Verblüffende Parallelen

„Kunst und Strafrecht“ im Kriminalmuseum Rothenburg

ROTHENBURG – Im Kriminalmuseum fand kürzlich die feierliche Vernissage zur Sonderausstellung „Kunst und Strafrecht“ statt. Realisiert wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt/Oder).

Die Sonderausstellung in der Johanniterscheune des Kriminalmuseums enstand in Kooperation mit der Europa-Universität Viadrina.

Zu den Gästen zählte auch Landrat Dr. Jürgen Ludwig. In seinem Grußwort hob er die Bedeutung der Stadt Rothenburg als Kultur- und Bildungsstandort hervor. Bürgermeister Kurt Förster lobte in seinem Grußwort das breite und abwechslungsreiche Spektrum der Sonderausstellungen im Kriminalmuseum.

Prof. Dr. Dr. Uwe Scheffler konnte krankheitsbedingt leider nicht anreisen. Dr. Dela-Madeleine Halecker vertrat ihn und fesselte das Publikum mit einem Vortrag über „Malle Babbe“. Dieses Gemälde des niederländischen Malers Frans Hals regte viele Künstler zu Kopien an. Dr. Halecker nahm die Zuhörer auf einen kurzweiligen Rundgang durch die Untiefen der Kunstfälschung und legalen Kopie von Kunstwerken mit.

Nach dieser ersten Einsicht in die Verbindung von Kunst und Recht erklärte der Geschäftsführer des Kriminalmuseums Dr. Markus Hirte die Ausstellung als eröffnet und bat die Gäste in den Ausstellungsraum der Johanniterscheune. Auf 11 Tafeln werden 20 bebilderte Ereignisse kommentiert, die zum Nachdenken anregen. Dabei wird immer wieder die Frage ausgelotet, ob die Kunst als Täter oder Opfer fungiert. Joanna Melz und Claudi Zielinska beleuchteten einige Schautafeln konkreter und gaben Einblicke in Fälle von Sachbeschädigung, Diebstahl, Fälschung und Beleidigung in der Kunst.

In die Rolle des Täters schlüpft die Kunst etwa, im Falle von beleidigenden Karikaturen. Zum Opfer wird sie, wenn es sich um Sachbeschädigung handelt. So ist der „kleinen Meerjungfrau“ (Bronzefigur von Edvard Eriksen) in Kopenhagen unter anderem mehrmals der Kopf abgeschlagen worden.

Erstmals ist die wandernde Sonderausstellung, die 2013 gestartet und schon bis nach Istanbul gekommen ist, gemeinsam mit herausragenden rechtsgeschichtlichen Exponaten des Kriminalmuseums zu sehen. So werden Verbindungen von der Vergangenheit ins Heute geknüpft. Verblüffende Parallelen tun  sich auf.

Begleitend zur Vernissage bot das Kriminalmuseum ein spannendes Rahmenprogramm: Gemeinsam mit dem Kulturforum, der Stadtbücherei sowie der Thüringer Staatskanzlei und der Kulturstiftung Thüringen fand eine Krimidoppellesung mit den Autoren Felix Leibrock und Bernd Ritter statt. Einführend machte der Vorsitzende des Thüringer Literaturrats Christoph Schmitz-Scholemann mit viel Humor und einem Augenzwinkern deutlich: „Thüringen hat viel mehr zu bieten als Bratwurst und Klöße“.

Felix Leibrock stellte seine, aus drei Büchern bestehenden Krimireihe vor, in denen ein Weimarer Ermittlerduo knifflige Fälle zu lösen hat. Im letzten Buch „Schattenrot“ spricht Leibrock über ein, für viele unbekanntes Thema: Speziallager für Kriegsgefangene, die mitten in Thüringen von der sowjetischen Besatzungsmacht nach Kriegsende weitergeführt wurden. Durch persönliche Gespräche mit Zeitzeugen und ausführlicher Recherche vor Ort zeichnet der Autor ein authentisches Bild und verknüpft ernste Vergangenheit mit einem spannenden Fall der Gegenwart.

Bernd Ritter liest aus seinem Manuskript zu dem wohl größten Kunstdiebstahl der ehemaligen DDR. Über zehn Jahre intensive Recherche machen ihn zu einem Experten in diesem Fall. Bei dem Einbruchsdiebstahl in die Ausstellung des Schloss Friedenstein zu Gotha 1979, wurden unter anderem Werke von van Dyk, Brueghel, Hans Holbein und Frans Hals entwendet. Bis heute ist die Tat unaufgeklärt und Ritter deutet an, in welchen unvorstellbaren Dimensionen die Stasi dabei tätig war. Das Buch – ein Gesellschaftsroman, vor dem Hintergrund eines wahren Kriminalfalls – erscheint voraussichtlich zur Frank-furter Buchmesse im kommenden Jahr.

Die Ausstellung „Kunst und Strafrecht“ ist noch bis einschließlich Sonntag, 16. Juni, zu sehen. Alle Interessierten können sich in der Johanniterscheune (immer dienstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr) selbst ein Bild über die Rolle der Kunst als Opfer und/oder Täter machen. Der Eintritt ist frei. eb

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