Die Mischung macht’s
Kneipenfestival war wieder ein voller Erfolg – Reibungsloser Ablauf
ROTHENBURG – Spaß macht das Kneipenfest allen, bis vielleicht auf jene ganz wenigen, die sich an diesem Abend fragen, warum es in ihrer Stammkneipe plötzlich so eng geworden ist. Viele wandern von einem Ort zum anderen, wollen möglichst viel mitbekommen. Andere macht der Musikgeschmack sesshaft. Sie bleiben dort, wo ihnen die Musik gefällt. Für beide Naturen bot die jüngste Ausgabe des Rothenburger Kneipenfestivals gute Voraussetzungen.
Überall war es voll, gar nicht selten sogar bis zum Rand. Doch überfüllt war es nirgends – außer in der „Molke“, wo zu später Stunde keine Feierwilligen mehr reingelassen wurden. Doch abgesehen davon kam man fast überall entspannt rein, musste mitunter ein paar Minütchen warten, bis die durchweg freundlichen Leute vom Sicherheitsdienst die Ampel wieder auf Grün stellen konnten. Der Rückweg zum Lieblings-Sound war auch nach einem Kneipenwechsel möglich.
Das war in früheren Jahren nicht immer so, erinnerte sich eine Rothenburgerin, die von Anfang an dabei ist. Publikumsmagnete waren sie alle: Das Landwehr-Bräu am Turm, der „Pulverer“ das „Alte Guckloch“, das „Rock-Café“, der „Pa Ba La Pub“, wo Solisten spielten oder das „Wuwi“ in der Georgengasse, wo ein Trio auftrat. Nicht zu vergessen die „Rappenschmiede“. Dort befeuerte Chico Diaz mit seinem „Orquesta Salsaborrr“ das fränkische Gemüt südamerikanisch.
Selbst bei voller Kneipe blieb meist Bewegungsfreiheit zum Tanzen, was gerne genutzt wurde. Nicht zuletzt im „Butz“, aber auch in der „Linde“, im „Dideldum“, im „Greifen“, im „Guckloch 38“ und im „Kellermeister“. In der Weinstube heizte das Duo „Silwer“ ein mit allem, was Laune macht, samt Austropop-Klassikern. Abtanzen war auch im Dideldum angesagt, wo mit „LMP“ eine Band den Pub rockte, die viel drauf hat. Ihre Versionen berühmter Songs wie etwa von Deep Purple haben Kraft und Schliff.
Auch Lokalmatadore begeisterten. „Zeitlos“, die Band um das Ehepaar Kartak, bringt quer durch die Pop-Jahrzehnte alles überzeugend rüber: von der gehobenen Beatles-Nummer über Evergreens der Siebziger bis zu Meredith Brooks Kult-Song „Nothing in between“, der Euphorie entfachte. Auch in der „Linde“ machte ein Heimspiel richtig Laune. Bei „Couldn’t stand the weather“ haut der Wirt höchstpersönlich auf die Trommeln und er versteht sich prima darauf. Er schenkt dem kompakten Quartett jenes Herzblut, das auch Frontmann Volker Gerlinger (Gitarre, Gesang) in extrovertierter Weise dem Publikum gönnt. Mit Show-Einlagen geizt letzterer ebenfalls nicht. Da entfaltet das Blues-Schema seine Party-Musik-Qualitäten.
Auch über Rothenburg hinaus hat das Kneipenfestival seine Anhänger. Viele kommen aus den umliegenden Gemeinden oder aus der Region. Harry aus Obernzenn reiste mit dem Wohnwagen an. Den Samstagabend nutzte er, um mit Rothenburger Freunden zu feiern. Natürlich wurde auch das ein oder andere Bier getrunken. Wie praktisch, dass der beheizte Wohnwagen vor den Toren der Altstadt geparkt war, wo Harry die Nacht verbrachte und am nächsten Tag ausgeruht nach Hause fuhr.
Die neunte Auflage war sehr gut besucht. Im Vorverkauf wurden 1000 Karten erstanden und an der Abendkasse auch noch einmal über 1000 Stück. Von den nackten Zahlen her ist das noch ein bisschen besser als im Vorjahr. Das Konzept des Kneipenfestivals hat sich bewährt. Kleine Veränderung: Die After-Show-Party im Kino fiel dieses Jahr weg. Dafür ging es in den Kneipen ein wenig länger. Ganz neue Bands wie „The Charming“ und „Phillie and the Beersteins“, die das Publikum in der Molkerei begeisterten, wurden ins Programm genommen. Ebenso haben „Accoustic Basement“ in der Wuwi ihre Feuertaufe auf dem Kneipenfestival bestanden.
Die Mischung bei den Musikrichtungen sowie zwischen einheimischen und auswärtigen Künstlern und Formationen stimmte. „Rothenburg ist ein sehr gutes Publikum, das es wirklich versteht zu feiern“, beschreibt Mitorganisator Manfred Metz die Stimmung vor Ort und spricht ein großes „Kompliment an Besucher, Bands, Wirte und die Stadt“ aus, für den „reibungslosen Ablauf“. hd/ck/mes
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