Die Realität zeigen
Aktion „Disco-Fieber“ klärt über Alkohol am Steuer auf
ROTHENBURG – Welch schwere Folgen fahrlässige Entscheidungen haben können, wurde Schülern der 11. Klassen des Reichsstadt-Gymnasiums anschaulich vor Augen geführt: Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst demonstrierten, mit welchen Situationen sie vor Ort konfrontiert werden, wenn eine Fahrt unter Alkoholeinfluss ein schlimmes Ende nimmt.
Jugendliche feiern am Wochenende in der Disco. Ein junger Mann setzt sich, obwohl er Alkohol getrunken hat, ans Steuer, seine Freunde steigen ein, ohne überhaupt an irgendwelche Gefahren zu denken. Wenig später verliert der junge Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug, es kommt auf der winterlichen Landstraße im Dunkeln zu einem schweren Unfall.
Immer wieder werden Einsatzkräfte gerade auf dem Land zu solchen Unfällen gerufen – häufig auch zu spät, um noch helfen zu können. Wie sehr solche Einsätze nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Rettungskräfte belasten, berichteten im Rahmen der Aktion „Disco-Fieber“ eindrucksvoll und anschaulich Jürgen Holstein, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Rothenburg, Joachim Held, Rettungsassistent beim Bayerischen Roten Kreuz, Harry Englert von der Polizei und Krisenseelsorgerin Barbara Müller.
Die Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Reichsstadt-Gymnasiums zeigten sich tief beeindruckt von den sehr realistischen und bewegenden Schilderungen und den eingespielten Kurzfilmen, in denen sie mit grausamen Unfallsituationen und ihren Folgen konfrontiert wurden. Schockiert waren die Schüler insbesondere auch von den Fotos demolierter Fahrzeuge, die Jürgen Holstein mitgebracht hatte, um die Arbeit der Einsatzkräfte am Unfallort zu veranschaulichen.

In diesem Fall sind Zuschauer am „Unfallort“ erwünscht: Die Rettungskräfte klären über die Folgen von Promillefahrten auf. Foto: privat
Die Demonstration ist Teil des pädagogischen Konzeptes zur Suchtprävention, das von der StiL-Gruppe („Stark ins Leben“) entwickelt wurde. Dass sie wichtig und notwendig ist, zeigen die Unfallzahlen, die Andrea Gugger präsentierte. Sie ist die Koordinatorin der Aktion „Disco-Fieber“, die heuer zum siebten Mal am Reichsstadt-Gymnasium stattfand. Sie zeichnete ein erschreckendes Bild: Im Jahr 2014 kamen 97 Jugendliche und junge Erwachsene auf Bayerns Straßen ums Leben, mehr als 2000 wurden schwer verletzt. Aufhorchen lässt dabei die Tatsache, dass der Anteil der 18- bis 24-Jährigen an der Gesamtbevölkerung etwa 8 Prozent beträgt, ihr Anteil bei Verkehrsunfällen aber etwa 20 Prozent ausmacht. Fahranfänger sind also überdurchschnittlich häufig an schweren Verkehrsunfällen beteiligt. Nahezu die Hälfte der Unfälle geschah in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf dem Rückweg von der Diskothek.
Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen und den Schülern einen realistischen Einblick in die Situation am Unfallort zu bieten, fand die Aktion bei kalten Temperaturen und einbrechender Dunkelheit am frühen Abend statt. Auf dem Parkplatz des Gymnasiums erlebten die Schüler mit, wie die Feuerwehr, unterstützt von den Einsatzkräften von Polizei und Rettungsdienst, zwei Verunglückte mit schwerem Gerät aus einem demolierten Unfallfahrzeug befreiten und anschließend fachkundig medizinisch versorgten. Die Jugendlichen fanden die nachgestellte Rettungsaktion sehr beeindruckend, aber auch schockierend. Im Namen der Schule bedankte sich Jahrgangsstufensprecherin Iris Müller bei allen Aktiven für ihr Engagement und den riesigen Aufwand, mit dem die gesamte Aktion durchgeführt wurde. Einen Eindruck von dieser Aufklärungs-Kampagne können sich Besucher bei der Informationsveranstaltung des Reichsstadt-Gymnasiums am 20. Februar anhand einer Fotoausstellung machen. gy
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