Was Naturschutz alles bewirkt

Biologische Vielfalt und hochwertige Produkte – Bauernmarkt im Spitalhof

ROTHENBURG – Natur- und Umweltschutz fängt damit an, mit offenen Augen durch die Natur zu gehen. Auch beim Einkaufen kann der Bürger viel für den Umweltschutz bewirken mit der Entscheidung für regionale Erzeugnisse. Produkte aus ausgewählten Naturschutzprojekten in Bayern wurden am gestrigen Donnerstag auf dem Bauernmarkt im Spitalhof angeboten und fanden bei den Verbrauchern guten Zuspruch.

Der Markt fand anlässlich der 36. Bayerischen Naturschutztage, eine jährlich stattfindende Tagung der Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege, statt. Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Regierung von Mittelfranken und dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz wurde erstmals in Rothenburg durchgeführt. Wie in der gestrigen Ausgabe berichtet, treffen sich amtliche Naturschützer seit Mittwoch und noch bis heutigen Freitag bei Fachvorträgen in der Reichsstadthalle und Exkursionen in die Region zur Fortbildung und zum Erfahrungsaustausch.

Eine Mulchschicht machte die aufgeweichte Wiese vor der Reichsstadthalle begehbar. Fotos: Schäfer

Eine Mulchschicht machte die aufgeweichte Wiese vor der Reichsstadthalle begehbar. Fotos: Schäfer

In ganz Bayern engagieren sich Akteure in kleinen und großen Naturschutzprojekten. Sie leisten bedeutende Beiträge zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und stellen gleichzeitig hochwertige Produkte her. In vielen Naturschutzprojekten werden mit alten Haustierrassen und Kulturpflanzsorten regionaltypische Lebensmittel und Waren erzeugt. Der Bauernmarkt bot eine reiche Vielfalt: Brot, Nudeln und Zoiglbier aus den alten Getreidesorten Emmer. Dinkel und Einkorn, Lamm- und Weiderinderwürste, Wildkräutergewürze, Fruchtaufstriche, Irisblütengelee, Honig, Marmelade, Apfelwein, Birnensekt, Kirsch- und Schlüsselblumenlikör, Obstbrand, Leindotter- und Walnussöl, ebenso alte Kartoffelsorten, die ohne Pflanzenschutzmittel und Dünger angebaut werden. Auch torffreie Blumenerde, Filzarbeiten und Schaffelle gab es an den Ständen zu kaufen.

Artenvielfalt wie Wollgras, Sumpfgladiole und Ameisenbläuling oder Bäume wie die Silberweide inspirieren die Selbstvermarkter auch zu Kunst und Handwerk. Zu den Produkten gab es viele wertvolle Informationen in persönlichen Gesprächen oder in gedruckter Form auf Prospekten, Handzetteln und Tafeln. Klaus Fackler vom Landschaftspflegeverband freute sich über den Eifer Rothenburger Grundschüler beim Marktbesuch, frischen Saft aus Äpfeln von Streuobstwiesen zu pressen – als praktisches Beispiel, was mit Naturschutz alles zu bewirken ist und produziert werden kann.

Der Detwanger Schäfer Siegfried van Bocksen war mit fünf Muttertieren der Rassen Suffolk und Merino vertreten und unterhielt sich angeregt mit seinem Berufskollegen Alfred Eichhorn aus Schernfeld im Naturpark Altmühltal. Neben den Schafen wirkten auch Ziegen mit. Die Tiere sind nützlich bei der Pflege von Magerrasen als artenreicher Lebensraum. Fehlt die Beweidung, verbuscht die Fläche. Die Schafe fressen vor allem Gräser und Kräuter, Ziegen hingegen lieber Blätter und junge Triebe von Gehölzen. So bleibt der Magerrasen niedrig und gehölzfrei.

Jede Region hat ihre eigenen Traditionen, Produktideen und Sorten. Streuobstwiesen bieten Lebensraum für ganz besondere Tiere, wie der Wiedehopf und der Steinkauz. Farbenfrohe Blüten, Grillengezirpe, Bienensummen und Kräuterduft erlebt man auf Wiesen, die schonend beweidet oder gemäht werden. Auch Ackerflächen sind Teil der Naturschutzprojekte: als Lebensraum für Rebhuhn, Lerche und Ackerrittersporn. Zwischen festem Grund und Wasser: der sanfte Übergang von Niedermooren in die flachen, von Schilf umsäumten Teiche gewährt Moosjungfern, Schwarzhalstauchern und Moorfröschen Versteck. Auf Rebhuhnflächen in der Oberpfalz finden nicht nur Rebhühner und Wildkräuter einen Platz zum Leben. Die angebauten alten Getreidesorten und handwerkliche Braukunst im gemeindeeigenen Brauhaus Eslarn geben dem Malz des Zoiglbieres seinen vollen Geschmack. sis

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