Alle Jahre wieder: Christbaum-Aufstellen
Das Ritual – Alternativlösungen machen lange Freude und sind wiederverwendbar
ROTHENBURG – Wer sucht denn jetzt noch einem Weihnachtsbaum? Praktisch denkende Leute holen den vom vergangenen Jahr aus dem Keller. Nach den Feiertagen wird er dort wieder verstaut.
Einige wenige Lebensbereiche sind fest in der Hand der Traditionalisten. Die rühren eine Weinflasche nicht an, wenn sie nicht mit einem Naturkorken verschlossen ist. Den Weihnachtsbäumen scheint ein ähnliches Schicksal beschieden. In diesen Tagen suchen Menschen nach einem Exemplar aus Holz, das einigermaßen gerade gewachsen ist.
Es ist immer gleich: zum letztmöglichen Zeitpunkt losgehen, nach einem akzeptablen Baum Ausschau halten. Dann die Freude, etwas Echtes erworben zu haben. Schließlich die Baumschlepperei. Die Dolchstiche der Tannennadeln im Handrücken beim Wuchten durchs Treppenhaus. Die leichte Enttäuschung, wenn der Baum im Zimmer doch einen recht deutlichen Fehlwuchs offenbart, eine regelrechte Lichtung auf mittlerer Höhe. Das Zurechtsägen des Stumpfes für den Christbaumständer. Der Kummer über die bereits beim Aufbau verlorenen Nadeln.
Alle Jahre wieder um diese Zeit halten Christbäume Einzug in die Wohnzimmer. Die einen stellen das gute Stück erst traditionell am Heiligen Abend auf und schmücken es. Die anderen nehmen es nicht so genau und platzieren ihren Baum schon Tage oder sogar Wochen vor dem 24. Dezember in der Stube.
Inzwischen gibt es in den Baumärkten und Geschäften eine zunehmende Auswahl an Tannen aus Metall und Kunststoff – mit Glitzer und falschem Schnee. Darunter hochwertige Produkte, die nicht nur auf den ersten Blick einem echten Baum täuschend ähnlich sehen. Das Maß der Dinge ist reiner Spritzguss. Für die Varianten aus Kunststoff, Metall oder Glas oder sogar Stoff (Näharbeiten der Hobbyschneiderin Ute Keller aus Insingen) spricht die lange Haltbarkeit. Die Exemplare lassen sich viele Jahre lang wiederverwenden. Kunden können sich aus einer reichen Auswahl bedienen. Den Schmuck liefern Anbieter gleich dazu.
Eine Detwangerin hütet einen besonderen Schatz: ein aufwendig aus Papier gedrehtes und geschnittenes Weihnachtsbäumchen mit gebastelten Kerzen und roten Kugeln aus der Nachkriegszeit 1947. Ihre Mutter hat es damals auf dem Nürnberger Weihnachtsmarkt erstanden, der seinerzeit nur aus ein paar schlichten Holzständen bestand, weil es wenig Waren zu kaufen gab.
Wie lief beim größten Rothenburger Weihnachtsartikel-Anbieter Wohlfahrt das Geschäft in der Adventszeit? „Es blieb bisher leicht unter dem Vorjahresniveau“, sagt Sprecherin Felicitas Höptner. Überraschend war, dass der Gast aus den USA in den Rothenburger Geschäften in der bisherigen Adventszeit zahlenmäßig stärker vertreten war als in den Vorjahren. Am 2. Adventswochenende gab es wie erwartet viele italienische Kunden mit guter Kauflaune. Der italienische Feiertag war am 8. Dezember, ein Montag, weshalb viele Gäste aus Italien bereits am Wochenende nach Rothenburg für ein langes Urlaubswochenende kamen.
Der Rückgang bei den deutschen Kunden habe auf der einen Seite mit dem regnerischen Wetter zu tun und auf der anderen Seite mit der jährlich stärker werdenden Konkurrenz der Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland. Viele deutsche Weihnachtsmarkt-Touristen sind auf der Suche nach neuen, außergewöhnlichen Weihnachtsmärkten und Warenangeboten, die es mittlerweile nicht nur in Großstädten, sondern auch in vielen kleineren Städten gibt, hieß es Nachfrage der Redaktion.
Auffällig ist der deutliche Rückgang der Besucher aus den früheren russischen Staaten – die Situation bezüglich Ukraine und der Verfall des Rubels sind spürbar. Außerhalb von Rothenburg verhalte es sich ähnlich mit dem saisonalen Weihnachtsverkauf bei Käthe Wohlfahrt. Bemerkenswert sei dabei, dass es nicht unbedingt nur die Großstädte mit ihren Weihnachtsmärkten sind die Zuwachsraten haben, sondern insbesondere viele mittlere Städte mit attraktiven Weihnachtsmärkten und ansprechendem Programm. Berlin gehört inzwischen, neben Hamburg und Leipzig, bei den Weihnachtsmärkten zu den attraktivsten Besucherstädten für Einkauf, Erlebnis und Weihnachtsmarktbummel. Die Entwicklung bei Käthe Wohlfahrt auf den Berliner Weihnachtsmärkten (das Unternehmen ist dort auf vier Weihnachtsmärkten vertreten) liegt zurzeit leicht über dem Vorjahr.
Im ganzjährigen Verkaufsgeschäft am Kurfürstendamm gebe es bereits über das gesamte Jahr eine deutliche Frequenzsteigerung und dieser Trend habe in den Adventswochen weiter angehalten. Die Einladungen an über 70000 Stammkunden anlässlich des Firmenjubiläums „50 Jahre Wohlfahrt“ zeigten wirtschaftliche Wirkung. sis
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