Es braucht Impulse

Stadtrats-Mehrheit spricht sich für eine Hotel-Konzeption aus

ROTHENBURG – Mit einer klaren Mehrheit von 18:7-Stimmen folgte der Stadtrat dem Verwaltungsvorschlag, das Ausschreibungskonzept für das städtische Brauhausgelände mit der Zielrichtung eines Wellness-Hotels in gehobenem Standard zu entwickeln. Zur Debatte stand auch die Positionierung für ein hochwertiges Wohnquartier, das nun nicht zum Tragen kommt.

Gut besucht war die Stadtratssitzung angesichts von gewichtigen Themen. Foto:Schäfer

Die UR-Fraktion war trotz Unterstützung aus den Reihen der FRV mit ihrem Antrag gescheitert, die Grundsatzentscheidung über die zukünftige  Nutzung des Brauhauses noch einmal von der Tagesordnung zu nehmen. Als Begründung wurde angeführt, dass die Diskussion „auf eine breite Basis“ gestellt werden sollte, um die interessierten Bürger dabei mitzunehmen“. Außerdem meinte Susanne Landgraf (UR): „Nach fünf Jahren Stillstand soll jetzt innerhalb weniger Wochen eine schnelle Entscheidung getroffen werden, die der Bedeutung des Objektes nicht gerecht wird“. Sie plädierte dafür, der Wohnraumbeschaffung den Vorzug zu geben vor einem Hotel. Laut Tourismuszahlen liege die durchschnittliche Hotelauslastung lediglich bei etwa 48 Prozent. Die Investorengruppe habe „ein gutes Konzept für eine Art Mehrgenerationen-Wohnpark vorgelegt und ist bereit, auf alle Auflagen einzugehen. Es stehen solide und solvente Investoren dahinter.“ Susanne Landgraf erinnerte daran, dass es in den 80er Jahren Pläne für eine Seniorenresidenz gab: „Leider ist nichts  daraus geworden“.

Es entspann sich eine rege Diskussion zwischen den Befürwortern einer Hotel- beziehungsweise Wohnraum-Lösung. Das vorgestellte Hotelkonzept hält die CSU  sowohl bei den Plänen des Architekten als auch bei den Investoren und möglichen Betreibern insgesamt für wesentlich überzeugender. Dieter Seiferlein von den Grünen sprach sich dafür aus, das Hotel-Konzept um „einen Mix an anderen Möglichkeiten zu erweitern“. Ihm schwebt ein „kleines, feines Hotel“ in Verbindung mit Läden, Kulturbetrieb und Gastronomie vor. Grüne, SPD und CSU stimmten geschlossen für eine Hotelkonzeption. Dieter Schulz (CSU) stellte bereits eine erste Prognose zum Gästeaufkommen an. Bei einem 80-Zimmer-Hotel könne man mit 12000 Gästen im Jahr rechnen.
Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV) bezweifelt, dass ein weiteres Hotel für Rothenburg „noch stadtverträglich ist“. Es gebe bereits einige 4-Sterne-Hotels  und der „Rappen“ habe in den letzten Jahren „groß gebaut“. Es habe sich in der Gastronomie „sehr viel getan“. Mit der weitreichenden Entscheidung greife man „tief in die einheimische Wirtschaft ein“. Der FRV-Fraktionsvorsitzende hielt eine Festlegung für verfrüht und sah sich vor die Wahl gestellt „zwischen Pest und Cholera“ zu entscheiden. Ein 4-Sterne-Hotel sei „nicht das allein seligmachende“. Wichtige Meinungen von RTS, Gastronomie und Alt-Rothenburg stünden aus. „Ein Grundsatzbeschluss kann nur getroffen werden, wenn alle Grundlagen offen gelegt sind“.
Die FRV ist in dieser Frage gespalten. Jutta Striffler und Peter Holstein  befürworten ein Wellness-Hotel als „zukunftsträchtiges Projekt“ auch in Bezug auf Gesundheitsangebote. Brigitte Klingler ist skeptisch, dass die hohen Qualitätsansprüche haltbar sind: „Wenn die Auslastung nicht so groß ist, kommen die Sonderangebote für Busse“. Sie schlug vor, beide Ausrichtungen, Hotel und Wohnbebauung, auszuschreiben.
Kurt Förster (SPD) stützte sich auf Aussagen des Tourismus-Chefs, wonach Rothenburg nicht genügend Betten in der 4-Sterne-Kategorie habe, um sich weiter entwickeln zu können. In den letzten Jahren gingen rund 150 Hotelbetten verloren. Es seien auch neue dazu gekommen, aber nicht in der Anzahl, wie er sagte. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Günther Strobl vertrat die Auffassung, dass von einem Hotel „mehr Impulse ausgehen“ als von einer Wohnbebauung: Die Stadt braucht Qualität, die auch der  Einzelhandel für sich nutzen könne. Silke Sagmeister-Eberlein (CSU) ging noch einen Schritt weiter. Um die Investorengruppe für die Wohnbebauung „nicht vor den Kopf zu stoßen“, könnte man ein anderes Grundstück anbieten, schlug sie vor, parallel zum  Hotel-Projekt auf dem Brauhausgelände: Am liebsten in der  5-Sterne-Kategorie“.
Alle Fraktionen sprachen sich für einen sensiblen Umgang mit dem geschichtsträchtigen Brauhausgelände aus. Sudhaus, unterirdische Stollen, und alter Baumbestand sollen bei der zukünftigen Nutzung möglichst erhalten bleiben. Bei einer Wohnbebauung sei dieses Vorhaben wegen der vorgesehenen Ausmaße  „nicht vorstellbar“, räumte Hermann Schönborn ein. Der Plan der Investorengruppe zur Wohnbebauung habe ihm wegen der „viel zu großen Dachlandschaften“ nicht gefallen.
Im nichtöffentlichen Teil der Sitzung sollten Eckpunkte für die getroffene Grundsatzentscheidung ausgearbeitet werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit wurde das Vorhaben vertagt und zur Beratung in die Fraktionen verwiesen, um sich die Köpfe darüber zu zerbrechen. sis

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