Misstöne bei Museumseinweihung

Feierliche Militärparade im Schlosshof von Schillingsfürst unter Ausschluss der Öffentlichkeit

SCHILLINGSFÜRST – Kanonenschüsse, Marschmusik und militärisches Zeremoniell mit Abschreiten der angetretenen Ehrenformationen und gegenseitiger Ehrenbezeugung der uniformierten Institutionen im Hof vor dem Schloss. Feierliches Zeremoniell begleitete am Samstagnachmittag die Eröffnung des ersten deutschen Museums der französischen Fremdenlegion. Ihre Anfänge gehen auf das Regiment Hohenlohe zurück, das mit anderen Royalisten 1789 vor den Revolutionswirren geflüchtet und auf der Frankenhöhe Aufnahme gefunden hatte.

Würdiges Reglement: Das Abschreiten der Ehrenformationen im Gleichschritt und der militärische Gruß – begleitet von Marschmusik. Fotos: sis

Würdiges Reglement: Das Abschreiten der Ehrenformationen im Gleichschritt und der militärische Gruß – begleitet von Marschmusik. Fotos: sis

Seine Durchlaucht, Fürst Constantin zu Hohenlohe-Schillingsfürst, und der aktuelle Oberkommandierende der Fremdenlegion, Jean Maurin, waren eingerahmt von mehreren französischen Generälen, Vertretern der Nato und französischen Diplomaten aus Berlin, aktiven sowie ehemaligen Legionären. Die Fremdenlegion, einst von Franzosenkönig Louis Philippe gegründet, betrachtet sich als eine große Familie. Die Wahrung ihrer Traditionen ist ein Garant für ihre Existenz sowie zugleich unabdingbar für die Disziplinierung und das Zusammenleben der verschworenen Truppe unterschiedlicher Rassen und Religionen aus über 130 Ländern der Erde seit mehr als eineinhalb Jahrhunderte.

Feste sind ein fester Bestandteil eines Legionärs und nicht zuletzt für den Korpsgeist von großer Wichtigkeit. Auch Ehrengäste aus der Politik nahmen an der Veranstaltung teil: der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel, Landtagsabgeordneter Jürgen Ströbel, Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Bezirksrat Wolfgang Hofmann und Bürgermeister Michael Tryzbinski. Der Schillingsfürster Stadtrat gehörte nicht zu den geladenen Gästen und wurde damit erneut brüskiert. Auch 2013 bei der Enthüllung der Erinnerungstafel am heutigen Schlosscafè, wo die ersten Soldaten der „Legion Hohenlohe“ einst stationiert waren, stand das Ratsgremium nicht auf der Gästeliste.

Für Misstöne sorgte der Ausschluss der Öffentlichkeit. Es war unverständlich, warum die Bevölkerung nur Zaungast am geschlossenen Tor sein durfte. Rund hundert Inte­ressierte machten auf dem Absatz kehrt und gingen schimpfend weg. Einen Logenplatz hatte die fürstliche Familie. Die 89-jährige Fürstin Ladislaja zu Hohenlohe-Schillingsfürst schaute mit Tochter und Enkelin aus dem Fenster des Schlosses zu. Man sah eine angeregte Unterhaltung.

Der Schlossherr begrüßte die französischen Gäste in deren Landessprache. Er hatte eigens sein Schul-Französisch aufgefrischt. Leider funktionierte das Mikrophon nicht richtig, so dass ihn die große Versammlung im Hof nur schlecht verstehen konnte. General Jean Maurin, der im August letzten Jahres zum 24. Oberkommandierenden der Fremdenlegion ernannt wurde, sprach auf Französisch mit Dolmetscher für die deutsche Sprache, und dankte für die Schillingsfürster Initiative, ein Museum einzurichten im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft. Bereits seit 1989 pflegt die Stadt eine Partnerschaft mit Chamberet im Gebiet Limousin in Frankreich.

Das Museum besteht aus einem einzigen Ausstellungsraum und wird ehrenamtlich geführt.

Das Museum besteht aus einem einzigen Ausstellungsraum und wird ehrenamtlich geführt.

Ehrenamtlich hatten sich die beiden Schillingsfürster Johannes Munique und der frühere Stadtrat Siegberth Holter für die neue Schau im Schloss engagiert. In seiner Rede erläuterte Siegberth Holter noch einmal die Phasen von der Idee bis zur konkreten Umsetzung. Die Ausstellung mit Orden, Uniformen, Ausrüstung, Waffen und Informationstafeln gibt Einblick in die Geschichte der Eliteeinheit, die in den schlimmsten Krisenregionen der Welt eingesetzt wird. Oft erfährt die Öffentlichkeit nichts von den verdeckten Operationen in Europa, Afrika, Amerika und Asien.

In den 50er Jahren zogen die Fremdenlegionäre für Frankreich in den Indochina-Krieg, fast die Hälfte davon waren Deutsche. Viele hatten für die Wehrmacht oder Waffen-SS gekämpft und dann die Seiten gewechselt. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs in Osteuropa kamen auch Soldaten aus der ehemaligen DDR, aus Polen, Tschechien oder Russland zur Fremdenlegion. 1999 kämpfte die Truppe, die offiziell zum französischen Heer gehört und direkt dem Präsidenten von Frankreich untersteht, im Kosovo, 2000 in Mazedonien oder 2002 in Afghanistan.

Über das Militär wurde in Schillingsfürst nur ganz allgemein gesprochen. Von Ehre, Treue, Werte und Disziplin war in den Ansprachen die Rede. Angesichts der Geschichte und Bedeutung der Fremdenlegion, in deren Reihen Staatsmänner und Geschäftsleute vom höchsten Format dienten, hätte es etwas mehr Tiefgang geben müssen. Manch einer der uniformierten Gäste sah auch den Begriff „Museum“ zu hoch gegriffen. „Der Ausstellungsraum ist optisch und inhaltlich noch ausbaufähig“, kommentierte ein altgedienter Soldat mit grünem Barett seine persönlichen Eindrücke. sis

Ein Kommentar zu Misstöne bei Museumseinweihung

  1. Bürger sagt:

    Schade, dass weder die Bevölkerung noch die gewählten Vertreter aus dem Stadtrat dabei sein durften. Umso wichtiger, dass die Zeitung dies wenigstens aufgreift. Hierfür ein großes Lob!!
    Passend war dafür der Bürgermeister dabei. Aber da dieser leider sowieso innerhalb von 14 Monaten den Kontakt und Rückhalt in der Bevölkerung verloren hat, passt dies dann doch.
    Hätte er etwas mehr an Rückrat und Courage hätte er aufgrund des Ausschlusses auch auf die Anwesenheit verzichtet.
    Aber das hätte neben Mut und Gradlinigkeit auch bedeutet, auf eine Erwähnung in der Zeitung zu verzichten.Und vermutlich auch auf Schnittchen.
    Jedoch hätte er den enttäuschten Bürgern ein Zeichen senden können.Eines, das auch seine enttäuschten Anhänger überrascht hätte.

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