Mitglieder des Deutschen Evangelischen Frauenbundes besichtigen Tauberzeller Krippe
TAUBERZELL – Selbst in nächster Nähe gibt es noch manches zu entdecken. So erging es den Frauen des Deutschen Evangelischen Frauenbundes bei ihrem Ausflug nach Tauberzell.
Die Tauberzeller Krippe zeigt viele historische Musikinstrumente. Fotos: privat
Klein und privat begann Hobby-Schnitzer Erhard Reichert mit dem Bau seiner Krippe, die er damals seiner Frau zu Weihnachten schenkte. Das war vor 20 Jahren. Da jedes Jahr neue Figuren dazu kamen, wurde die Krippe für sein Wohnzimmer bald zu groß. Im Jahr 2001 übernahm Pfarrer Johannes Raithel die Gemeinde in Tauberzell. Beide kamen überein, dass im Gotteshaus eigentlich genug Platz sei, die noch immer wachsende Krippe während der Weihnachtszeit in der Kirche aufzustellen, dann könnten sich auch die Gemeindemitglieder daran erfreuen.
Erhard Reichert schnitzt seine Figuren aus Lindenholz und fasst sie allesamt selbst in Farbe in einem althergebrachten Verfahren, das recht aufwendig ist. Neben dieser Freude am Hobby, treibt ihn eine andere Leidenschaft um, nämlich das Sammeln von alten Musikinstrumenten, die er auch alle bespielen und erklären kann. Darum verwundert es niemand, dass an der Krippe keine himmlische Heerschar musiziert, sondern ein ganzes Orchester spielend auf alten Instrumenten zur Krippe zieht.
Zwei Musikanten spielen auf einer Schalmei. Diese ist ein altes Rohrblattinstrument, das schon um 1000 im arabischen Raum bekannt war und im Mittelalter mit 6 bis 7 Grifflöchern zum Vorläufer der Oboe wurde. Die Schalmei ist ein Holzblasinstrument mit konischer Röhre und Doppelrohrblatt. Sie klingt in der Tiefe etwas trompetenähnlich, ist in der Mittellage weich und leicht näselnd, in der Höhe spitz und dünn.
Die Drehleier wird meist im Sitzen gespielt. Sie ist ein Borduninstrument, dessen Saiten durch ein Rad zum Schwingen gebracht werden. Die Töne gelangen über einen Schallkörper in Lautenform an das menschliche Ohr. Drehleiern sind schon seit dem 10. Jahrhundert bekannt, sanken allerdings im Mittelalter als Bettlerinstrument in ihrer Wertigkeit ab. Durch technische Verbesserungen kam die Drehleier im 18. Jahrhundert wieder zu Ansehen.
Dem Kind zu huldigen
Dargestellt sind noch Musikanten mit Flöten aller Art, Harfe, Posaune und der Serpent, auch ein Blasinstrument aus Holz in einer Bass-Tonlage in Schlangenform gebaut, um das Greifen der Tonlöcher zu ermöglichen. Er wurde vor allem vom 16. bis zum 19. Jahrhundert geblasen und wird heute wieder gebaut. So ziehen die alten Musikinstrumente neben Schafen, Ziegen und Kamelen zur Krippe, um dem neugeborenen Kind zu huldigen. Wenn man bedenkt, dass zur Erschaffung jeder Figur ein Zeitaufwand von etwa 30 bis 40 Stunden nötig ist, um sie in ihrer ganzen Pracht und Schönheit aufzustellen, dann ist diese Krippe unbezahlbar und ein besonderer Schatz für den kleinen Ort an der Tauber.
In seiner Andacht ging Pfarrer Raithel besonders auf die Tatsache ein, dass Maria als Mutter Jesu viel zu wenig Beachtung geschenkt wird, denn sie allein sagte in jungen Jahren „Ja“ zu dieser göttlichen Entscheidung.
Anschließend verbrachten die Frauen noch eine gesellige Zeit in den beiden örtlichen Heckenwirtschaften. Gemeinschaft leben war auch Thema der vergangenen Adventsfeier im Jakobsschulhaus. Vorsitzende, Gabriele Staudacher führte in einem kleinen Vortrag über die Wichtigkeit der Gemeinschaft für das menschliche Dasein ganz allgemein und im Besonderen ein, denn ohne Gemeinschaft darbt der Mensch.
Dank an aktive Mitwirkende
Jasmin Neubauer besprach Adventslieder.
Dann galt der Dank allen, den Aktiven und Mitwirkenden des Vorstands und der verschiedenen Gruppen wie Literaturkreis, Krankenhausdienst, den Mitarbeiterinnen in der Ehrenamtsbude und den Aktiven im Kreativkreis, die den Verkauf auf dem Reiterlesmarkt in der Ehrenamtsbude von Selbstgefertigtem erst möglich gemacht haben. Das erwirtschaftete Geld von 750 Euro ging als Spende an die ehrenamtlich tätige Motorradstaffel des Bayerischen Roten Kreuzes, Kreisverband Ansbach.
Der Vortrag von Dekanatskantorin Jasmin Neubauer war der Mittelpunkt des Nachmittags mit dem Thema: „Seht, die gute Zeit ist nah!” Vom Klavier aus besprach sie einige Adventslieder aus dem Gesangbuch, zum Beispiel Nummer 4, 8, 11, 13 und 18. Mit dem Advent beginnt in jedem Jahr das Kirchenjahr neu. Daher ist das Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit” die beste Vorbereitung nicht nur auf Weihnachten, sondern für den gesamten Ablauf eines Kirchenjahres.
Meist in Klöstern entstanden
Wer seine Herzenstür öffnet, seinen Gefühlen, Empfindungen, seinem Mitschwingen und Dabeisein die Chance gibt, mitzugehen, ist christlich gesehen, richtig vorbereitet. Trotz aller Jahresangaben unter den Liedern, war das älteste nicht auszumachen, da für die wirkliche Entstehungszeit meist abweichende Angaben gemacht werden. Viele Liedtexte entstanden in Klöstern. Jedenfalls sangen, wie es schien, die Anwesenden gerne und mit Begeisterung die ersten drei Strophen meist auswendig mit. Die Leiterin des Literaturkreises, Margot Schwob, ließ den obligatorischen Nikolausstiefel reihum zur Sammelaktion wandern, um frisches Geld für die zusätzlichen sozialen Aktivitäten im Deutschen Evangelischen Frauenbund in diesem Jahr zu sammeln. ahtz
Schreibe einen Kommentar