Folge der Windkraft

Riesen-Buddelei für neue Stromversorgungskabel

ROTHENBURG – Im Auftrag eines Produktentwicklungsunternehmens für Anlagen der Energieversorgung aus erneuerbaren Energiequellen mit Sitz im rheinland-pfälzischen Wörrstadt verlegt eine Firma aus dem oberfränkischen Weismain mit einem Kabelpflug unterirdisch Strom- und Steuerleitungen zwischen Rothenburg und Bettenfeld für den Windpark in Bettenfeld. Als nächstes werden versetzt neben der Trasse die Leitungen nach Insingen für die zwei Windkraftanlagen der Firma Semmer in die Erde verlegt.

Dreh- und Angelpunkt ist das Umspannwerk im Kaiserweg in Rothenburg als Teil des elektrischen Versorgungsnetzes der Stadtwerke, das sich als eine Art Knotenpunkt auf der „Stromautobahn“ vorstellen lässt – zur Weiterleitung, Umleitung und für den Transport von Strom. Die Herausforderung, der sich Energieversorger bei der Nutzung regenerativer Energiequellen gegenübersehen: Mög­­liche Überangebote von regenerativen Energien müssen im Bedarfsfall reduziert werden können, damit die Netzstabilität nicht gefährdet wird.

Tiefe Grube: Beim Kabeleinpflügen sind enorme Bodenwiderstände zu überwinden. Fotos: Schäfer

Tiefe Grube: Beim Kabeleinpflügen sind enorme Bodenwiderstände zu überwinden. Fotos: Schäfer

Ins Netz der Stadtwerke Rothenburg wird der aus Sonnenlicht erzeugte Strom eingespeist, nicht jedoch Windstrom, erläuterte Jürgen Breit auf Nachfrage. Die vier Wind­räder in Bettenfeld und die zwei Wind­räder in Insingen werden an das Stromnetz der N-Ergie angeschlossen. Die Stadtwerke nutzen die Grabungsarbeiten für die Verlegung der Strom- und Steuerungskabel, um in die Trasse ein Leerrohr zu verlegen – für den möglichen nachträglichen Einzug von Breitbandkabel nach Bettenfeld. Es gibt einen entsprechenden Kooperationsvertrag zwischen Stadtwerke, Stadt und Windanlagenbetreiber.

Das Projektentwicklungsunternehmen Juwi, benannt nach den Firmengründern Fred Jung und Matthias Willenbacher, hat sich auf die Planung, Projektierung, Finanzierung, Bauüberwachung und -organisation von Windparks spezialisiert und praktiziert auch die Betriebsführung. Zum Geschäftsfeld gehört inzwischen auch die Solar- und Bioenergie. Das 1996 gegründete Unternehmen beschäftigt inzwischen weltweit 1700 Mitarbeiter, davon 1300 in Deutschland und hat in den vergangenen 17 Jahren mehr als 640 projektierte Windenergie-Anlagen an rund hundert Standorten umgesetzt. An einem der windstärksten Standorte der Welt, in der Region Guanacaste im Nordwesten von Costa Rica baute das Unternehmen einen Windpark mit 55 Anlagen.

Die Kabelverlegearbeiten hat das Unternehmen an die Firma Preißinger-Bau aus dem oberfränkischen Landkreis Lichtenfels delegiert, die sich auf die Kabel- und Rohrverlegung spezialisiert hat und siebzig Mitarbeiter beschäftigt. Seit rund zwanzig Jahren ist das Unternehmen in schöner Regelmäßigkeit in der Region tätig für die Stadtwerke oder für die Telekom.

Momentan ist Vorarbeiter Konrad Schmitt mit acht Mitarbeitern und schwerem Gerät seit etwa acht Wochen vor Ort für die Kabelpflugarbeiten. Dazu gehören auch die vorauslaufenden Leitungs­erkun­dungs­maßnahmen, die erforderlichen Freilegungen und die Herstellung der Gruben. Zum Einsatz kommt moderne Technik. Zum Pflügen wird das Pflugschwert am Trassenbeginn in eine Startgrube auf Höhe der Verlegetiefe gesetzt. Der Pflug wird mit Hilfe einer Seilwinde von einer Zugmaschine mit 70 Tonnen Zugkraft gezogen.

Mit dem Stahlseil gezogen verdrängt das nach vorne mit einer Keilspitze verlängerte Pflugschwert das Erd­reich im Bereich der Leitungszone. Im erzeugten Hohlraum kommen dann Kabel und Trassenwarnband in etwa 1,3 Meter Tiefe zum Liegen. Zugeführt werden diese über den Kabelschacht. Mit dem windengezogenen Kabelpflug kann die Arbeit rasch ausgeführt werden. Zehn Leitungen (sechs Strom- und vier Steuerleitungen) verlegen die Männer in die Trasse.

Die Kabel für die zwei Insinger Windkraftanlagen werden versetzt in einer eigenen Trasse verlegt. Je nach örtlichen Gegebenheiten und Bodenbeschaffenheit kommt neben dem Kabelpflugverfahren auch der Bagger oder aufwändige Bohrtechnik zum Einsatz. Die sogenannte Spülbohrung wird angewandt, wenn Flüsse, Bahngleise, Gebäude oder Straßen mit hochwertiger Asphalt-Oberfläche unterquert werden. sis

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