Die Stadt ist gut aufgestellt
Johanna Kätzel (Kultur) und Irmgard Fischer (Soziales) sind noch beim Einarbeiten
ROTHENBURG – Noch nie hat sich die Tourismusstadt ein eigenes Kulturreferat geleistet – nun gibt es als Folge des Programms „Soziale Stadt“ wenigstens die Fortsetzung einer Kunst- und Kulturbeauftragten als Halbtagesstelle. Und ebenso lässt sich die Stadt die eigene Sozialarbeit etwas kosten. Johanna Kätzel und Irmgard Fischer sind neu im Amt und sondieren ihre Aufgabe.
Rothenburg ist nicht nur die „Stadt der Vielfalt“, sondern auch die Stadt der Arbeitskreise, Selbsthilfegruppen und Vereine, von allem gibt es heutzutage eine früher ungeahnte Vielfalt. Allerdings zumindest bei den Arbeitskreisen mit dem Effekt, dass man oft das Rad zum x-ten Male neu erfinden möchte. So hat es gerade im Kulturbereich schon soviele Bestandsaufnahmen und Empfehlungen gegeben, dass wohl keine Grundlagen mehr zu erarbeiten sind.
Annika Keller hatte von der Ausbildung und Vorbildung alle Voraussetzungen für ein vielseitiges Kulturmanagement erfüllt und auch anerkannt gute Arbeit geleistet. Für viele überraschend hatte sich aber der Stadtrat für eine neue Bewerberin entschieden – und die stellte sich mit ihrer bisherigen internationalen Erfahrung gewissermaßen als „Überfliegerin“ dar. Doch gleich nach der städtischen Zusage, gab Patricia Alberth, 35, den Rothenburgern einen Korb, weil sie inzwischen eine interessantere Stelle bekommen hatte. Vor allem auch im Bereich Kulturförderung und Mittelbeschaffung auf europäischer Ebene hatte man sich von der Fachfrau (internationale Betriebswirtschaft und Weltkulturerbe-Management) etwas versprochen.
Im Grunde abweichend von den Kriterien mit Kulturmanagement im Vordergrund erhielt dann eine hiesige studierte Kunsthistorikerin zu ihrer freudigen Überraschung die Zusage. Die 29-Jährige ist zuversichtlich, dass sie „über den Tellerrand hinaussehen” und das Aufgabenfeld trotzdem beackern kann. Wie dieses allerdings im Detail aussieht, ist erstmal über die Stichworte „Veranstaltungen koordinieren und vorbereiten” hinaus kaum definiert. Neue Angebote wie den Märchenzauber oder die jüdische Woche gilt es fortzuführen, aber nochmal Neues zu erfinden ist wohl nicht nötig.
Wie auch ihre Kollegin vom Bereich „Gemeinwesen und Soziales”, Irmgard Fischer möchte sich die Kunsthistorikerin über Gespräche und persönliche Kontakte erstmal einen Lage-Eindruck verschaffen. „Leute treffen und Meinungen sammeln“ sei nötig, sagt sie und weiß bis dato noch nicht einmal, wo ihre Halbtagesstelle mit 19,5 Wochenstunden genau angesiedelt ist. Eine verwaltungsinterne Personalstruktur-Untersuchung ist abgeschlossen, sie soll die Erkenntnisse dazu bringen.
Geredet wird in der Verwaltung von einer möglichen Rückkehr zum alten Konstrukt eines Städtischen Kultur- und Tourismusamtes (das Wort Fremdenverkehr ist inzwischen geächtet). Dies würde bedeuten die Halbtags-Kulturreferentin hat Jörg Christöphler zum Chef, was bei der engen Verzahnung mit dem Tourismus durchaus Sinn machen kann – und auch personell naheliegend ist angesichts der Affinität des Amtsleiters zur Kultur, zumal er entsprechend auch studiert hat.
Bei ihrer Kulturarbeit sieht Johanna Kätzel nicht nur Rothenburg, sondern auch die in das Umland eingebundene Stadt und sie weiß, „dass Rothenburg kulturell gut aufgestellt ist”, wie sie es ausdrückt. Auch gäbe es viele aktive Gruppen und Anbieter, die gar keine große Unterstützung bräuchten. Angebote für die Jugend seien vielleicht noch defizitär, z.B. bei Konzerten. Bei manchen Leuten gelte es auch „Hemmschwellen” abzubauen, was die Kulturnutzung anbelangt. Sie verstehe sich auch als zentrale Informationsstelle und wolle zur besseren Koordination beitragen. Aber auch hier seien die Meinungen gespalten, denn einige fänden es gar nicht so schlecht, dass an einem Wochenende vieles gleichzeitig stattfindet.
Nachdem Bärbel Andresen überraschend weggezogen ist, war klar, dass es ein neues Gesicht geben wird. Mit Irmgard Fischer hat nun jemand die Teilzeitstelle für Soziales übernommen, der durch langjährige Tätigkeit in der Altenbetreuung und andere Aufgaben praktische Erfahrung mitbringt. Aber auch sie ist noch in der Orientierungsphase, sieht jedoch einen Schwerpunkt im „Verbinden der Generationen”. Jung und Alt könnten zusammenwirken und voneinander lernen weiß sie aus eigenen Projekten. Sicher gäbe es auch im Sozialangebot schon sehr viel Möglichkeiten in Rothenburg, aber manche Gruppe brauche Unterstützung und beim Thema „Ort der Vielfalt“ sowie der „Inklusion“ könne eine städtische Sozialbeauftragte wichtig sein.
„Wir haben noch kein fertiges Programm“ stellen beide neuen Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung fest, deren Teilzeitgehalt nun ganz von der Kommune zu tragen ist, da die Förderung durch das Programm Soziale Stadt befristet war. Die Verträge sind vorerst auf zwei Jahre ausgelegt, danach wird der Stadtrat entscheiden, was bleibt oder ob vielleicht auch eine Ganztagsstelle daraus werden könnte. Angesichts der allgemeinen Haushaltslage ist jedoch die Neigung zur Erhöhung des Personalhaushaltes nicht sehr groß.
Während sich Annika Keller und Bärbel Andresen (deren praktische Sozialarbeit man sehr schätzte) erst von Grund auf einarbeiten mussten, starten die beiden neuen Mitarbeiterinnen auf vorbereitetem Terrain. Da sie beide Rothenburgerinnen sind, tun sie sich ohnehin leicht, was Zusammenhänge, Örtlichkeiten und Gegebenheiten betrifft. Und beim Abstecken der künftigen Aufgabenfelder in den nächsten Wochen werden sicher auch Kommunalpolitiker mitreden wollen. diba
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