Hang zum komischen Ernst
Problemfelder der Kommunikation – Männer und Frauen passen nicht zueinander
ROTHENBURG – Die Kleinkunstbühne im Theater am Burgtor beflügelt die Kreativität. Sechs Theaterlaien gestalteten zusammen mit dem Schauspiel- und Musikprofi Oliver Krämer aus Gammesfeld einen amüsanten Loriot-Abend mit bekannten als auch unbekannten Texten, über die man immer wieder aufs Neue lachen kann.
Wer kennt es nicht, wenn sich zwei Menschen nicht verstehen können, weil sie aneinander vorbei reden. Die zeitlosen Sketche des Ausnahmekomikers Viktor von Bülow alias Loriot, die französische Bezeichnung für das Wappentier der Bülows, den Priol, haben auch nach vielen Jahren nichts an Aktualität verloren. Das Absurde wird mit größter Präzision entfaltet und geht deshalb so unter die Haut.
Die Mitwirkenden (Hilde Kistenfeger, Christine Deeg, Thilo Pohle, Josef Friedl, Peter Noack, Jens Deeg und Oliver Krämer) schlüpfen in verschiedene Rollen für Loriots beliebte Charaktere: Rentner, Spießer, Kleinbürger, Mann, Frau – all jene, die ohne Rücksicht auf Verluste ihre Macken und Schwächen ausleben. Der Ehestreit lässt nicht lange auf sich warten. Eine Situation, welche Liebes- und Ehepaare befremdlich erscheinen wird: Beide haben sich vorgenommen, Freunde zu besuchen. Bei der Qual der Kleiderwahl entwickelt sich an der Garderobe die Spirale der kommunikativen Probleme, welche sich hin zum Schluss immer mehr steigert.
Auch im Dialog „Fernsehabend“ kommen Kommunikationsschwierigkeiten und Eheprobleme zum Vorschein. Der Fernseher ist ausgefallen und ein Ehepaar (gespielt von Josef Friedl und Hilde Kistenfeger) ist unfähig, mit dieser Situation umzugehen.
Natürlich durfte das Thema Politik nicht fehlen. Eigentlich interessiert den Durchschnittsbürger die Politik gar nicht, was erklärt, warum Politiker keine tiefgehenden Antworten geben, sondern lieber Phrasen dreschen. Die Loriot-„Bundestagsrede“ hielt der frühere FDP-Stadtrat Josef Friedl: „Politik bedeutet, und davon sollte man ausgehen, da ist doch, ohne darum…“ Ein Loriot-Schlagwort: „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“ Pfarrer Peter Noack mimte den Vampir als notleidende Bevölkerungsgruppe im Wohlstandsstaat. Wer spendet Blut, Särge, warme Decken und Zahnersatz. Wer nimmt Vampire in den Ferien auf? Im nächsten Loriot-Sketch spielte er einen Astronauten. In der Dunkelheit des Alls wachsen Einsamkeit und Sehnsucht. Er schreibt an die ferne Geliebte einen flehentlichen Brief, der ins Gravitationsfeld der Venus einschwenkt.
Und was hat es mit dem „wilden Waldmops“ auf sich? Seine mächtigen Mopsschaufeln“ wurden weggezüchtet, damit das Tierchen auf den Schoß älterer Damen passt. Gekonnt gaben die Mitwirkenden mit Ironie und dem Hang zur Skurrilität jedem Sketch eine eigene Note, die Loriot gefallen hätte. Den Erlös des amüsanten Abends spendete die Theaterfamilie Deeg dem Rothenburger Partnerdekanat Hai in Tansania. sis
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