Unterm Sterndach alle Register gezogen

Comedian Ingo Appelt zeigt sich bei „Kunst Kultur Korn“ runderneuert – Tipps von Mann zu Mann im Tornister

ROTHENBURG – Als begnadeter Frauenversteher, unermüdlich wachrüttelnder Männerkritiker, kreativer Querdenker und Wortspieler, aber auch als waghalsiger Abtaucher in den Bereich unter der Gürtellinie hat Comedian Ingo Appelt am Donnerstagabend bei „Kunst Kultur Korn“ unterm Sterndach für Begeisterungsstürme gesorgt.

Ingo Appelt auf der Bühne unterm Sterndach. Rund 450 Zuschauer haben ihre Freude dran. Foto: Weber

Vor ausverkauftem Haus ist er mit dem aktutellen Programm „Besser…. ist besser!“ seinem Ruf als absoluter Meister seines Fachs gerecht geworden. Bei seinem ers-ten Abstecher in Rothenburg zeigte sich der gebürtige Essener, der 16 Jahre seines Lebens in Würzburg verbracht hat, über zwei volle Stunden bestens gelaunt, inspiriert, energiegeladen und glänzend in Form.

Tabus? Die gibt es für ihn nicht. Egal ob es des Mannes bestes Stück ist und dessen ständiges Drängen nach Einsatz, ob es um Details zu Abläufen auf der Toilette geht und zu den Unterschieden dabei zwischen den Geschlechtern oder um verschiedenste Ausdrucksformen des Meteorismus.

Für viele, die Ingo Appelt aus seinen vergangenen Jahren kennen, mit all den Abstürzen und Entgleisungen auf der Bühne und im Fernsehen, bringt der Auftritt ein neues Gesicht des Comedians. Er ist politischer geworden, nähert sich fast schon dem kabarettistischen Fach. Bittersüß seine Betrachtung zum Zustand der SPD, bei der er sich einst zuhause fühlte und bei der er immer noch Mitglied ist.

Er wird wohl nicht mehr warm werden mit der Vorsitzenden Andrea Nahles. Schon weil sie jenen Jusos entstammt, die ihn einst so verschmähten. Aber auch über die Sozis hinaus führt der Comedian aktuelle oder gewesene politische Größen mit Parodien in frappierender Leichtigkeit vor. Sein riesiges Repertoire macht es ihm möglich. Alles vertreten über Brandt, Strauß, Ulbrich, Kohl, Blüm, Scharping, Merkel, Schulz, Seehofer, Söder bis hin zum Amerikaner, der nicht nur seinen Landsleuten Kopfzerbrechen bereitet.

Ein prächtiges Kaleidoskop tut sich da auf. Selbst ein gewisser österreichischer Gefreiter, der uns eine der dunkelsten Phasen unserer Geschichte bescherte, darf in perfekt imitiertem Duktus immer wieder kurz aufflackern.

Nicht ungeschoren bleiben dabei auch etliche Kollegen aus der Show- und Musikszene. Michi Mittermeier, Xavier Naidoo, Udo Lindenberg, Mario Barth beispielsweise. In Herbert Grönemeyer hat er einen gefunden, an dem er sich glänzend reibt und dessen typische Merkmale in Gesang und Bühnenauftritt er wie aus dem Effeff beherrscht und auf die Schippe nimmt. Til Schweiger und die Kanzlerin bringt er in einer wuschigen Szene zusammen.

Matscheier – das sind für den Mann des Abends jene seiner Geschlechtsgenossen, die eben weder das eine noch das andere in der Hose haben. Dann noch diese kognitiven und sonstigen Defizite. Das ist für den Umgang mit der ständig und voller Lust mäandernden und sexuell dominierenden Frau nicht unbedingt förderlich. Sein Rat: Dem Mann kann nur helfen, wenn er zu seinen Schwächen steht und in den Dienstleistungs-Modus schaltet.

Plötzlich setzt er sich an den Flügel. Klavierspielen kann er also auch! Die Herzen der Frauen liegen ihm zu Füßen. Sicher auch das von Max. Er ist Rothenburger und war sein Trauzeuge. Jetzt lebt er über dem großen Teich. Eine Video-Botschaft, an der sich das Publikum gern beteiligt, geht per Smartphone an diesem Abend von der Bühne unterm Sterndach nach Amerika. -ww-

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