Entfesseltes Geigenspiel

Kaffeehausmusik in 19. Auflage wartete mit gefeiertem Höhepunkt auf

ROTHENBURG – Etwas Gehirnjogging und Knobelei, eine Prise Reiselust und Exotik waren angesagt bei der 19. Auflage der Kaffeehausmusik im Reichsstadt-Gymnasium in der – wie immer zu diesem Anlass – vollbesetzten Aula. Die größte öffentliche und dazu noch bewirtete Konzertveranstaltung im Schuljahreskalender lockte ein weiteres Mal die Massen und setzte Akzente.

Mit furiosem Geigenspiel bringt Lissy Bauer, begleitet von Gebhard Bauer am Klavier, das Kaffeehaus zum Beben.   Fotos: Weber

Mit furiosem Geigenspiel bringt Lissy Bauer, begleitet von Gebhard Bauer am Klavier, das Kaffeehaus zum Beben. Fotos: Weber

Mit dem legendären Detektiv Sherlock Holmes (Jonas Holstein) und seinem Assistenten Dr. John Watson (Lena Jakoby) gaben zwei prominente Figuren die Richtung vor. Bei der von Musiklehrer Gebhard Bauer erdachten Moderation gingen sie auf Spurensuche und nahmen das staunende Publikum mit auf ihre launige kriminologische Ermittlungstour. Immer neue Erkenntnisse, Tatbestände und Verwicklungen taten sich dabei auf.

Den Instrumentalisten und Sängern war es vorbehalten, auf ihre Weise Licht in diese bisweilen verwegen anmutenden Gedankenspiele zu bringen. Was der Bläserchor unter Erich Korder mit der Interpretation von „Sunshine“ (Michael Schütz) zum Auftakt gleich wörtlich nahm und damit eine Portion Sonnenschein in die auf Hochtouren laufenden Ermittlungen mischte.

Der Chor der Mittel- und Oberstufe unter Gebhard Bauer legte in der Klavierbegleitung durch Hanna Fiedler mit „Breaking up is hard to do“ von Neil Sedaka eine sonnige Pop-Hymne nach. Entfesselt spielte Geigentalent Lissy Bauer (begleitet von Gebhard Bauer) auf und brachte mit „Zigeunerweisen“ von Pablo de Sarasate dieses nur für wenige Stunden existente „größte Kaffeehaus Rothenburgs“ zum Beben.

„Wouldn’t it be loverly?“ (Loewe/ Lerner), einfühlsam gesungen von Selina Kandert, begleitet von Eva Ehrlinger (Querflöte) und Henrik Ströbel (Klavier) lenkte die Ermittlungsfahrt wieder in etwas ruhigere Bahnen. Delikaten und anregenden „Café au lait“ (Uwe Heger) rührte das Blockflöten-Quartett Alena Fischer, Johanna Sudler, Paula Frank und Jannik Göttfert an.

Temperament, Exotik und Hüftschwung legt der Lehrerchor bei „Un poquito cantas“ an den Tag.

Temperament, Exotik und Hüftschwung legt der Lehrerchor bei „Un poquito cantas“ an den Tag.

Der Lehrerchor lud glänzend gelaunt zum Sprung über den großen Teich ein. Ausgestattet mit Sombreros, Fächern, Schwung in den Hüften und jeder Menge Temperament legte er beim „Un poquito cantas“ südamerikanische Qualitäten an den Tag. In der Pause nutzte das zahlreiche und geneigte Publikum gerne die Gelegenheit, am variantenreichen westmittelfränkischen Kuchenbüfett einzukehren, sich dort zu bedienen und es sich schmecken zu lassen. Dazu gab es Kaffee und Tee. Eltern der 7. Klassen hatten gebacken. Mit dem Verkaufserlös wird die Skifreizeit ihrer Kinder im kommenden Winter unterstützt.

Die Schülerinnen-Formation „The Chordettes“ (neben dem Lehrerchor geleitet von Carolin Leyh) legte nach diesem kleinen stärkenden Einschnitt beim „Lollipop“ (Dixson/ Ross) gesanglich gleich den forschen Gang ein und ließ es dazu noch stilecht mit dem aus der aufgeblasenen Backe gezogenen Finger ploppen. Beim „Rigoletto mit der Zauberflöte“ (Wolfgang A. Verdi) zeigte das Lehrerorchester unter Gebhard Bauer erstaunliches Talent zum musikalischen Spagat. „Tante Paula liegt im Bett und isst Tomaten“ (Kollo/Frey) sang Anna Ehnes, begleitet von ­Joshua Humpfer am Klavier, und brachte damit auch neue thematische Würze in die forschen Ermittlungen.

Larissa Steinke zeigte als Benimm-Lehrerin im Sketch „Neulich in der Volkshochschule“ (Text: Gebhard Bauer) ihrem aufgeschlossenen und neugierigen Auszubildenden-Quartett (Nina Kartak, Mirjam Schmidt, Hannes Holstein, Lukas Otto) wo es lang geht laut Knigge.

Unverkennbar orientalisch erklang es bei „Salome“ (Rebner/Stolz) mit Karolin Dürr (Gesang), Romina Weber (Geige) und Mirjam Schmidt (Klavier). Mit dem Sprung in die Lande von „Tausendundeiner Nacht“ war das Finale eingeläutet. Bahn frei für die Bigband unter Gebhard Bauer, die ein weiteres Mal den fulminanten Schlusspunkt setzte. Auf ging’s zur Dampfzugfahrt von New York City nach Chattanooga/Tennessee, die dem legendären Swing-Klassiker von Gordon und Warren zugrunde liegt.

Ein weiteres Mal hat sich das Reichsstadt-Gymnasium bei seiner Kaffeehaus-Musik musikalisch und auch organisatorisch von seiner bes­ten Seite gezeigt und großen Mannschaftsgeist bewiesen. Viele halfen zusammen und ihnen allen dankte Oberstudiendirektor Walter Först am Ende herzlich. Eingangs hatte der Schulleiter mit dem früheren Musiklehrer der Schule, Hans-Peter Nitt, den Erfinder der Kaffeehaus-Musik begrüßt und mit ihm den früheren langjährigen Schulleiter Rainer Teschner sowie den neuen stellvertretenden Schulleiter Dr. Nikolaus Kocher und den Elternbeiratsvorsitzenden Dominik Rauh.

Nach den dramatischen Ereignissen von Paris und dem aktuellen Fund der Babyleichen in Oberfranken könne nicht zur Tagesdordnung übergegangen werden, fand der Oberstudiendirektor und sprach beides an (siehe eigener Beitrag unten). Zu einer Schweigeminute erhoben sich alle in der Aula von ihren Plätzen.

„Hinter den Kulissen“ sorgte ein weiteres Mal Philipp Breiter als Tontechniker für die richtige Abmischung. An den Ausgängen standen am Ende aufgeklappte Instrumentenkästen und Körbe bereit für Einlagen zugunsten der musikalischen Abteilung und ihrer Ausstattung. -ww-

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