„Großartigstes Beispiel unter reichsstädtischen Spitälern“

Denkmalschützer mahnen zu sorgsamem Umgang – Kostbarkeit Prunkstube

ROTHENBURG – „Das Spital mit seiner Kirche, alten Gebäuden, Höfen, Mauern und Anlagen gehört zu den großartigsten und am besten erhaltenen Beispielen reichsstädtischer Spitäler in Mitteleuropa!” So Stadtheimatpfleger Dr. Konrad Bedal, der angesichts laufender Um- und Ausbauten zum Schülerwohnheim größte Sensibilität anmahnt und die Trennung von Schäfersaal und zugehörigem Vorraum für eine denkmalpflegerische Sünde hält.

Die Prunk- und Herrenstube des Spitals, Ende 16. Jahrhundert (irreführend „Schäfersaal”). Fotos: diba

Die Prunk- und Herrenstube des Spitals, Ende 16. Jahrhundert (irreführend „Schäfersaal”). Fotos: diba

Nicht nur Dr. Bedal, sondern auch Dr. Karl-Heinz Schneider hatte beim Bauausschuss-Rundgang durch das Gebäude letzte Woche nachdrücklich darauf hingewiesen, dass man bei der ohnehin schon problematischen Nutzung als Schülerwohnheim wenigstens den sogenannten Schäfersaal zusammen mit seinem dazugehörigen Vorraum aus dem Mietvertrag herausnehmen solle. Schließlich führte durch diesen Vorraum der Weg in die große Prunkstrube – und zwar durch ein reich verziertes Portal. Der Zuweg ist zusammen mit dem Wendeltreppenaufgang zu sehen, der ebenso wie der Schäfersaal selbst als städtisch genutzt zugänglich bleibt.

Der Stadtheimatpfleger erkennt dies durchaus an, aber es genügt nach seiner Meinung nicht. Dr. Bedal: „Die Einbeziehung des großen anschließenden Vorraumes ist unbedingt aus historischen wie öffentlichen Nutzungsgründen nötig!” Die seitlichen Hermenfiguren am verzierten Portal zeugten von künstlerisch hochrangiger Behandlung dieses Hauptzuganges vom Nebensaal aus. Der Besucher könne die so unverändert erhaltene prachtvolle Ausstattung der Renaissance letztlich nur verstehen, wenn er den Vorraum dazu erleben könne. Bedal spricht von „einem einmaligen, zusammengehörenden Raumensemble, das man nicht trennen sollte”.

In diese Kerbe schlägt auch mit Nachdruck Dr. Karl-Heinz Schneider, der den Spitalbau (1574-78) näher in seiner Arbeit beschrieben hat. Dort geht er näher auf die Baugeschichte ein und verweist auf den Kunstschreiner Niclais Thuester, der die Ausgestaltung der Pflegamtsstube (Schäfersaal) mit seinen Gesellen übernahm. Am 5. Oktober 1578 erhielt er vier Gulden für die Verfertigung der großen Portaltürblätter, seine Frau wurde für Tätigkeiten in der Schreibstube mit über einem Gulden entlohnt. Ganze 58 Gulden gab es für die reiche Wandvertäfelung der Stube wie sie heute noch beeindruckt. Ähnlichkeiten mit dem Rathausbau, so Dr. Schneider, seien nicht zufällig, denn er falle nicht nur zeitlich mit der Errichtung des Spitalbaus zusammen. Steinmetzmeister Leonhard Weidmann war maßgeblich beteiligt. Zeitgleich mit dem Rathausbau fand auch die Umgestaltung eines großen Teils der Spitalgebäude statt.

Stadtheimatpfleger Dr. Konrad Bedal (2. von rechts) äußert Bedenken im Baubeirat.

Stadtheimatpfleger Dr. Konrad Bedal (2. von rechts) äußert Bedenken im Baubeirat.

Der kleineste gemeinsame Nenner wäre nach Meinung Bedals und Schneiders, wenn wenigstens die gemeinsame Nutzung durch Berufsschule und Stadt noch ermöglicht würde: „Wenigstens eine gemischte Nutzung sollte noch erreicht werden”, meint Stadtrat Schneider. Freilich wäre dies nur mit dem Entgegenkommen des Mieters, dem Landkreis Ansbach, denkbar. Da kommt die Kritik auch von Dr. Schneider etwas spät, denn der Vertragsentwurf war ausführlich im Stadtrat behandelt worden, woran er sich nicht mehr erinnerte.

Stadtbaumeister Knappe dazu: „Zu keiner Zeit gab es einen entsprechenden Antrag von Stadtratsmitgliedern, Dr. Schneider hatte lediglich auf die Bedeutung des Sandsteinportals und Schutzmaßnahmen hingewiesen.” Der Landkreis als Schulträger benötige die Flächen dringend, um das Raumprogramm zu erfüllen. Der Vorsaal soll als Aufenthalts- und Speiseraum genutzt werden. Thema im Rat war auch eine neue zentrale Aufzugsanlage, wozu erst im Februar ein Alternativentwurf des Architekten Teichmann vorgestellt wurde, um die beiden bestehenden Aufzüge überflüssig zu machen – was der Stadtrat aber ablehnte. Auch dabei war die Nutzung des Vorraums zum Schäfersaal als Mehrzweckraum für das Schülerwohnheim nochmal enthalten, wie Knappe betont.

Rund 5,2 Millionen Euro werden von dem Eigentümer, der von der Stadt verwalteteten historischen Hospitalstiftung für den Ausbau mit Sanierung aufgebracht, davon rechnet man insgesamt mit rund zwei Millionen an Zuschüssen, wobei allein vom Entschädigungsfond Bayern schon 1,5 Millionen kommen. Zur Fassadenerneuerung in Höhe von 250000 Euro leistet die Denkmalstiftung einen Zuschuss über 100000 Euro. Am Ende bleiben 3,2 Millionen Euro bei der Hospitalstiftung hängen. Der Mietvertrag wurde langfristig geschlossen, lediglich bei stark sinkender Schülerzahl ist ein Sonderkündigungsrecht vereinbart. Über das Sanierungskonzept und die laufenden Bauuntersuchungen berichteten wir bereits in der Ausgabe 22. April.

Dr. Bedal erkennt an, dass „Nutzung immer besser ist als Leerstand”, doch historische Strukturen müssten dann erst recht Priorität genießen. Dies aber sieht die Verwaltung durchaus gewährleistet. Notwendige Einbauten können jederzeit wieder herausgenommen werden. Für Kulturveranstaltungen aller Art aber, so der Stadtheimatpfleger, sei der Schäfersaal nur zusammen mit seinem Vorraum als „eine Art Wandelraum“ sinnvoll zu nutzen. Man könne dort auch eine Dokumentation zum Spital einrichten.

Das Augenmerk muss aber auch auf die weiteren wertvollen Räume und Ausstattung aus der Bauzeit gerichtet bleiben. Noch unter Putz ist das Fachwerk im Seitenflügel des Mittelgangs versteckt, das freigelegt werden sollte, wie Dr. Bedal anregt, denn: „Nur was ich weiß, sehe und kenne, kann ich schätzen und erhalten!” diba

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