Ältester Backbetrieb Rothenburgs

Heimischer Wirtschaftsspiegel: Bäckerei Hachtel seit sieben Generationen in Familienhand

ROTHENBURG – Allen Grund zur Freude hat die Bäckerei Hachtel in der Galgengasse. Als Rothenburgs älteste noch bestehende Bäckerei in Familientradition konnte sie ihren 225. Geburtstag feiern. Dabei lenkte sie den Blick mit berechtigtem Stolz zurück zu den Wurzeln, erfreute die Kundschaft mit Jubiläumsangeboten und genoss die vielen Glückwünsche.

Es ist heutzutage schon außergewöhnlich, wenn eine Bäckerei in der 7. Generation von ein und derselben Familie geführt wird und sich gleichzeitig so auf der Höhe der Zeit zeigt. Bei der Bäckerei Hachtel verbinden sich Geschichte und Anspruch ans Heute in besonderer und auch in sympathischer Weise.

Bezogen auf die Wurzeln sind die 225 Jahre noch tiefgestapelt. Es ist belegt, dass sie über drei Jahrhunderte zurückreichen. Anhand der Bürger- und Meisterbücher im Stadtarchiv lässt sich in der Firmengeschichte nämlich schon im Jahr 1712 eine Bäckerei belegen.

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Ehrenurkunde für die Bäckerei Hachtel (2.v.r. Schwiegersohn Christian Schuster). Foto: Weber

Ehrenurkunde für die Bäckerei Hachtel (2.v.r. Schwiegersohn Christian Schuster). Foto: Weber

in gewisser Johann Martin Mohr aus Schweikartshausen erhielt damals nach Heirat mit Christina Röder, Tochter des Rothenburger Häfners und Mitglieds des Äußeren Rates Georg Röder, das Bürgerrecht in Rothenburg. Als Weißbäckermeister bildete er seine beiden Söhne Johann Georg Mohr und Michael Mohr aus und war später Mitglied des Äußeren Rates. Georg Michael Mohr taucht später als einer von fünf Söhnen von Johann Georg Mohr in dessen Meisterbuch als Lehrling auf.

Johann Martin Hachtel, jüngster Sohn des Wildentierbacher Bäckermeisters Johann Jeremias Hachtel, heiratete 1788 (Ausgangspunkt des Jubiläums) die jüngste Tochter jenes Rothenburger Bäckergeschworenenmeisters Georg Michael Mohr, erwarb das Bürgerrecht und legte den Grundstein für die lange Familientradition des Backbetriebs. 1797 wurde er zum Witwer. Ein Jahr später heiratete er Margaretha Barbara Hanselmann aus Detwang.

Der Standort der Bäckerei im vormals Gundelschen Haus, später und bis heute als Hausnummer 50 in der Galgengasse geführt, fällt mit dem Wirken dieses ersten Ahnherrn im Familienstammbaum zusammen. Für weiter zurückreichende verlässliche Angaben fehlen Katasterpläne, Häuserverzeichnisse oder Kaufverträge. Johann Martin Hachtel war gleichzeitig auch Landwirt. Vom Brotverkauf allein konnte damals kein Bäcker leben. Georg Leonhard Hachtel folgte als zweiter Bäcker dieses Familiennamens, Johann Martin Hachtel später als dritter, darauf Johann Georg Hachtel als vierter. Fünfter in der Reihe war Martin Hachtel. Ihm fiel die Aufgabe zu, die zum Ende des zweiten Weltkriegs beim Bombenangriff schwer zerstörte Bäckerei wieder aufzubauen. Dabei wurde auch gleich der Laden vergrößert und neue Wohnungen kamen hinzu.

Sohn Friedrich Hachtel, Bruder des späteren langjährigen Oberbürgermeisters Herbert Hachtel, übernahm 1966 den Betrieb zusammen mit seiner Frau Anni. Seit neun Jahren ist mit Bäckermeisterin Martina Hachtel-Schuster die siebte Generation am Zug. Mit Sohn Tom Martin wächst die achte Generation heran.

Karin Steinke, die Schwester von Martina Hachtel-Schuster, ist ebenfalls im Familienbetrieb aktiv. Zusammen mit ihrer Mutter, mit Verkäuferin Christel Garrell und mit Auszubildender Kerstin Reizammer sorgt sie für die sympathische und kompetente Note im Laden. Zum Team in der Backstube gehören Geselle Brian Boswell und Auszubildender Sven Frank.

In den letzten Jahren ist immer wieder in die Bäckerei investiert worden, um sie auf dem laufenden zu halten, zuletzt 2000 bei einer umfassenden Renovierung des Ladens und 2006 bei der Erneuerung des Bodens und bei frisch eingezogener Wandverschalung in der Backstube. Gebacken wird bei der Bäckerei Hachtel auf Steinplatten im Etagenofen. Spezialitäten sind das Steinmetzbrot und die Steinmetzvollkornsemmel. Beides weist weder Zusatzstoffe noch Konservierungsstoffe auf. Mehl aus ganz besonderem Mühlverfahren findet Verwendung. Unter dem Strich bedeutet das: weniger Schadstoffe, weniger Bitterstoffe, bessere Bekömmlichkeit und besseren Geschmack.

Seit inzwischen 79 Jahren, vier Generationen, stellt die Bäckerei Steinmetzbackwaren her. Reines, kohlenhydratearmes Roggenvollkornbrot und Natursauerteigbrote (Bauernbrote) runden die Palette ab. Täglich stellen die Bäckermeister Martina und Fritz Hachtel über mehrere Stufen den Natursauerteig her, aus dem das Brot gebacken wird. Mehrstufiger Natursauerteig verbessert den Geschmack und die Haltbarkeit im Vergleich zu Fertigsauer oder zu den ganz ohne Sauerteig hergestellten Broten. Zu den süßen Spezialitäten, die von den Kunden gerade in diesen Wochen geschätzt werden, zählen handkuvertierte Lebkuchen und Plätzchen aus eigener Herstellung.

Beim Jubiläum stellten sich auch Vertreter des Handwerks und der Innung ein und gratulierten herzlich. Kreishandwerksmeister Kurt Held aus Dietenhofen, seines Zeichens Obermeister der Bäckerinnung Westmittelfranken, überreichte mit besten Wünschen eine Urkunde und ein Erinnerungspräsent. Ihn begleitete Walter Friedel, der als stellvertretender Obermeister der westmittelfränkischen Bäckerinnung fungiert. Er übermittelte seine Glückwünsche von Rothenburger Backbetrieb zu Rothenburger Backbetrieb.

Der evangelische Kindergarten Heckenacker brachte eine betont junge Note ins Jubiläum und überraschte die Bäckerei mit einem Ständchen. Zur Delegation gehörten Erzieher Peter van Bocksen und Michaela Geuder-Moll. -ww-

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