Auch weiter kein Glück
Das Paradeisgassen-Projekt bleibt bis zuletzt ein ganz eigener Problemfall
ROTHENBURG – Es gibt Projekte, denen ist einfach kein Glück beschieden, von Anfang an bis zum Ende. Die Paradeisgasse gehört dazu. Hatten sich die Bauarbeiten unerwartet in die Länge gezogen und die Nerven der Anwohner ohnehin über Gebühr strapaziert, so musste jetzt erneut gesperrt werden, weil das Pflaster wegen mangelhafter Verlegung nachzuarbeiten war.
Von „reiner Mängelbeseitigung“ spricht Rudolf Krämer vom Stadtbauamt. Damit weist er Befürchtungen aus dem Kreis der Anlieger zurück, die Nachbesserungen würden als Regiearbeiten erfasst und gingen damit auch zu ihren Lasten. Davon könne nicht die Rede sein. Vielmehr habe die Stadt das nach Einbringen der Ver- und Entsorgungsleitungen (teils in Zuständigkeit der Städtischen Werke) verlegte Pflaster nicht abnehmen können und reklamiert.
Grund: viel zu unregelmäßige Fugen und vor allem auch Rinnen, die teilweise höher lagen als die anschließende Fläche, was ein normales Abfließen von Niederschlägen und sonstigem Wasser verhindert hätte. Die Behebung der Fehler und damit auch die daraus resultierende erneute Sperrung der Paradeisgasse sei deshalb unumgänglich gewesen.
„Verkettung unglücklicher Umstände“
Sage und schreibe über ein ganzes Jahr hatte sich das Bauprojekt in derem schmalen und relativ kurzen Stück zwischen Rödergasse und Galgengasse hingezogen. Bagger und Arbeiter waren schon nach den Reichsstadttagen 2014 angerückt. Warum die Paradeisgasse erst über zwölf Monate später wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte?
Es ist von der „Verkettung unglücklicher Umstände“ die Rede. Anlieger, darunter auch ein Gastronom und ein Hotelier, waren jedenfalls wegen der Baustelle vor der Tür und wegen ihrer Folgen reichlich genervt. Dass jetzt eine erneute Sperrung erforderlich war und Pflasterer anrückten, ließ sie nach dieser Vorgeschichte Böses ahnen. Das Stadtbauamt versucht die Situation zu erklären und auf diesem Weg zu versachlichen und zu beruhigen.
Heuer keine Bescheide mehr
Ob sich die Anlieger der Paradeisgasse darauf einstellen müssen, dass ihnen jetzt die Bescheide für ihren Anteil an den Projektkosten ausgerechnet zu allem Überfluss noch unter den Weihnachtsbaum flattern? Da kann Entwarnung gegeben werden. Birgit Pfister, im Stadtbauamt zuständig für den Vollzug der Straßenausbau-Beitragssatzung und für Baurecht, rechnet damit, dass Bescheide für die Beteiligung der Anlieger frühestens Ende 2016 hinausgehen, vielleicht sogar erst Ende 2017.
Sie verschicke grundsätzlich keine Bescheide zu Weihnachten Grund: Jeder Betroffene müsse schließlich die Gelegenheit haben, gleich aufs Amt zu kommen und sich alles detailliert auseinandersetzen zu lassen. „Es ist mir sehr recht, wenn sich die Anlieger mit ihren Bescheiden bei mir einfinden. Dann kann ich ihnen alles genau erklären,“ betont sie.
Bis jetzt fehlen ganz wesentliche Voraussetzungen für diese Bescheide. Zum einen liegen noch nicht alle Einzelrechnungen vor und zum anderen gibt es – als logische Konsequenz – damit auch noch keine Endabrechnung. Erst im Frühjahr 2016, so wird erwartet, werde man einen Überblick haben, was das Projekt unter dem Strich wirklich gekostet habe. Bis jetzt gibt es nur eine Zirka-Zahl zu der erwarteten Summe. Sie setzt sich aus den einzelnen Zahlen der verschiedenen Vergabe-Abschnitte zusammen. Demnach wären unter dem Strich ungefähr 500000 Euro zu erwarten. Allerdings steht die Zahl unter großem Vorbehalt, denn es kommt darauf an, ob und in welchem Maß die Rechnungen von dem Stadium im Vorfeld der Arbeiten abweichen.
Wieviel letztendlich prozentual auf die Anlieger umzulegen wäre? Da muss Birgit Pfister passen. Das Beitragskapitel ist kompliziert. Jede Rechnung wird darauf geprüft, inwieweit Teile davon auf die Anlieger umzulegen sind und – falls ja – wird das dann nach Grund- und Geschossflächen auf die einzelnen Grundstücke verteilt. -ww-
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