Ulrike Gerlinger offiziell als neue Grundschul-Rektorin in Gebsattel eingeführt
GEBSATTEL – Nach 115 Tagen an der Spitze der Grundschule Gebsattel-Insingen-Neusitz ist die „Heimkehrerin“ nun auch offiziell in ihr Amt eingeführt worden. Die Schulfamilie, allen voran die Schüler selbst, hatten jüngst für Ulrike Gerlinger eine ebenso herzliche wie kurzweilige Feier vorbereitet, um sie in Gebsattel willkommen zu heißen.

Leider nur Wunschdenken: Die Klasse 3a erklärte in Gedichtform ihre Vorstellung von einer „Schule im Schlaraffenland“. Fotos: Scheuenstuhl
Eigentlich ist es ein Wunder, dass Ulrike Gerlinger mit solcher Freude und Tatendrang an die Grundschule Gebsattel-Insingen-Neusitz zurückgekehrt ist – wenn man bedenkt, welch einschneidende Erfahrung sie in ganz jungen Jahren dort machte. Denn als frischgebackene Erstklässlerin muss-te sie sich einmal zur Strafe in die Ecke der Turnhalle stellen und dort über ihr „Vergehen“ nachdenken. „Der Vorhang war orange, mein Pulli war orange“, erinnert sie sich. Kein Wunder also, dass der Lehrer sie prompt übersah und die Turnhalle zum Schulschluss absperrte.
Ans Herz gewachsen
Als eigentlich dann doch recht brave Schülerin wagte sie nicht, sich zu rühren. Erst nach einiger Zeit versuchte sie mit Hilferufen auf sich aufmerksam zu machen. Diese wurden glücklicherweise von der Hausmeisterin gehört, die sie befreite. Im Laufe der Jahre kamen weitere Erfahrungen hinzu, durch die diese Schule ihr besonders ans Herz gewachsen ist. So besuchten nicht nur ihre Kinder ebenfalls diese Grundschule. Auch dank ihrer Funktion als Beratungslehrerin kam sie nicht von dieser ganz besonderen Bildungseinrichtung los.
Deshalb hält sie es wie Hugo von Hofmannsthal, der einst sagte: „Das ganze Leben ist ein ewiges Wiederanfangen.“ Bei diesem persönlichen Neustart in Gebsattel habe sie von „allen Seiten Unterstützung“ erhalten. Allen voran Konrektor Bernhard Stumpner und Sekretärin Ulrike Junker hätten ihr die Einarbeitung erleichtert. Ihre Entscheidung für Gebsattel habe sie deshalb – trotz Doppelbelastung von Leitungsfunktion und Klassenleitung – „nicht bereut“, versichert Ulrike Gerlinger.
Für die leidenschaftliche Läuferin soll Schule ein Ort sein, „wo Menschen Träume haben dürfen und gemeinsam verwirklichen können“. Sie soll Zuhause und Lebensraum sein. Die Kinder sollen dort die Erfahrung machen, „wie wertvoll jeder Einzelne ist“ und was Gemeinschaft bedeutet. Es sei heutzutage im Trend, dass einst gültige Normen und Werte pervertiert werden, so die Pädagogin. Die Kinder bekommen dabei dieses Treiben der Großen mit. Umso wichtiger sei es, mit der Schule einen Ort zu schaffen, wo gegenseitiger Respekt und Wertschätzung vorherrsche.
Dass dies sozusagen im Erbgut der Grundschule angelegt ist, beweist das Schullied „Gut, dass wir einander haben“, das die Dritt- und Viertklässler in der Feierstunde natürlich auch zu Gehör brachten. Konrektor Bernhard Stumpner dankte seiner neuen Chefin, die mit Gesten und Worten gezeigt habe, dass sie die an der Schule „bisher geleistete Arbeit schätzt“ und weiter darauf aufbauen möchte.

Per Schulleiter-ABC bekam Ulrike Gerlinger einen genauen Eindruck, welche Aufgaben sich von nun an, vor ihr auftürmen – ihr Mann Willy steht ihr dabei mit Rat und dem „Erste-Hilfe-Köfferchen“ zur Seite.
Auch Schulamtsdirektor Hans Hauptmann hatte nur lobende Worte für die neue Rektorin übrig. Schon beim ersten Besuch bei ihr im Klassenzimmer sei er überzeugt von ihr gewesen. Er beschreibt Ulrike Gerlinger als „natürlich aber zugleich professionell“. Sie sei „ganz nah bei ihren Schülern“ und habe einen „engen emotionalen Bezug zu jedem Einzelnen“. Dennoch fördere sie auch die Kinder und sei „immer offen für Anregungen“. Dabei nehme sie Impulse auf und reflektiere sie.
Der Schulamtsdirektor hob darüber hinaus auch ihr „ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für die Schule als Ganzes“ hervor. Ulrike Gerlinger habe, so Hans Hauptmann, „eine ganz klare Vorstellung von guter Schule“. In dem einen oder anderen Punkt mag dies jedoch von der Vorstellung ihrer Klasse 3a abweichen. Was diese unter der „Schule im Schlaraffenland“ versteht – etwa späterer Schulbeginn, Belohnung für den schlechtesten Schüler und dergleichen –, brachten die Schüler in Gedichtform dar.
Ulrike Gerlinger nehme Menschen und ihr Umfeld in besonderer Weise wahr und „bringe sich mit ein“ – wie sie bei dem sportlichen Lied der dritten Klassen unter Beweis stellte. Bezeichnend für sie sei aber auch, dass sie ihre ganze Familie, vor allem ihren Großvater, bei dem freudigen Anlass ihrer Amtseinführung um sich wissen wollte.
„Wir hatten bisher immer das große Glück hervorragende Schulleiter an diese Schule bekommen zu haben – auch jetzt wieder“, sagt Gerd Rößler, Bürgermeister von Gebsattel und Schulverbandsvorsitzender. Er dankte Ulrike Gerlinger auch im Namen seiner beiden Verbandskollegen, Peter Köhnlechner und Rudolf Glas, dass sie sich für diese Schule entschieden habe.
Wohlwollend finanzielle Mittel
Als Sachaufwandsträger werde man auch weiterhin „finanzielle Mittel wohlwollend zur Verfügung stellen, damit gute Rahmenbedingungen für eine fundierte Wissens- und Wertevermittlung an dieser Schule geschaffen werden“, versicherte er. Zudem zeige man sich auch offen für neue Formen des Unterrichts mit neuen Medien.
Per Schulleiter-ABC wurde Ulrike Gerlinger anschaulich gezeigt, welche Aufgaben sich nun vor ihr auftürmen werden – angefangen bei der Amtlichen Schulverwaltung über Fortbildung und Mittagsbetreuung bis hin zu Zeugnissen. Doch „Leben ist mehr als Rackern und Schuften“, wie die Viertklässler so schön sangen, und deshalb hatten ihre Kollegen Hilfsmittel zur Beruhigung, Entspannung und für ihren „Eichhörnchenvorrat“ parat. mes
Schreibe einen Kommentar