„Grund zur Sorge“

Öffentliche Diskussion anstoßen, um die Situation zu bewerten

ROTHENBURG – Als in Rothenburg tätiger Haus- und Notarzt betrachtet auch Dr. Bastian Leis die Entwicklung im Klinikum Rothenburg mit tiefer Sorge.

Dr. Bastian Leis macht keinen Hehl aus seinen Erfahrungen als Mediziner. Foto: pri

Wie sein Kollege, Dr. Joachim Gleiss (wir berichteten) hat sich auch Dr. Leis in einem offenen Brief an den Vorstand des Klinikverbundes ANregiomed, Dr. Gerhard Sontheimer, gewandt. Sein Schreiben schickte er parallel an Landrat Dr. Jürgen Ludwig sowie die Oberbürgermeister von Rothenburg, Walter Hartl, und Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer.

Nachfolgend die Ausführungen des Rothenburger Haus- und Notarztes angesichts seiner Erfahrungen mit der Situation. Etwa der „inakzeptable Umgang der Krankenhausverwaltung mit dem verdienten Ärzteteam um den renommierten Chefarzt Dr. Wacker, der mehreren Oberärzten keine andere Alternative als die Kündigung ließ“, so Dr. Leis.

Weiter sagt er: „Durch den so entstandenen massiven Personalmangel gelingt es trotz des vorbildlichen Einsatzes Dr. Wackers und der ihm verbliebenen Ärzte nicht, mehr als nur einen Notbetrieb aufrecht zu erhalten. Eine Herzkatheterbereitschaft in der Nacht oder am Wochenende besteht derzeit nicht. Entgegen der Behauptung kann somit keinesfalls von einer vollen Versorgung kardiologischer Patienten die Rede sein.

Ebenfalls aufgrund Personalmangels (hier des medizinischen Assistenzpersonales) war in den zurückliegenden Wochen das CT nicht einsetzbar. Ein solches Diagnosegerät ist für die Versorgung von Notfällen wie Schlaganfall oder Schädelhirntrauma, unverzichtbar. Ein Zustand, der für ein Lehrkrankenhaus der Universität Würzburg mit zertifiziertem Traumazentrum absolut unhaltbar ist.

Viele Patienten, die noch vor einem Jahr problemlos in Rothenburg behandelt worden wären, wurden entweder gar nicht angenommen, oder mussten unter Hinzuziehung des diensthabenden Not-arztes in andere Krankenhäuser verlegt werden. Zusammenfassend werde ich Zeuge von etwas, dass man nur als systematische und vorsätzliche Demontage des Klinikums Rothenburg bezeichnen kann.

Im Umgang mit den weggegangenen Oberärzten zeigte der Klinikverbund-Vorstand einen erstaunlichen Mangel an Feingefühl, wie ich ihn von einem erfahrenen Verwaltungschef nicht erwartet hätte. Trotz der kritischen Lage im Haus Rothenburg weigert sich der Vorstand mit Personal aus anderen Häusern zumindest zeitweilig auszuhelfen. Die vakanten Oberarztposten in Rothenburg wurden noch nicht einmal auf der Internetseite des Klinikverbundes zur Neubesetzung ausgeschrieben (Stand Pfingsten 2019).

Eng verbunden mit der stationären Patientenversorgung in Rothenburg ist die notärztliche Versorgung. Diese erfolgte bisher entweder durch Ärzte des Krankenhauses oder durch niedergelassene Kollegen. Dass das Klinikum angesichts der aktuellen Situation in der Lage ist, die zugesagten Notarztdienste zum Jahresende zu besetzen, erscheint derzeit vollkommen illusorisch.

Wir niedergelassenen Ärzte haben auf Dauer kaum die Möglichkeit unsere Sprechstunden regelmäßig stundenlang zu verlassen, um jeden Notfallpatienten in entfernt liegende Krankenhäuser zu transportieren, wenn eine Versorgung vor Ort nicht möglich ist. Nachdem schon die Nachbarstandorte Uffenheim und Bad Windsheim nicht mehr dauerhaft notärztlich besetzt sind, droht somit das Zusammenbrechen des Notarztdienstes im gesamten westlichen Teil des Landkreises. Mir sind mehrere Fälle bekannt, in denen, ohne eine schnelle notärztliche Hilfe vor Ort, Patienten nicht überlebt hätten.

Dies gemäß des Klinikverbund-Konzeptes „Ansbach first“ zu gefährden ist menschenverachtend. Auch Mitbürger außerhalb der Stadt Ansbach haben Anspruch auf eine lokale und funktionierende medizinische Versorgung. Letztendlich ist die Vorstands-Strategie auch wirtschaftlich nicht haltbar. Es wird alles auf den Standort Ansbach gesetzt, dieser steht aber in einem harten Wettbewerb mit dem stark aufgestellten Haus Neuendettelsau, dem Maximalversorger Nürnberg, dem Haus Strüth und auch niedergelassenen Kollegen (beispielsweise in der Onkologie). Da das Patientenaufkommen begrenzt ist, erklärt dieses Vorgehen wohl auch das fortlaufende Defizit des Hauses Ansbach.

Sicherlich braucht Ansbach eine starke medizinische Versorgung, jedoch keine übertriebene Mehrfachversorgung. Die wirtschaftliche Chance des Klinikverbundes sind die Standorte Rothenburg und Dinkelsbühl. Diese sind etabliert, solide und hier existiert der „Markt“, der für das wirtschaftliche Überleben von ANregiomed unverzichtbar ist.

Sollte der Vorstand des Klinikverbundes darauf spekulieren, durch demontieren des Krankenhauses Rothenburg mehr Patienten nach Ansbach locken zu können, wird er sich täuschen. Viele Patienten aus dem westlichen Teil des Landkreises werden nicht bereit sein, sich in einem Krankenhaus Ansbach behandeln zu lassen, so lange dessen Verwaltung Raubbau an ihrer medizinischen Versorgung vor Ort betreibt und auch die Mehrzahl der Zuweiser wird dies nicht unterstützen

Mit den Häusern Bad Mergentheim, Würzburg und Crailsheim stehen namhafte Alternativen zur Verfügung. Ich fordere vom Vorstand keine wortgewandten Antworten, sondern Taten: Die vakanten Stellen im Haus Rothenburg müssen nachbesetzt, das CT einsatzbereit gemacht und die Herzkatheterbereitschaft rund um die Uhr wiederhergestellt werden.“ sis

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