Besondere Baustelle

Fassaden- und Turmhelmsanierung am Rathaus hat begonnen

ROTHENBURG – Kranführer Dirk Liedtke aus Schillingsfürst hat im Laufe seines über 20-jährigen Berufslebens bei der Firma Knoll schon viele schwierige Aufgaben erfolgreich gemeistert. Im Zusammenwirken mit den Zimmerleuten des Handwerksbetriebes Lederer aus Flachslanden bewerkstelligte er am Freitagvormittag die Herunternahme der fünf Tonnen schweren Turmhelms am Treppenaufgang des Rathauses. Interessant zum Zuschauen. 

Turmhelm am Haken: Die Erneuerungsmaßnahmen sollen bis zu den Reichsstadttagen abgeschlossen sein. Foto: Schäfer

Auch ein Team des regionalen BR-Fernsehens ließ sich das Schauspiel vor malerischer Kulisse nicht entgehen. Erneut war ein starker Fahrzeugkran mit einer Arbeitshöhe von bis zu sechzig Metern im Einsatz. Damit wurde schon der Personenaufzug für das städtische Verwaltungsgebäude am Grünen Markt bei einem engen Karree über die Dächer gehievt und eingepasst. Diesmal nahm der Kran den Turmhelm in luftiger Höhe an den Haken. Zuvor hatten die Zimmerleute auf dem Dach Hand angelegt und die Konstruktion mit Spanngurten und Stahlschrauben gut gesichert. Über Funk war der Kranführer immer mit den Handwerkern in Kontakt, um das Vorgehen mit ihnen abzustimmen.

Mit leistungsstarker Technik zur Vervielfachung der Kräfte hob Dirk Liedtke mit dem Kran die tonnenschwere Last von über elf Kubikmetern an und transportierte sie vorsichtig zu Boden, um sie vor dem Rathaus auf einem Arbeitspodest exakt zu positionieren. Der aus dem Wiederaufbau der Nachkriegszeit stammende Turmhelm muss aufgrund seiner Mängel ausgemustert werden und wird unter den Augen der Öffentlichkeit auf dem Marktplatz für den Abtransport in Teile zerlegt.

Die Blechabdeckung kann dagegen wiederverwendet werden. Spengler montieren sie fachmännisch ab und lagern sie vorübergehend ein. Das verwendete Weichholz, nach dem Krieg waren Baustoffe knapp und teuer, hat sich über die Jahrzehnte zwar erstaunlich gut gehalten, aber Alters- und Witterungsspuren sowie Fehlstellen und durch Insekten verursachte Schäden machen einen kompletten Neuaufbau erforderlich. Bei der Wiederherstellung der historischen Variante haben die Zimmerleute in Abstimmung mit der Stadt die Bauteile diesmal aus massivem Eichenholz gefertigt, denn sie müssen witterungsbeständig sein.

Die in Form einer Zwiebel gearbeitete Haube und die aus einer Säule und Streben bestehende Architektur stehen bereits in der Zimmerei-Werkstatt in Flachslanden. Das Hartholz ist aufgrund seines Aufbaus deutlich schwerer als das Nadelholz. Die Neukonstruktion wiegt  zehn Tonnen und damit doppelt
soviel wie die bisherige Dachzierde. Über der Öffnung wurde ein provisorisches Schutzdach angebracht und mit dem Baugerüst verschraubt.   Der Treppenturm muss restauriert werden. Durch Haarrisse im Gestein dringt Feuchtigkeit ein. Der Sockel ist durch Salzkrusten beschädigt, Metallene Verbindungselemente sind korrodiert und haben Teile der Natursteine herausgesprengt.

Der Zeitplan für die Maßnahme sieht vor, dass die Zimmerei Lederer  ihre sehenswerte und außerordentliche Handwerksarbeit am Tag vor Christi Himmelfahrt anliefert und vor dem Rathaus aufstellt – geschützt durch einen Bauzaun in offener Ausführung. Über den Feiertag bietet sich dann den Bürgern Rothenburgs und der breiten Öffentlichkeit eine schöne Gelegenheit, den Turmhelm aus nächster Nähe zu betrachten, bevor er dann in rund 23 Meter Höhe auf den Treppenturm am Hauptzugang des Rathauses aufgesetzt wird.

Die Rothenburger  Firma Dürr, ein Fachbetrieb für Läutewerk, Glocken und Turmuhren, wird dafür sorgen,  dass das alte Schlagwerk der Rathausglocke künftig auf Knopfdruck  zur öffentlichen Stadtratssitzung läutet. Bisher musste die Glocke von Hand mit einem Seil zum Schwingen gebracht werden. sis

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*