Einfach nur verrückt
Die Doppeldeutigkeit des Scheins – Ansichten der „Artgenossen“
ROTHENBURG – Dinge, die nicht mehr an dem Platz sind, dem sie vermeintlich originär entstammen oder dem sie zugewiesen wurden – diesem Phänomen der Verschiebung als alltagskultureller Technik und ständigem Prozess widmet sich die Ausstellung „Ver-rückt“ in den zwei Torwärterhäuschen am Burgtor.
Der Countdown läuft: Die Schau der Künstlergruppe „Artgenossen“ ist nur noch am heutigen Samstag und morgigen Sonntag von 14 bis 19 Uhr zu sehen. Die drei Rothenburger Christl Straßberger, Evelyne Weiß, Hermann Wolf und die beiden Finsterlohrer Sabine Boas und Willy Kammleiter wendeten sich dem besonderem Faszinosum zu: Dem Verschieben, Versetzen und Verrücken. Der Wandel ist ein entscheidendes Prinzip in der Kunst und lässt neue Formen und Zuschreibungen von Sinn und Ästhetik entstehen.
Wenn Dinge verrückt werden, sich bewegen oder bewegt werden, um den Standort oder Standpunkt zu wechseln, erlangt man durch veränderte Sichtweisen neue Einsichten. Die Ausstellung zeigt, wie nah das Selbstverständliche und Gewohnte und das Außergewöhnliche und Skurrile beieinander liegen.
Das Experimentieren, Verwerfen, Konzipieren und Präsentieren bot den fünf erfahrenen Künstlern viel Freiraum. Christl Straßberger zeigt Bilder, Textil- und Drahtobjekte und zwei Skulpturen aus Stein. Die harte Arbeit am Stein ist zu ihrer Lieblingsbeschäftigung geworden. Hermann Wolf übernahm mehrere Rollen. Der Goldschmid brachte sich auch als Musiker mit Gitarre und Gesang ein. Seit neuestem ist er unter die Linoldrucker gegangen.
Die Keramikerin Evelyne Weiß zeigt klassisches Handwerk und etwas verrückte, nicht alltägliche Arbeiten. Vom getöpferten „Tunnelblick“ bis zu Gefäßen mit schrägen Flaschenhälsen für die Sinne: Freude, Humor, Liebe Glück, Wahnsinn, Unsinn, Schwachsinn, Blödsinn.
Sabine Boas präsentiert Gemälde und einen Stuhl als Kunstobjekt sowie ein Materialbild mit Kaffeekapseln, um darauf hinzuweisen, dass die kleinen Plastikkammern einen gewaltigen Müllberg verursachen. Außerdem bieten die „Artgenossen“ mit Kunst gefüllte kleine Wundertüten zum Verkauf, die den besonderen Geist der Ausstellung gut fassen. sis
Schreibe einen Kommentar