Belange des Naturschutzes

Im Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Ansprüchen behaupten

ROTHENBURG – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bund Naturschutz in Bayern tagen seit gestern in Rothenburg. Die Jahrestagung des amtlichen Naturschutzes in Bayern findet in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz statt und ist Dienstbesprechung und Fortbildung zugleich. Es werden neue Richtlinien und Vollzugshinweise erläutert. Neben Fachvorträgen in der Reichsstadthalle unternehmen die rund dreihundert Teilnehmer auch Lehrausgänge durch das Tauber- und Steinbachtal und Exkursionen in den Steigerwald sowie zum Nordheimer und Külsheimer Gipshügel.

Noch bis Freitag tagen amtliche Naturschützer aus ganz Bayern in der Reichsstadthalle. Foto: Schäfer

Noch bis Freitag tagen amtliche Naturschützer aus ganz Bayern in der Reichsstadthalle. Foto: Schäfer

Bestandteil der Veranstaltung, die am morgigen Freitag zu Ende geht, ist ein Bauernmarkt (siehe Kasten) am heutigen Donnerstag im Spitalhof. Er offeriert feinste Produkte und informiert über Kulturlandschaften und Naturschutzprojekte. Mit der Pflege von Streuobstwiesen mit fast vergessenen Obstsorten, und mit Weidetieren wie dem Murnau-Werdenfelser Rind und dem Bayerischen Waldschaf, dem Anbau alter Getreidesorten, wie Emmer und Einkorn, werden vielfältige Landschaften und Lebensräume gesichert und der Artenreichtum der Tiere, Pflanzen und Pilze gefördert. So kann die genetische Vielfalt von Haustierrassen und Kulturpflanzensorten, die Bayern auszeichnet, gesichert werden.

Seit 1992 steht Dr. Christoph Goppel der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege vor. Sie vermittelt jährlich in weit über hundert Veranstaltungen neueste Erkenntnisse aus Naturschutz, Landschaftspflege, Ökologie und Umweltbildung. Die eigenständige staatliche Bildungs- und Forschungseinrichtung mit Sitz in Laufen (Landkreis Berchtesgaden) ist dem Geschäftsbereich des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz zugeordnet. Die Naturverwaltung sei fester Bestandteil der Hauptverwaltung.

Deshalb kam auch der Münchner Amtschef, Ministerialdirektor Dr. Christian Barth, zum gestrigen Auftakt der Tagung nach Rothenburg. Der 53-jährige Jurist leitet das neu gebildete Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und ist neben dem Schutz des Menschen und seiner Lebensgrundlagen auch für den Naturschutz und die Landschaftspflege in Bayern verantwortlich.

Auf das Ungleichgewicht zwischen Naturerhalt und Naturverbrauch wies  Mittelfrankens Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer in seinem Grußwort hin. „Während die Gemeinde, die inmitten von wertvollen Biotopen angesiedelt ist und sich bemüht, diese auch zu erhalten, keine Kompensation für die Leistung erhält, kann eine Gemeinde, die ihre Flächen anderweitig nutzt für Wohnungsbau, Gewerbe oder Industrie über Steuern und erhöhte Zuweisungen im kommunalen Finanzausgleich profitieren.“

Naturschutz stehe oftmals in Konkurrenz zu anderen Interessen, im Widerstreit mit sozialen und wirtschaftlichen Belangen, meinte er. „Um Funktions- und Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes zu sichern, braucht Naturschutz Flächen.“ Sein besonderer Dank galt den Kollegen der Unteren Naturschutzbehörden. „Sie haben vielfach einen schweren Stand und kommen sich oft wie Einzelkämpfer vor“.

Der Regierungspräsident lobte die gute Arbeit, die oft an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gehe. „Ihre Arbeit ist von großer Wichtigkeit und stellt eine Verpflichtung gegenüber den kommenden Generationen dar“, erklärte er und appellierte an die Mitarbeiter, „sich nicht durch die vielen Widrigkeiten entmutigen zu lassen.“ Augenzwinkernd meinte er: „Vielleicht hilft dabei der Geist der Stadt Rothenburg.“ Aus einer schier ausweglosen Situation habe sie sich durch einen „Meistertrunk“ befreien können. „Wollen wir hoffen, dass uns so ein ‘Meistertrunk’ auch für die natürlichen Lebensgrundlagen und die biologische Vielfalt unserer Heimat gelingt.“

Stellvertretender Landrat Kurt Unger und Oberbürgermeister Walter Hartl warben in ihren Grußworten mit Hinweis auf Artenvielfalt und große Bandbreite verschiedener Kulturlandschaftsausprägungen für eingehende Erkundungen des Landkreises und des Rothenburger Umlandes mit seinen reizvollen Touren für Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer. sis

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