend begangen werden soll – in einem größeren Rahmen. So wird 2020 wieder ein Heimatfest stattfinden, das 1960 zum ersten Mal und seitdem alle fünf Jahre ausgerichtet wird.
Blick über den Tellerrand  
Für Bürgermeister Michael Trzybinski ist die Geschichte seiner Heimatstadt Verantwortung und Ansporn zugleich, „das Erbe unserer Vorväter“ zu bewahren und wie sie damals, „den Weg der Stadtentwicklung zielstrebig nach vorne zu suchen.“  Sein Dank galt den Verdienst- und Bürgermedaillenträgern, den Freunden und Gönnern der Stadt, den Mitgliedern des Stadtrates und den Bürgerinnen und Bürgern: „Sie alle haben zum Erfolg einer imposanten und beeindruckenden Stadtentwicklung beigetragen.“ Die Verleihung des Stadtrechtes am 4. November 1959 habe „sehr viele positiven Veränderungen mit sich gebracht.“
Die „gute alte Zeit“ sei wichtig, sagte er, „aber dennoch dürfen wir uns nicht darauf ausruhen, sondern müssen in einer sehr schnelllebigen und rasanten Zeit unsere Hausaufgaben machen.“ Über alle Partei- und Weltanschauungen hinweg, werde er sich auch weiterhin den Herausforderungen stellen müssen, „die Schloss-, Wasser- und Gartenstadt mit ihren Ortsteilen  weiter nach vorne zu entwickeln.“ Damit dies möglich sei, bedürfe es zwei Voraussetzungen: Der Blick über den Tellerrand und der Mut zur Veränderung.
Erfreulich seien die Investitionen der beiden Unternehmen Dinzl und Löblein. Mit der Erweiterung des alt­eingesessenen Metallverarbeitungs- und Gehäusebauunternehmens Dinzl um ein neues Logistikzentrum im Gewerbegebiet Wittum entstehen auch neue Arbeitsplätze. Das Transportunternehmen Löblein hat seinen Betrieb um eine große Salzlagerhalle erweitert. „Der Stadtrat hat mit der Weichenstellung von zwei erschlossenen Gewerbegebieten seine Hausaufgaben gemacht“, hob das Stadtoberhaupt hervor. Nach der Ansiedlung des Lebensmitteldiscounters Norma und einer Bäckerei mit Getränkemarkt konnte nach seiner Ansicht „der Standort am Fischhausweg mit einem Baumarkt zusätzlich positiv aufgewertet werden.“ Das neue Baugebiet Marienhof konnte in Rekordzeit verkauft werden. Von insgesamt 21 Bauplätzen sei derzeit nur noch einer übrig. Mit dem Grunderwerb habe der Stadtrat bereits die Weichen für eine Erweiterung gestellt.
Im Bereich der Innenstadtentwicklung konnte „nach dreizehn Jahren Stillstand“ in der Bürgermeister-Pflaumer-Straße die Lücke einer Wohnbebauung mit zwei Mietshäusern des Wachsenberger Unternehmers Christian Stein geschlossen werden. Auch  als anerkannter Erholungsort und in kultureller Hinsicht könne sich Schillingsfürst sehen lassen: In der Position „ein Vorzeigeort der europäischen Wasserscheide“ zu sein und als Gesellschaftermitglied an der „Romantischen Straße“.
Die Bemühungen, Schillingsfürst stärker publik zu machen, „dürften gelungen sein“. Nach seinen Angaben kommen jährlich über 25000 Besucher in die Schlossstadt. Anziehungsmagnete sind Veranstaltungen wie Liszt-Konzerte, Kirchweih, Schloss und Falkenhof, Doerfler-Museum, Mittelaltermarkt, die Gartenmesse im Kardinalsgarten und der Weihnachtsmarkt vor der Schlosskulisse mit zuletzt 5000 Besuchern während der drei Öffnungstage. Neu hinzu kommt ein „Kinderweihnachtsland“ unterhalb der Schlossbrücke. Eine  Erweiterung des Angebots mit Karussell, Märchenzelt, Krippe mit lebenden Tieren (Schafe, Esel),  Süßigkeiten- sowie Crêpes-Stand. Den Besuchern soll etwas geboten werden für ihr Geld, denn der Weihnachtsmarkt kostet Eintritt.

Michael Trzybinski hielt die Festrede.

