„Neue Situation eingetreten“

Der Dritte in der Runde: Richard Strauß als Bürgermeister-Kandidat nominiert

GESLAU  – Versöhnliche Töne schlugen die beiden Redner der Wählergruppe „Unabhängige Bürger Geslau“, Florian Braumandl und Günther Heidingsfelder, bei der Nominierung ihres Bürgermeisterkandidaten Richard Strauß am Mittwochabend an.

Die „Kleine Seekneipe“ im Ortsteil Lauterbach war mit über zweihundert Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt und die Bürger waren sogar bereit, die Veranstaltung im Stehen zu verfolgen. 148 Wahlberechtigte unterstützten die Kan­didatur des 48-Jährigen aus Dornhausen. Wie seine beiden Mitbewerber Hermann Rösch und Uwe Schmid müssen alle bis Montagmittag um 12 Uhr jeweils fünfzig Unterstützungsunterschriften nachweisen, um an der Wahl am 16. März teilnehmen zu können. Eigentlich müsste es ein Gebot der Fairness sein, den drei Kandidaten für ihre Zivilcourage Respekt zu zollen und ihnen die Chance einzuräumen, sich zur Wahl zu stellen.

Bekam großen Zuspruch: Richard Strauß. Fotos: Schäfer

Bekam großen Zuspruch: Richard Strauß. Fotos: Schäfer

Richard Strauß hat sich kurzfristig zur Bürgermeister-Kandidatur entschlossen. Der staatlich geprüfte Techniker für Landbau gehört seit 2002 dem Gemeinderat an und füllt seit 2008 die herausgehobene Rolle des Zweiten Bürgermeisters aus. Darüber hinaus ist er in verschiedenen Vereinen und Vereinigungen aktiv. Bereits im Rahmen des Bürgerbegehrens wurde er von verschiedenen Seiten auf eine Kandidatur angesprochen. Die Personaldebatte befand sich seinerzeit in vollem Gange. Richard Strauß gehörte zu den Befürwortern im Gemeinderat für die Lösung des Berufs-Bürgermeisters, die durch den Bürgerentscheid gekippt wurde.

Nach der Nominierungsversammlung ohne Nominierung, bei der vier Bewerber ohne Votum nach Hause geschickt wurden und Hermann Rösch und Uwe Schmid im fairen Umgang miteinander umso entschlossener die Initiative ergriffen und Pflöcke setzten, warf der Zweite Bürgermeister seinen Hut in den Ring – bestärkt von Gemeindebürgern und amtierenden Gemeinderäten. Die endgültige Entscheidung zur Kandidatur habe er erst am Samstag nach Absprache mit seiner Familie getroffen, erläuterte Richard Strauß. Zu Dieter Mohr pflege er ein „vertrauensvolles Verhältnis“. Im Falle seiner Wahl geht er von einem „reibungslosen Übergang“ aus. Zur 8:4-Mehrheitsentscheidung des Gemeinderats äußerte er sich nur kurz: „Sie war wohlüberlegt und abgewogen.“ Lobend stellte er das „hohe Engagement“ der Bürger heraus: „Dies gibt mir die Zuversicht, dass wir in Zukunft die wichtigen Themen anpacken und gemeinsam entwickeln können. Auch das hat sicherlich meine Entscheidung beeinflusst.“

Seine berufliche Situation könne er mit dem Ehrenamt des Bürgermeisters „gut vereinbaren.“ Es bestehe die Möglichkeit, sich von seiner Teilzeitbeschäftigung (14 Stunden) beim Amt für Landwirtschaft beurlauben zu lassen. Eine weitere Option sei, den Bereich Milchviehhaltung in seinem landwirtschaftlichen Betrieb aufzugeben und Teile der Aufgaben auszulagern. Mit Ehefrau Ingrid betreibt Richard Strauß artgerechte Fohlenaufzucht für Pferdebesitzer. „Der Bürgerentscheid ist für mich bindend“, erklärte er. Sollte in sechs Jahren eine neue Entscheidung anstehen, plädiere er für eine „breite Bürgerbeteiligung im Vorfeld.“

Sowohl der Kandidat als auch die beiden Sprecher der Wählergruppe waren um Ausgleich bemüht, um in den politischen Lagern die Wogen zu glätten. Wir müssen aufeinander zugehen und uns die Hand reichen“, sagte Florian Braumandl in seiner Einführungsrede. Er warb um Kommunikation statt Konfrontation. „Nur so kommen wir als Gemeinschaft voran.“ Gemeinsam mit Versammlungsleiter Günther Heidingsfelder warb er für einen fairen Wahlkampf. Anerkennung zollten sie den beiden Mitbewerbern. Der gegenseitige Besuch der Nominierungsversammlungen zeige, dass man einen wertschätzenden Umgang pflege. Hermann Rösch und Uwe Schmid gehörten zu den Ersten, die Richard Strauss zu seiner erfolgreichen Nominierung gratulierten. Auch Wolfgang Nölp, der seine Kandidatur nicht weiter verfolgte, gehörte an dem Abend zu den Gratulanten, ebenso Bürgermeister Dieter Mohr und Ehrenbürger Rudolf Schwemmbauer. Ihre Anwesenheit quittierten die Zuhörer mit einem besonderen Applaus.

Die Wählergruppe „Unabhängige Bürger Geslau“ scheut sich nicht vor kritischen Fragen zum Thema „Nicht-Nominierung“ und der Mutmaßung, dass es dabei um ein „abgekartetes Spiel“ ging. „Sicherlich ist es so, dass Bürgermeister Dieter Mohr als ,Phantom’ mit auf den Wahlzetteln stand“, wird eingeräumt. Man habe eine hohe Anerkennung für seine hervorragende Arbeit. Dass unter dem Wirrwarr des Wahlkampfs vier honorige Bürgermeister-Kandidaten gelitten haben, „müssen wir gemeinsam verantworten“, heißt es nicht ohne Reue. Man habe die Lage nicht richtig eingeschätzt. „Seit Jahrzehnten gab es in Geslau stets lediglich einen Bürgermeister-Kandidaten. Die Situation, wie wir sie nun haben, ist einmalig in der jüngeren Geschichte.“ Abschließend wünschte Günther Heidingsfelder allen drei nominierten Kandidaten „die notwendige Unterstützung“, um die formalen Hürden zu meistern.“ sis

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