Im Dienste einer guten Sache

Teilnehmer eines internationalen Jugendcamps sanierten die Greifvogel-Auffangstation

SCHNEPFENDORF – Sprunghaft ist in den vergangenen zwei Wochen die Einwohnerzahl von Schnepfendorf angestiegen. Der Grund: Eine internationale Jugendgruppe hat in dem Rothenburger Ortsteil seine Zelte aufgeschlagen, um die von Andreas Ritz betriebene Greifvogel-Auffangstation zu sanieren.

Andreas Ritz beeindruckte mit seinem Weißkopfseeadler Bonny die Jugendlichen.

Seit 2005 gibt es die Greifvogel-Auffangstation Mittelfranken. Und in dieser Zeit hat sie schon so einige zeitweilige Bewohner kommen und gehen oder besser gesagt fliegen sehen. Derzeit werden dort 18 Fundvögel betreut. Sie teilen sich das Refugium mit den 15 eigenen Vögeln von Falkner Andreas Ritz, die unter anderem auch auf Veranstaltungen gezeigt werden, um über Greifvögel aufzuklären und auch die wichtige Arbeit der Auffangstation aufzuzeigen.

An Futterkosten fallen pro Jahr an die 10 000 Euro an. Allein dieses Geld zusammenzubekommen ist schon eine sportliche Aufgabe. Darüber hinaus aber auch noch die fällige Sanierung finanziell und auf ehrenamtlicher Basis zu stemmen, ist fast nicht zu schaffen. Deshalb kann Andreas Ritz seiner Freude über die internationale Schützenhilfe gar nicht genug Ausdruck verleihen.

Das Jugendcamp „Build your Future“ steht unter dem Dach des Vereins „Bochumer Bildungschancen“. Jeweils eine Partnerorganisation aus Deutschland, Italien und Griechenland nahm mit zehn Jugendlichen und Teamleitern daran teil – unter anderem auch der Berliner Jugendclub „House of Fun“. Durch Benjamin Mosebach, der dort als Jugendarbeiter tätig ist, kam es, dass es die internationale Gruppe ausgerechnet ins beschauliche Schnepfendorf verschlagen hat.

Im vergangenen Jahr lernte er Andreas Ritz kennen und war sofort von dessen Begeisterung für die Greifvögel und für die Auffangstation angetan. Die Arbeit mit Vögeln  fand er sehr spannend. „Da kann man ein Konzept drumherum bauen“, dachte sich der Jugendarbeiter.  Die Hauptfinanzierung erfolgt durch  das EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport (Erasmus Plus). Hinzu kommen Mittel aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes.

Erfreuliche Unterstützung aus der Region

Da diese Förderungen jedoch kaum mehr als das Nötigste abdecken, freuen sich Organisatoren und Teilnehmer umso mehr über die großartige Unterstützung, die sie von den Menschen aus der Region erhalten. Nicht nur, dass die 30 Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren bei den tropischen Temperaturen den Pool des Nachbarn der Greifvogel-Auffangstation mitbenutzen und bei ihm auch ihre Wäsche waschen dürfen. Auch hiesige Firmen unterstützen das Projekt nach Kräften.

Gemeinsam etwas Gutes für sich und Andere tun – das ist das Motto des internationalen „Build your Future“-Camps.  Fotos: Scheuenstuhl

Das Brothaus, der Fruchthof Rothenburg, die Metzgerei Trumpp und der Getränkemarkt Goebel sorgten mit Gratislebensmittel oder zumindest satten Rabatten für das leibliche Wohl der Teilnehmer. Die Baywa schenkte der Handwerker-Truppe Arbeitshandschuhe und gewährte Prozente auf das Baumaterial. Und dieses wurde fleißig verschafft.

Die Handwerksabteilung (daneben gab es noch Öffentlichkeitsarbeit, Campverwaltung und Tierfürsorge) erneuerte mit Hilfe zweier Profi-Handwerker die Außen- und Innenwände der Auffangstation. Da sich gerade junge Schneeeulen in einem Teil der Station befinden, konnte dieser jedoch nicht mit in die Arbeiten einbezogen werden. Die Jugendlichen fanden dafür andere Projekte, etwa den Bau eines Unterstandes für Störche, wofür sie auch gleich das Altholz verwendeten.

Das Jugendlager vereint Ferienfahrt, internationale Begegnung, Berufsorientierung und auch soziales Engagement, erklärt Anastasia Sverdlova, neben Benjamin Mosebach eine weitere Teamleiterin der deutschen Gruppe. Trotz gewisser sprachlicher Barrieren arbeiten die Jugendlichen „wirklich gut zusammen“, so Anastasia Sverdlova. Man merke, dass sie auf dieses Projekt „wirklich Bock haben“.

Allein das Camping ist für viele der großstädtischen Teilnehmer eine Premiere. Hinzu kommt, dass man (egal in welcher Abteilung man war) mit den Vögeln auf Tuchfühlung gehen konnte. So durfte jeder Teilnehmer mal einen Vogel auf den Arm nehmen, füttern und Wasser geben. Trotz der Arbeit kam das Vergnügen nicht zu kurz. So unternahm man in der Freizeit eine Nachtwanderung, lernte Musik und Tänze der anderen Nationen kennen, baute mit Hilfe von Spielen eine Gruppenbindung auf und bewunderte den prachtvollen Sternenhimmel über Schnepfendorf.

Höhepunkt war Entlassung dreier Vögel in die Freiheit

Einer der vielen Höhepunkte war zweifelsohne die Entlassung dreier Fundvögel in die Freiheit. Die Jugendlichen durften die beiden Turmfalken und den Mäusebussard, die drei Wochen bis drei Monate in der Obhut von Andreas Ritz waren, eigenhändig in ihr neues altes Leben schicken.

Und dann kamen Aslan und Bonny: Der Steinadler und der Weißkopfseeadler gehören Andreas Ritz und verdeutlichten den Jugendlichen, welch beeindruckenden Geschöpfe diese Jäger der Lüfte sind. Ein gemeinsames Foto mit Bonny als Andenken an dieses einmalige Erlebnis im Jugend-Camp durfte da natürlich nicht fehlen. mes

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