Fürst Chlodwig zu Ehren

Es freute das Stadtoberhaupt auch, mitteilen zu können, dass im nächs-ten Jahr wieder die „Gartenlust“ stattfindet. Der Termin steht schon fest: vom 14. bis 16. Juni 2019. Eine weitere Möglichkeit, auf Schillingsfürst aufmerksam zu machen, bietet im März nächsten Jahres der 200. Geburtstag von Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, ein Verwandter des Kaisers Wilhlem II. der im hohen Alter von 75 Jahren zum dritten Reichskanzler des 1871 gegründeten Deutschen Kaierreiches ernannt wurde. Der Fürst hatte das Amt zuerst gar nicht haben wollen, fühlte sich zu alt, zu erschöpft und glaubte, ihm fehlten die nötigen Kenntnisse für die Aufgabe. Aber dann hatte er sich doch überreden lassen.
Auch der 70. Geburtstag des Schlossherrn, Fürst Constantin, aus der Wiener Linie des Hauses Hohenlohe-Schillingsfürst, im nächsten Jahr ist ein würdiger Anlass, seine Rolle als Kulturveranstalter und das Barockschloss besonders hervorzuheben, wie Bürgermeister Michael Trzybinski betonte. Als Beispiele für „große Aufgaben und Investitionen“ nannte er die Wasserturm-Sanierung, den Neubau des Feuerwehrhauses („steht ganz oben auf der Agenda“) und die Erweiterung des Baugebietes Marienhof.
Gewaltfall aufarbeiten 
Eine schöne Geste ist die namentliche Nennung des geladenen Gästekreises. Darunter die beiden Altbürgermeister Gerhard Götz und Fried­rich Wieth. Außerdem konnte das Stadtoberhaupt zehn Verdienstmedaillenträger und mit Wolfgang Hofmann und Karl-Wilhelm Kernstock auch zwei Bürgermedaillenträger begrüßen, den Zweiten Bürgermeister Herbert Seidel, sechs Stadtratsmitglieder und Museumsleiterin Hai-Yan Waldmann-Wang. Deniz Meyer erfährt mit der Einladung eine Würdigung ihres Engagements für Flüchtlinge. Zu gern hätte der Bürgermeister auch die „Blumenfrau“ Galina Seitz zu den Gästen gezählt, die freiwillig dazu beiträgt, dass städtische Pflanzen nicht vertrocknen, aber sie will lieber im Hintergrund bleiben.
Das Stadtoberhaupt versäumte auch nicht, sich bei den Mitarbeitern der Verwaltung, des Bauhofes, der Kläranlage, des Infocenters, beim Friedhofsbeauftragten, den Fischhausbad-Betreuern und bei sämtlichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern herzlich für die Unterstützung zu bedanken. Zum Abschluss seiner Rede warb er für die Teilnahme am Volkstrauertag (Sonntag 18. November) und für den Bilderabend (12. November, 19 Uhr in der „Post“) im Nachgang seiner 11-tägigen Chinareise.
Das unschöne Ereignis der Halloweenparty im Jugendzentrum mit Alkoholexzess, tätlichen Angriffen gegen Polizeibeamten und dem Diebstahl scharfer Munition aus dem Streifenwagen, dessen Ausmaß für Entsetzen in der Region und für Schlagzeilen in den Medien gesorgt hatte, sprach das Stadtoberhaupt nicht an, um die Stimmung nicht zu trüben. Im Gespräch mit der Redaktion wurde er  aber deutlich: Er werde derartige Vorkommnisse in der Stadt nicht hinnehmen. Eine Aufarbeitung sei dringend notwendig.
Das Jugendzentrum befindet sich in Räumlichkeiten des örtlichen Schützenvereins  und wird ehrenamtlich von einer gewählten Vorstandschaft geleitet. In den sozialen Medien hat sich die Gruppe von den Vorkommnissen distanziert: „Es ist kein Leichtes, derartig gewaltbereite Gäste in die Schranken zu weisen.“ Michael Trzybinski will zunächst das Gespräch mit der Polizei suchen, um deren Sicht zu hören.
Auf Nachfrage der Redaktion äußerte er sich auch zum Mietstreit zwischen der Stadt und einem Rentnerehepaar im ehemaligen Lehrerwohnhaus, der sich im Verlauf eines Jahres immer mehr hochgeschaukelt hatte. Im Rahmen eines Zivilprozesses wurde er vor Gericht ausgefochten.  Die Sache sei inzwischen beigelegt durch Vergleich. sis

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