Der Hingucker: das besondere Foto
Der Fotograf Robert Kardas ist ein Meister seines Fachs – Bildschau im Schloss
BOTTENWEILER – Bei jedem fängt das Fotografieren mit „Knipsen“ an: Man drückt auf den Auslöser und macht einen „Schnappschuss“. Robert Kardas beherrscht die Kunst der Fotografie. Er hat das Fotografenhandwerk von der Pike auf gelernt. Mit seinem Gespür für Komposition und Lichtgestaltung sind anspruchsvolle Arbeiten entstanden, die schon in Galerien und Ausstellungen zu sehen waren. Für die Bildschau „Von Angesicht zu Ansgesicht“ auf Schloss Schillingsfürst hat er Gesichter in Szene gesetzt
Die Aufnahmen sind in Franken entstanden, direkt bei den Menschen vor Ort: in Creglingen, Rothenburg, Feuchtwangen, Schillingsfürst oder Bottenweiler. Die großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien zeigen Gesichter unverstellt und ungeküns-telt in ausdrucksstarker Bildsprache. Die Porträts spiegeln die Persönlichkeit der abgebildeten Person wider. Vor der Kamera standen der Gründer des Fingerhutmuseums Thorvald Greif, der Künstlerbund-Vorsitzende Peter Nedwal, Fürst Constantin, Geschäftsleute und Leute aus dem Volk: Straßenkehrer, Schäfer, Rentner. Die Ausstellung wird am kommenden Samstag um 12 Uhr im geladenen Gästekreis eröffnet und ist bis 1. November zu sehen. Fotografieren ist eine Kunst. Schon der Ursprung des Wortes zeigt, dass es sich um hohe Kunst handelt. Die Bezeichnung kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Malen mit Licht“. Eine teure Ausrüstung macht noch längst keinen Fotomeister aus. Zwar verfügen Kameras, ob analog oder digital, über jede Menge Automatiken und Motivprogramme, die in Standardfällen durchaus technisch einwandfreie Fotos liefern. Doch um spezielle raffinierte Effekte zu erzeugen, bedarf es schon einer ganzen Reihe von Hintergrundwissen und Erfahrung.
Robert Kardas, 1956 in Duisburg geboren, hat das Fotografenhandwerk bei einem der führenden Industriefotografen im Ruhrgebiet gelernt und sich zum Vollprofi entwickelt. Schon als Jugendlicher unternahm er fotografische Endeckungstouren für die Schülerzeitung – mit der Kamera seines Vaters, einer Kodak Retina und Xenon-Objektiv. Zu Weihnachten bekam er von seinen Eltern eine Spiegelreflexkamera geschenkt, eine Yashica TL-E mit Innenmessung, damals das Maß aller Dinge. Ursprünglich wollte der begeisterte Wassersportler, der es in den 70er Jahren als Wasserballer bis in die Bundesliga schaffte, Schiffskoch werden und die weite Welt erleben. Ein kleiner Preis bei einem lokalen Fotowettbewerb wurde zur Basis einer lebenslangen Passion, die Robert Kardas in den 70er Jahren nach dem erfolgreichen Abschluss der Höheren Handelsschule mit einer Ausbildung zum Fotofachlaboranten und anschließender Spezialisierung zum Industriefotografen vorantrieb und Anfang der 80er Jahre mit einem Meisterbrief krönte. Während seiner Bundeswehrzeit ließ er sich zum Reproduktions- und Luftbildfotograf ausbilden.
In seiner Karrierelaufbahn arbeitete Robert Kardas für verschiedene Studios in den Bereichen Mode, Architektur, Ladenbau und schließlich mehrere Jahre für die Gutehoffnungshütte in Oberhausen, dem ältesten Montan-Konzern der Bundesrepublik, der sich im 20. Jahrhundert zum größten Anlagen- und Maschinenbauer Europas entwickelte. Doch eine schwere Krise in den 80er Jahren hatte enorme Umstrukturierungsmaßnahmen zur Folge. Der bestehende Betrieb wurde schließlich unter dem Namen der Tochterfirma MAN neu geordnet und der Firmensitz nach München verlegt. Robert Kardas wagte den Sprung in die Selbstständigkeit und baute ein großes Studio mit Fotolabor auf. Zu Spitzenzeiten beschäftigte er zehn Mitarbeiter und drehte auch viele Industriefilme. Die hohe Arbeitsbelastung mit häufig aufreibender Reisetätigkeit ins Ausland von Kopenhagen bis Katar führte zu gesundheitlichen Problemen. Auf ärztliches Anraten trat Robert Kardas kürzer, schloss das Labor und konzentrierte sich als Einmannbetrieb auf die Fotografie. „In sehr abgespeckter Form“ erledigt er weiterhin Auftragsarbeiten zuverlässig und professionell.
Vor drei Jahren ist er mit seiner Frau, eine gelernte Industriekauffrau, die ihn auch als Kamera-Assistentin unterstützt, aus dem Ruhrgebiet nach Bottenweiler gezogen. In dem Wörnitzer Ortsteil hat sich das Ehepaar ein kleines Haus im Grünen gekauft, das auch als Alterssitz taugt. Die Gegend hatte die beiden Naturfreunde schon vor Jahren angelockt. Über einen gemeinsamen Segelfreund, der auch auf die Jagd ging, entwickelten sich freundschaftliche Kontakte nach Oestheim, die sich im Laufe der Zeit immer mehr vertieften. Über einen Makler kam Robert Kardas zu der Immobilie auf dem Land. In dem gemütlichen Heim zieren eigene Fotoexperimente die Wände. Sein Bildband „Lichtwerk“ und die digitalen Fotosammlungen, gut organisiert und strukturiert auf dem Computer, zeigen faszinierende und herausragende Bilder, die entstanden sind aus Reflexen, Farben und Licht. Technik als Kunst. Kunst aus Technik. Turbinen, Fräsköpfe, Laufradschaufeln gewähren dem Betrachter Einblick in die Faszination der Maschinenwelt, die dieser sonst nicht hätte. Der gekonnte Einsatz von Kontrasten gibt den Motiven eine besondere Wirkung. Robert Kardas nimmt der Gasturbine das Nüchterne und reduziert sie mit der Wahl des Bildausschnitts auf ein filigranes Formenknäuel. Ein angeschnittenes Motiv ist oftmals interessanter und vermittelt die Stimmung des Moments weitaus besser. Zudem macht es die Aufnahme spannender und fordert die Fantasie des Betrachters heraus. Fotografie lebt vom Licht, vom Gegensatz Licht und Schatten und beim Farbbild zusätzlich von den Farbtönen. Robert Kardas gelingt es bei der fotografischen Auseinandersetzung mit Motiven der Industriekultur, der Natur, Menschen und Gesichtern mit einem einzelnen Foto eine ganze Geschichte zu erzählen und Stimmungen zu transportieren. sis
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