Befürchtungen ums Autobahnkreuz

Interfranken-Gegner mit Vorwürfen gegenüber Landkreis und Gewerbegebiets-Befürwortern

WÖRNITZ – Unverdrossen setzen die Interfranken-Befürworter, trotz einer langen Serie von Pleiten und juristischer Rückschläge, den Kampf für ihren Megalogistikpark im Wörnitztal und damit gegen die betroffene Bevölkerung fort, so das Empfinden beim Bürgerforum Wörnitztal. Weder die weiter rasant steigenden Kosten, noch die auch für 2013 fehlende Rechtssicherheit, noch die erheblichen Planungspannen, die seit jeher das Projekt plagen, scheinen beim Zweckverband oder dem Ansbacher Landratsamt ein Umdenken einzuleiten, wie von den Planungsgegnern in einer Presseerklärung festgestellt wird.

Wieder versuche Interfranken mit Hilfe des Landkreises, eine neue Front im Ringen um die Zubringerstraße AN 4 neu zu eröffnen. Nachdem die Gerichte den bisher geplanten zehn Millionen Euro teuren Teilabschnitt bis auf weiteres auf Eis gelegt haben, nehme der Landkreis nun klammheimlich ein anderes Teilstück bei Bottenweiler in Angriff. Warum ein hoch verschuldeter Landkreis unbedingt Millionen in eine ökonomisch wie ökologisch unsinnige Subventionierung einer Planungsruine wie InterFranken investieren will, lasse sich eigentlich nur durch eine Amigo-Vernetzung der politisch Verantwortlichen erklären.

Eine Rückkehr zur Vernunft und damit zu einer zukunftsorientierten Entwicklung der betroffenen Region sei für die Entscheidungsträger längst mit dem Eingeständnis des eigenen Versagens verbunden, ein solches Verhalten würde jedoch viel Mut und Verantwortungsbewusstsein verlangen. Der neue Vorstoß des Landkreises ist nach Einschätzung der Projektkritiker der Versuch, nun über diese Schiene die Voraussetzungen für ein separates, nicht von den rechtlichen Einsprüchen der betroffenen Bürger berührtes, vorhabenbezogenes Verfahren zu ermöglichen, um durch zumindest eine Ansiedlung Fakten zu schaffen und die Anwohner durch eine massive Erhöhung von Verkehr und Lärm doch noch in die Knie zu zwingen und ihren bisherigen Widerstand gegen die geplante AN 4 neu aufzugeben.

Belegt werde dies auch durch den Umstand, dass es sich bei dem betroffenen Straßenabschnitt um einen Fahrweg in tadellosem Zustand handelt, der nun für viel öffentliches Geld komplett um wenige Meter seitlich verlegt werden soll. Wieder gehe es nicht um die vielmals angeführte Entlastung des Kreisstraßennetzes, sondern einzig und allein um die Erreichbarkeit des Sondernutzungsgebiets und die Belange des Zweckverbandes InterFranken. Dies ehrlich zuzugeben würde den Kreis aber die angestrebten Zuschüsse kosten, denn Zubringerstraßen seien nicht förderfähig.

Also ab in eine nächste Runde von rechtlichen, öffentlichen und politischen Auseinandersetzungen, so der Vorwurf. Der Bürgerfrieden sei offensichtlich längst nichts mehr wert. Es bleibe ein absolutes Mysterium, warum die Interfranken-Manager, angeführt von den Bürgermeistern Beck, Ruh, Unhoch und Czech, sowie die Landkreisspitze sich nicht endlich von diesem antiquierten Planungsmodell zur Ansiedlung von Großlogistikern verabschieden und sich einer gesunden, modernen und heimatverträglichen Wirtschaftsentwicklungspolitik zuwenden. Andere Landkreise machten uns dies vor.

So habe man unter anderem im schwäbischen Leipheim den aggressiv werbenden Versender „Zalando“ abblitzen lassen, obwohl dieser mit Rückendeckung des bayerischen Wirtschaftsministeriums auftrat und gleich mehrere tausend Arbeitsplätze versprach. Die Begründung für diese Abfuhr durch die dortigen politischen Entscheidungsträger war bemerkenswert. So argumentierten diese, dass die zu erwartende Verkehrsbelastung von täglich mindestens 600 Lkw und 2500 Autofahrten den berechtigten Anspruch der dort betroffenen Bevölkerung auf Lebensqualität zerstört hätte.

Der in Leipheim verantwortliche Zweckverbands-Geschäftsführer führte weiterhin an, dass es das Ziel seines Verbandes sei, hochwertige Arbeitsplätze zu schaffen, wie vom Bürgerforum angeführt wird. Die Zalando-Vertreter hätten dagegen offen mitgeteilt, dass 80 Prozent der Mitarbeiter ungelernte Kräfte seien, deren Bezahlung im Niedriglohnsektor läge. Auch hätten die betroffenen Kommunen mit dieser Ansiedlung in den nächsten 15 Jahren keine Gewerbesteuereinnahmen verbuchen können.

Vielleicht trug auch ein ZDF-Bericht vom Juli 2012 seinen Teil dazu bei. Dort sind dem Onlineversandhändler Zalando von Professor Gerhard Bosch, Institut für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg/Essen, für sein Logistikzentrum bei Berlin zum Teil menschenunwürdige Arbeitsbedingungen bescheinigt worden.

In Leipheim und an anderen Standorten habe man die Zeichen der Zeit offensichtlich erkannt. Bei uns dagegen werbe der Zweckverband InterFranken mit Rückendeckung der Landkreisspitze offensiv um derartige Negativansiedlungen. Damit würde ein Teil der mittelfränkischen Heimat hier nachweisbar ohne Nutzen für die Allgemeinheit und mit erheblichen Problemen für den Gesamt­raum zerstört werden. Wer eine solche Politik gegen die Interessen der Menschen in ihrer Heimat betreibt, zerstöre ohne Not die Perspektiven für eine gesunde und zukunftsorientierte Entwicklung, so die Bedenkenträger. hm

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