Weiter ganz die kämpfende Künstlerseele

In der Rothenburger Reichsstadthalle begeisterte Barbara Clear vor leider nur rund 50 Zuhörern und Zuschauern

ROTHENBURG – Barbara Clear hat am vergangenen Freitag ihr drittes Konzert in Rothenburg gegeben. Mit ihrer gewaltigen Stimme, großformatigen Bildern und rockigen Gitarrensounds begeisterte sie das Publikum in der Reichsstadthalle.

Barbara Clear auf der Bühne der Reichsstadthalle, eingerahmt von projizierten eigenen Werken.

Barbara Clear auf der Bühne der Reichsstadthalle, eingerahmt von projizierten eigenen Werken.

Clear wird dem Publikum als Paradiesvogel vorgestellt. Dies ist sie tatsächlich, jedoch in einem anderen Sinne, als man es sich normalerweise ausmalt. Clear ist eine Künstlerin, die sich auf kein Medium beschränkt, und auf diese Weise ihren Schmerz, ihre Verzweiflung und das Unverständnis für die heutige Gesellschaft verarbeitet und ausdrückt.

Sie ist sich sicher, nicht allein dieser Meinung zu sein und ermutigt ihr Publikum, es selbst zu sein oder zu werden. Musik, Malerei, philosphische und poetische Texte – ­ Clear lässt sich in keine Schublade stecken. Sie singt A-capella, melodiös, mit klarer einnehmender Stimme.

Im nächsten Song rockt sie richtig los und legt ein Gitarrensolo hin, dass man kaum glaubt, dass sie gar keine E-Gitarre hat. Aber auch der Blues hat es ihr angetan. Ihre Musik ist zum größten Teil selbst geschrieben, sie interpretiert jedoch auch Folk- und Rocksongs, die sie in ihrer Vergangenheit sehr bewegt haben, zum Beispiel von Chris De Burg oder U2.

Die Themen, mit denen sie sich auseinandersetzt, zeigen ihre Anliegen deutlich auf. Was ist die Wirklichkeit? Müssen wir Weltuntergangsangst haben? Wieviele unserer Träume verleugnen wir jeden Tag? Warum hat die Sorge um Geld so viel Platz in unserer Welt? Die kommerzielle Musik- und Unterhaltungsindustrie kritisiert sie massiv: Geldgeilheit, Quotenorientierung, Werberelevanz nutzt sie unzweifelhaft als Schimpfwörter.

Da es in der Branche auch oft um nackte Tatsachen geht, stimmt sie bezüglich des übertriebenen Körperkults betont rockig in den „Powerpummel-Blues“ ein. Während der gesamten Show laufen im Hintergrund ihre Bilder, welche von Tierportraits bis zur abstrakten Malerei reichen. Sie unterstreichen die vielschichtige Gefühlswelt der Künstlerin. Für sie gibt es keine Grenzen zwischen Farben und Musik, denn beides sei die Sprache der Seele.

Ein Konzert mit freiem Eintritt ist ganz wie Clear – außergewöhnlich. Trotzdem kamen leider nur etwa 50 Rothenburger, oder vielleicht deswegen? Es erstaunt, dass Clear im Rest der Republik Massen begeistern kann, es in unserer Region jedoch schwer hat.

Als Zuschauer wird einem bewusst, dass Clear den Sinn ihres Lebens auf einer langen Reise zu sich selbst mittlerweile gefunden hat. Sie weiß wer sie ist und was sie erreichen möchte. Vor allem der Weg dahin macht sie sehr besonders: 2004 veranstaltete sie ihre erste Tour auf eigenes Risiko, ohne bei einer Plattenfirma unter Vertrag zu stehen oder ein Management als Rückendeckung zu haben, und mietete die Olympiahalle in München.

8000 Menschen kamen, um sie zu sehen. Diese Aktion verhalf ihr bis heute zu einen gewissen Bekanntheitsgrad. Sie lehnt jedoch vehement alle Angebote der Unterhaltungs- und Musikindustrie ab, tourt erfolgreich weiterhin in Eigenregie durch Deutschland und füllt dabei große Hallen.

Ihr nächstes großes Ziel ist die Veranstaltung „Klang des Lebens“, die sie im Oktober 2014 erneut in die große Olympiahalle führen wird, dieses Mal allerdings samt Ausstellung der eigenen Werke in der kleinen Olympiahalle und Konzerten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. 20.000 Menschen erwartet sie dort. Ein Gesamtkunstwerk, mit dem Clear Geschichte schreiben möchte. cas

 

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