Rosenregen mit Dornen
Kulturkritik: Theatergastspiel mit Hildegard-Knef-Portrait
ROTHENBURG – Eine fesselnde Annäherung des Landestheaters Dinkelsbühl an Hildegard Knef begeisterte jüngst im Städtischen Musiksaal ein leider keineswegs volles Haus.
Schade, schade! Denn: „Für mich soll’s rote Rosen regnen – Ein musikalisch-seelisches Portrait von Hildegard Knef“ (2002 geschrieben und musikalisch arrangiert von James Lyons und William Ward Murta) unter der Regie von Frank Piotraschke ist ein Bühnenereignis reich an Feingefühl und Mut zur Leidenschaft gleichermaßen.
Allzu leicht ins Abseits geraten derartige Star-Hommagen entweder durch huldigenden Kopisten-Eifer oder panisches Gegen-den-Strich-Gebürste. Nichts dergleichen bei der jungen „Hilde“, die von Yvonne Klamant in einer umwerfenden Mischung aus Berliner Göre und noch übendem Vamp gegeben wird. Ebenso eigenständig die reife „Knef“, deren Figur Sacha Holzheimer einen überlegenen Hauch der Brecht-Schauspielerin Gisela May mitgibt. Zwar hätte „die Knef“ sich wohl niemals als politische Links-Intellektuelle empfunden, aber die beiden Schauspielerinnen schaffen es, nicht zuletzt mit Hilfe des augenzwinkernden Rots ihrer Kostüme (effektsicher von Ursula Blüml), die Diva dort zu positionieren, wofür ihre Ausstrahlung steht: trotz aller Lebenswidersprüche eine Rebellin zu bleiben.
„Bei Filmen starten sie Revolutionen, bei Gaskammern nicht“ – so kommentiert die Figur der 50-jährigen Hilde im Stück, wie sie durch die winzige Nackt-Szene im Willi-Forst-Film „Die Sünderin“ (1950) von der Nation reaktionär an den Pranger gestellt wurde. Umso verblüffender, wie eine derart scharfsinnige Einschätzung einhergehen kann mit Sätzen wie: „Ich werde immer auf Männer hören, weil ich ihnen blind vertraue“.
Diese Unterwürfigkeit gepaart mit andererseits egomaner Emotionalität bezeichnete Alice Schwarzer einst bei Romy Schneider als „Überdosis Weiblichkeit“. Dieses Phänomen ist auch anhand der Biographie der „doppelten Hilde“ im Stück faszinierend nachgezeichnet. Sehnsucht nach „allem oder nichts“ – ein schmerzhaft dornenreicher Rosenregen.
Lediglich die knef-typische Silbenverschleppung wie -verknappung, das ruckartig trotzige Zurückwerfen der Ponysträhnen verwenden Klamant und Holzheimer als Stilmittel in den zahlreichen Chansons der Diva.
Stets kongenial begleitet am E-Piano von Dominik Tremel wurde der betörende Refrain des Hits „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ erst gegen Ende des Stücks gewährt – fein inszeniert! bhi
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